auf_der_hut schrieb am 30.12.2024 23:32:
Die Aussage, dass das Schiff innerhalb finnischem Hoheitsgebiets angehalten wurde konnte ich nirgends finden! Da würde ich mich über eine Quelle freuen.
Die gibt es z.B. hier:
https://www.deutschlandfunk.de/unterseekabel-sabotage-schattenflotte-russland-estlink-2-ostsee-finnland-100.html#seerecht-freiheit-der-meere
oder hier
https://de.euronews.com/my-europe/2024/12/26/unterwasser-stromkabel-zwischen-finnland-und-estland-beschadigt-schattenflottentanker-fest
Oder
beim AIS-Tracker Ihres Vertrauens z.B. hier
https://www.myshiptracking.com/?mmsi=518998865Interessanterweise hatte die Eagle S ihr AIS anscheinend die ganze Zeit an. Über den Grund kann man trefflich spekulieren und es sowohl als Beweis für die Harmlosigkeit als auch für das Gegenteil halten. Ich schätze, die Finnen hätten sofort ein Patrouillenboot geschickt, wenn bei einem aus Russland kommenden Schiff plötzlich das AIS ausfällt. Die haben so schnell reagiert, das man wohl vermuten kann, dass sie den Dampfer bereits vorher auf dem Schirm hatten.
Zur Rechtslage:
https://www.swp-berlin.org/publications/products/studien/2024S08_spionage_sabotage_europas_kuesten.pdf
Dabei geht es auch um das Recht zur ungestörten Passage von Meerengen, zu denen auch der finnische Meerbusen zählt. Das gilt sogar für voll bewaffnete Kriegsschiffe. Allerdings zählt das Ausbringen und Über-Grund-Ziehen eines Ankers nicht mehr zu den im Rahmen einer "Durchfahrt" geschützten seemännischen Tätigkeiten, außer es geschieht in einer akuten Notlage.
Ich denke, es wird bald Initiativen zu Anpassungen im Seerecht geben, die es den Küstenstaaten erlauben ihre unter Wasser liegende Infrastruktur auch in internationalen Gewässern zu schützen. Dies als "Piraterie" zu brandmarken ist schon reichlich weit hergeholt. Eher könnte man davon sprechen, dass Russland (wenn sich die Verdachtsmomente erhärten) Lücken des internationalen Seerechts nutzt, um ungestraft Sabotageakte zu verüben.
Zieht man die Fachliteratur zur Konfliktforschung zu Rate, dann sind solche vermeintlichen oder tatsächlichen Sabotageakte die klassischen Handlungen, die einem Krieg vorausgehen. Das sollte schon Sorgen machen.
Zuständig für die Durchsetzung der Rechte der Eagle S gegenüber Finnland wäre jedenfalls der Flaggenstaat, also die Cook-Inseln. Ich wüsste nicht, dass die bisher bei den Finnen protestiert hätten. Ich bezweifle auch, dass sie das tun werden. Auf die Russen könnte das Ganze eigentlich nur zurückfallen, wenn sich herausstellt dass der Tanker nicht mehr seetüchtig ist. Da das Schiff aus einem russischen Hafen kam, hätten die Russen es ggf. am Auslaufen hindern müssen. Aber das sind rechtliche Spitzfindigkeiten - grundsätzlich ist die Welt auf solche "Aktivitäten" nicht gut vorbereitet und äußerst verwundbar.
Danke für die Links! Leider widersprechen die sich. Bei dem 1. Link scheint das nur auf einer (Fehl-)Einschätzung zu beruhen, der 2. eiert rum, die Karte im 3. Link zeigt eindeutig, dass die Kaperung um den 25.12. gegen 18:23 Uhr stattgefunden haben könnte. Da war der Dampfer weit außerhalb irgendwelcher Hoheitsgebiete! Der wurde geentert und (sicherlich nicht freiwillig) in die finnischen Hoheitsgebiete verbracht und erreichte diese (nach meinem Augenmaß) am 28.12. gegen 13:30 Uhr.
Der 4. Link, auch wenn es nur eine Studie ist, erläutert die Probleme der Rechtsdurchsetzung gegenüber Schadenverursachern recht umfassend. Demnach wäre bestenfalls eine Kontrollbefugnis auf Staatszugehörigkeit möglich, diese ist jedoch obsolet da bekannt. Weitere Eingriffsrechte gibt es außerhalb von Hoheitsgebieten eben nicht.
Danke nochmals für Deine Mühen!
Jetzt fange ich an zu spekulieren, da es offenbar keinerlei Erklärungen des Schiffseigners/Kapitäns gibt. Könnte es sein, dass technische Probleme, wie Motorstörungen, Steuerungsstörungen die Fahrt verlangsamten bzw. stoppten? Dann würde jeder erstmal nen Anker werfen um den Kahn in Wind- und Wellenrichtungen zu stabilisieren. Wenn so ein Dampfer quer zur Welle steht, schaukelts mächtig! Je nach Ölkonsistenz, Rohöl eher fest - kann man hacken, Diesel und Co. schwappert mächtig, wird das sonst recht unangenehm.
Während einer Reparatur Kotztüten befüllen ist nicht jedermanns Sache...
Und sind die Leitungen in den Karten eingezeichnet?
Viele Fragen, bisher im Wesentlichen nur Propaganda-Antworten, oft basierend auf Russophobie. Die Russen sind sicherlich keine Engel, die sind bisher nur als Warenabsender, nichtmal als derzeitiger Eigentümer bekannt. Auf die Schiffsführung selber wurde denen bisher kein Einfluss nachgewiesen.
Sofern keine technischen Gründe für diesen Fahrtverlauf vorliegen, bliebe dann nur Eigenmächtigkeit des Kapitäns? Auch der könnte Propagandaopfer sein... Ich hoffe, dass dieser Fall öffentlich vorm internationalen Seegericht kurzfristig geklärt wird!
Rainer