Laut einer ARD-Umfrage lehnt eine überwältigende Mehrheit das Gendern bzw. die "geschlechtergerechte Sprache" ab. Da keinerlei Gründe angegeben worden sind, warum die Menschen die Gender-Sprache ablehnen, kann ich nur mutmaßen, warum. Und da ich ja nicht der Durchschnitt der Masse bin, sind meine eigenen Gedanken auch nicht stellvertretend für die Menschen im Lande.
Ich persönlich empfinde das Gendern als optische Sprachverhunzung. Wer soll sich angesprochen fühlen von "Arbeitnehmer*innen"? Ähnlich schlimm ist die "Geschlechterneutralisierung" durch "Studierende". Das ist sogar sprachlich falsch: "Studierende" sind nur Menschen, die gerade aktuell studieren (also aktiv lernen). Just in diesem Moment. Studenten bzw. Studentinnen dagegen sind Menschen, die einem Studium nachgehen. Das ist ein feiner Unterschied und Gott sei Dank ist die deutsche Sprache sehr präzise, wenn man denn von ihr Gebrauch machen kann.
Noch schlimmer als die Sprachverhunzung durch die Gender-Sprache ist aber der politische Zwang dahinter. Mir sind mehrere Fälle von Studenten bekannt, deren Arbeiten Punktabzüge erhielten, weil sie auf die "geschlechtergerechte Sprache" verzichtet haben. Statt sich mit dem fachlichen Inhalt der Arbeit auseinanderzusetzen, wird Sprachhygiene betrieben und bestraft, wer sich politisch verordneten Vorgaben widersetzt. Ein Unding!
Es gibt aber noch eine echt lustige Angelegenheit: um ja niemandem auf die Füße zu treten mit der "Geschlechtergerechtigkeit" wird kurzerhand alles feminisiert, wenn man es nicht geschlechtsneutral formulieren kann. Zum Beispiel gibt's auf Heise.de und auch auf Spektrum.de Artikel zu astronomischen Entdeckungen. Weil man schlecht "Astronomierende" sagen kann und offenbar "Forschende im Fachbereich Astronomie" zu sperrig war, spricht man von "Astronom*innen". Auch dann, wenn das Team gar keine Astronomin enthielt. Sicher ist wohl sicher. Lustigerweise hätte man das ganze Thema umschiffen können, wenn man von einem "Kollegium Astronomie" gesprochen hätte: das hätte alle Geschlechter umfasst. Auch ein "Astronomie-Team" hätte notfalls funktioniert. Aber offenbar ist das "Team aus Astronom*innen" wohl die akzeptabelste Form gewesen oder die sprachliche Kompetenz der Artikelschreiber ist durch politische Korrektheit vollends zerrüttet worden.
Letztendlich muss ich zum Schluss kommen: wer unsere Sprache liebt und gern liest, muss sich gegen die Verhunzung durch "geschlechtergerechte Sprache" stellen und verweist auf bereits etablierte Formen und Lösungen. So kann man von "Damen und Herren" bei der Anrede sprechen oder von "Schülerinnen und Schülern", "Studentinnen und Studenten" - und dann den restlichen Text davon ausgehen, dass sich jedermann angesprochen fühlt, egal ob männlich oder weiblich. Und das ganz ohne Misshandlung unserer präzisen, historisch schön gewachsenen Sprache.