HS1982 schrieb am 01.11.2023 07:40:
Selbst eine Zweistaatenlösung wäre im Grunde keine Lösung denn man kann durchaus erwarten, dass sich ein Palästinenserstaat von Anfang an zu einem weiteren finsteren Gottesstaat im Stile des Iran entwickeln würde... Für Israel sicher keine Option und das ist aus meiner Sicht verständlich. Zu glauben da würde eine friedliche Demokratie mit besten Beziehungen zu Israel entstehen ist mehr als naiv... ein dauerhafter Frieden wäre mit hoher Sicherheit nicht garantiert. Viel mehr ein weiterer Staat aus dem es permanente Angriffe auf Israel geben würde.
Und ich schaue keine Nachrichten im TV allerdings wird im Radio (HR-Info) durchaus sehr ausgewogen über den Konflikt berichtet.
Das Dilemma besteht durchaus, aber Israel hat in vollem Bewußtsein an der Realisierung dieses Dilemmas gearbeitet, indem es gemäßigte Palästinenser immer wieder sabotiert hat um eine Zweistaatenlösung zu verhindern.
Sie konzentrieren Ihr Augenmerk auf die radikal-islamistische Hamas, weil diese in die Stereotype der gewaltbereiten, kompromisslosen, demokratiefeindlichen Islamisten passt.
Wenn Ihre Argumentation lauten sollte, dass mit radikal, religiösen Gruppierungen ohnehin keine friedliche Lösung möglich ist, dann blenden Sie leider die religiösen Fanatiker in Israel aus.
Ihnen dürfte bekannt sein, dass die israelische Terrororganisation Irgun auch die Vertreibung der Palästinenser zum Ziel hatte:
https://de.wikipedia.org/wiki/Irgun_Zwai_Leumi
Das Logo der Irgun zeigt das skizzierte Gebiet des Britischen Mandates von Palästina einschließlich Transjordaniens, das als Ganzes für den zu gründenden Staat Israel beansprucht wurde
Diese terroristische Organisation wurde zwar aufgelöst, aber der politische Zweig der Irgun ging in der Likud auf.
Der politische Flügel der Irgun sammelte sich in der von Begin gegründeten Cherut-Partei,[10] die jedoch erst an Einfluss gewann, nachdem sie 1973 in einem Mitte-rechts-Bündnis den Kern des Likud-Blocks bildete.
Es dürfte Sie nicht verwundern, dass Benjamin Netanjahu, der Likud Partei angehört
wie Ariel Sharon, der ebenfalls als Hardliner bekannt ist.
Auch, wenn Sie, den offensichtlich ausgewogenen Sender HR-Info hören, dürfte es Sie überraschen, dass Benjamin Netanjahu jüngst mit folgenden Aussprüchen, seinen religiösen Bezug zu den jüdischen Fanatikern bewiesen hat.
In seiner ersten Rede an die Nation verkündete er:
https://www.aa.com.tr/en/middle-east/israel-preparing-for-ground-operation-probe-to-be-conducted-after-war-netanyahu/3032803
"With shared forces, with deep faith in the justice of our cause and in the eternity of Israel, we will realize the prophecy of Isaiah 60:18," Netanyahu said using quotes from the Old Testament, book of Isaiah.
"Violence shall no more be heard in your land, desolation nor destruction within your borders; but you shall call your walls Salvation, and your gates Praise." He quoted.
Und in einer weitere Rede an die Nation kurz vor der Bodenoffensive:
https://www.christianpost.com/news/netanyahu-compares-hamas-to-amalek-rival-of-the-israelites.html
"You must remember what Amalek has done to you, says our Holy Bible," Netanyahu said, echoing the words of Deuteronomy 25:17, which states: "Remember what the Amalekites did to you along your way from Egypt."...
In 1 Samuel 15:3, God tells the prophet Samuel to instruct King Saul to "go, attack the Amalekites and totally destroy all that belongs to them. Do not spare them; put to death men and women, children and infants, cattle and sheep, camels and donkeys."
Übrigens werden Sie diese Äußerungen in keiner der westlichen Medien finden, in einigen israelischen Zeitungen wurde sogar exakt das religiöse Zitat ausgeschnitten.
Wenn Sie vollstes Vertrauen in Benjamin Netanjahu hegen, dass er trotz seiner fanatischen Einstellungen, sich an das internationale Recht halten wird, dann sollte das erst Recht für die gemäßigten Palästinenser (nicht Hamas) gelten!
Denn mit der Konzentration auf die religiös, fanatische Hamas, sprechen Sie ganz im Sinne Israels den Palästinensern die Fähigkeit zu einer friedlichen Lösung ab, weil Ihrer Ansicht nach anscheinend nur islamisch geprägte Gesellschaften dazu nicht in der Lage seien.
Sie vergessen jedoch, dass die Juden ursprünglich durchaus in Palästina willkommen waren. Ich erinnere hier nur an König Faisal, den die Briten zur Ansiedlung der Juden in Palästina, konsultiert hatten:
https://de.wikipedia.org/wiki/Faisal-Weizmann-Abkommen
Mit der Konzentration auf die Hamas blenden Sie ebenfalls aus, dass die Fatah eine säkulare Bewegung bereits 1993 mit den Osloer-Friedensverträgen Israel als Staat mit der Aussicht der Gründung eines palästinensischen Staates in den Grenzen von 1967, anerkannt hat! Allerdings wurden die Verhandlungen verschleppt und der in Aussicht gestellte Staat Palästina nie gegründet, was zu einer Radikalisierung der Bevölkerung geführt hat:
https://www.deutschlandfunk.de/gazastreifen-entstehung-geschichte-israel-palaestinenser-hamas-krieg-100.html
Die Hamas ging nach Beginn der Ersten Intifada aus dem palästinensischen Zweig der fundamentalistischen Muslimbruderschaft hervor und stand von Anfang an in Opposition zur säkular ausgerichteten sozialistischen Fatah-Partei des langjährigen Palästinenser-Führers Jassir Arafat.
