crizak schrieb am 11.04.2024 17:13:
"Bei BDS machen auch Antisemiten mit, also ist es antisemitisch."
Dann hast du den Artikel aber nicht gelesen. Oder nicht verstanden.
Diesen Vorwurf gebe ich gerne an dich zurück.
Mögen die Anliegen der BDS-Kampagne auf den ersten Blick als politisch legitim und nachvollziehbar erscheinen, offenbart sich in den Vagheiten und Implikationen ihrer drei Kernforderungen eine antisemitische Stoßrichtung.
Aha.
Weil die Forderungen also vage sind,
kann man sie auch antisemitisch auslegen,
und daher sind sie antisemitisch.
Na das ist ja mal stichhaltig...
Solche semantischen Uneindeutigkeiten scheinen keineswegs zufällig gewählt, sondern vielmehr Teil der Strategie von BDS zu sein. Denn durch den weiten Interpretationsspielraum der formulierten Ziele lassen sich Vertreter/-innen ganz unterschiedlicher Milieus für die antiisraelische Agenda der Kampagne gewinnen.
Ach was?
Die Kampagne erlaubt einen weiten Interpretationsspielraum,
weil sie Menschen ganz unterschiedlicher Milieus für sich gewinnen will?
Na dann ist sie ja ganz klar antisemitisch!
Der Staat Israel, so die zweite BDS-Forderung, sollte das "Grundrecht der arabisch-palästinensischen BürgerInnen Israels auf völlige Gleichheit anerkenn[en]" (ebd.). Ein solches Plädoyer ist insofern irreführend, als es nahelegt, der Staat Israel würde seinen fast 1,3 Millionen palästinensischen Bürger/-innen formale, demokratische Grundrechte verweigern.
Dass Israel eine Zwei-Klassen-Gesellschaft ist, sollte selbst dem Autor bekannt sein.
Die arabischen Bürger Israels leben in einer Realität, in der sie Diskriminierung als Araber erleben. Diese Ungleichbehandlung wurde in zahlreichen professionellen Umfragen und Studien dokumentiert und in Gerichtsbeschlüssen und Regierungsresolutionen bestätigt. Sie spiegelt sich auch in vielen offiziellen Berichten und Dokumenten wider. Die jüdische Bevölkerungsmehrheit ist sich dieser Diskriminierung oft kaum bewusst, doch für die Einstellungen und Gefühle der arabischen Bürger spielt sie eine zentrale Rolle. Sowohl im arabischen Sektor als auch außerhalb ist diese Diskriminierung weitgehend verbreitet und ist nach offiziellen Einschätzungen eine wesentliche Quelle der Verärgerung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Arabische_Israelis#B%C3%BCrgerrechte_und_Diskriminierung
Und die Justizreform, die Bibi anstrebt, dient ja vor allem dazu alle mühsam errungenen Verbesserungen wieder abzuschaffen:
https://www.tagesspiegel.de/internationales/israels-kampf-um-demokratie-die-ungleiche-behandlung-von-arabern-kommt-auf-die-agenda-10344721.html
Die dritte Kernforderung des BDS-Gründungsmanifest bezieht sich auf einen zentralen Streitpunkt im Interner Link: arabisch-israelischen Konflikt: die palästinensische Flüchtlingsfrage. In ihrem Appell fordert die BDS-Kampagne eine Wahrung der "Rechte der palästinensischen Flüchtlinge, in ihre Heimat und zu ihrem Eigentum zurückzukehren, wie es in der UN-Resolution 194 vereinbart wurde."
Was?
Jetzt fordern die auch noch, dass die UN-Resolution 194 umgestzt werden soll?
Na wenn das mal nicht ganz klar antisemitisch ist!
Die wohl größte Aufmerksamkeit und Reichweite erzielt die BDS-Kampagne jedoch durch das Engagement weltweit prominenter Vertreter/-innen des Kultursektors.
...
Brian Eno oder Kae Tempest
...
Roger Waters
...
Roger Waters und viele andere prominente BDS-Unterstützer/-innen
...
Ach ja, die Kontaktschuld nicht zu vergessen!
Mit dieser Deutung des Zionismus und des Staates Israel als rassistisches, imperialistisches und (neo)koloniales Projekt wird die historische und gegenwärtige Notwendigkeit eines staatlich und demokratisch organisierten Schutzraumes für Jüdinnen und Juden vor dem weltweit grassierenden Antisemitismus in Abrede gestellt.
Ähh, Moment.
Eben waren wir noch bei "vage mit verschiedenen Deutungsmöglichkeiten",
aber jetzt wird für das Fazit nur eine davon herangezogen?
Und weil es einen "weltweit grassierenden Antisemitismus" gibt (unabhängig von BDS)
[ist das so?],
besteht die "Notwendigkeit eines staatlich und demokratisch organisierten Schutzraumes für Jüdinnen und Juden"
[ist das so?],
und daher ist es illegitim, Israel für rassistisches, imperialistisches und (neo)koloniales Verhalten zu kritisieren
[ist das so?].
Spannende Argumentation.
Nur folgt sie leider der falschen Prämisse,
dass jede Kritik an Israel automatisch antisemitisch ist.
Denn Israel handelt ja nur deswegen so wie es handelt,
weil es Jüdinnen und Juden einen Schutzraum
vor dem weltweit grassierenden Antisemitismus bieten muss.
Also wenn das ein objektiver Artikel
mit stichhaltiger Argumentation sein soll,
dann ist der Papst wohl auch nur ein Dschihadist...
*kopfschüttel*
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (11.04.2024 18:26).