Diese Friedensbemühung wurde durch die Ermordung von Rabin durch radikale Juden sabotiert und in der Folge auch von nachfolgenden israelischen Regierungen.
Die Hamas wurde auch bewußt zur Schwächung der gemäßigteren Fatah-Bewegung durch Israel indirekt gestärkt:
https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-4002043,00.html
Diplomatic cable reveals former military intelligence chief regarded 2007 Islamic takeover of Gaza as positive step; said it will allow Israel to declare Strip as hostile entity
Ich musste selbst mit Verwunderung feststellen wie der gemäßigte Abbas der palästinensischen Autonomiebehörde immer wieder nicht nur durch Israel und die USA, sondern auch Europa und Deutschland bei seinen friedlichem Protest mehrfach demontiert wurde, was zu seiner Schwächung und gleichzeitig zur Stärkung der Hamas beigetragen hat:
http://www.asianews.it/news-en/Israel,-instrumental-in-Hamas%27s-victory-and-Mahmoud-Abbas%27s-defeat,-says-Israeli-activist-26439.html
But the opposite is happening. The violent Hamas is achieving results, the non-violent Abbas is not. As a Palestinian told me: "He (Abbas) has given them (the Israelis) everything, quiet and security, and what did [or "does"] he get in return? They spit in his face!"
http://news.xinhuanet.com/english/2008-05/04/content_8104732.htm
Rice told the reporters that they discussed the issue of the settlements, she added that the construction of the settlements weaken the confidence in the negotiations between the two sides. For his part, Abbas urged Israel to carry out the first phase of the Road Map plan since it was the reference of the Israeli-Palestinian peace talks which resumed following a U.S. initiative in November. ..
Earlier last month, Israel revealed plans to build and expand 100 homes in two West Bank settlements, violating the U.S.-backed Road Map peace plan which is considered reference of the Israeli-Palestinian peace talks.
http://www.asianews.it/news-en/Israel,-instrumental-in-Hamas%27s-victory-and-Mahmoud-Abbas%27s-defeat,-says-Israeli-activist-26439.html
Israel's goal in its "Pillar of Defence' operation was to undermine Abbas's UN request. Everyone appears to agree on this: Israel, Hamas, Egypt and the United States. The great former statesman now peace activist suggests steps to take to achieve coexistence: direct dialogue with Hamas and support for a Palestinian seat at the UN. Foreign Minister Avigdor Lieberman has other plans: colonising the West Bank and let Gaza be.
https://www.zeit.de/politik/ausland/2011-09/israel-palaestinenser-un-aufwertung
Aus Sicht der USA kann die Anerkennung eines palästinensischen Staates nur am Ende von Friedensverhandlungen stehen. Die USA haben ihr Veto im Sicherheitsrat angekündigt. Außerdem droht den Palästinensern eine Kürzung der US-Finanzhilfe.
https://www.dw.com/de/neue-sanktionen-israels-gegen-die-pal%C3%A4stinenser/a-17562833
Israelische Strafmaßnahmen als bewährtes Druckmittel
Zuletzt hatte Israel Ende 2012 Steuer- und Zolleinnahmen einbehalten, die es für die Palästinenser erhebt und weiterleitet. Damals waren die Palästinenser als UN-Beobachterstaat anerkannt worden - ein Schritt, den Israel abgelehnt hatte.
Friedliche Schritte zur Lösung des Konfliktes waren nicht erwünscht. Es wäre ein leichtes gewesen, den gemäßigten Abbas bei friedlichen Aktivitäten zu unterstützen, diese Verhaltensweise zu belohnen um der Hamas zu zeigen,, dass Gewalt keine Lösung ist.
Sattdessen wurde jedoch Abbas bei jeder Gelegenheit demontiert, was zur Radikalisierung und zum Zustrom von Hamas beigetragen hat.
Aktuell sieht es so aus, dass die Hamas im Gaza-Streifen an Einfluss verloren hat und laut Umfragen in demokratischen Wahlen abgewählt werden würde. Allerdings führt die allgegenwärtige Unterdrückung der Palästinenser im Westjordanland zur Radikalisierung, so dass dort wahrscheinlich die Hamas Wahlen gewinnen würde.
Ich bin mir aber sicher, dass die Aussicht eines palästinensichen Staates mit einem festen Fahrplan dieser Radikalisierung entgegenwirken könnte.
Auch ließe sich eine Lösung bzgl. der berechtigten Sicherheitsinteressen Israels finden, indem im andere von den Palästinensern akzeptierte Garantiemächte im Gaza-Streifen und im Westjordanland die Kontrolle übernehmen um einen Raketenbeschuss auszuschließen.
Es ließe sich eine Lösung finden, wenn nicht viele und insbesondere Israel vom Fortbestand des Konfliktes profitieren würden.
Wenn der Westen nicht nur die gemäßigten Palästinenser bei Verletzung der Osloer-Friedensverträge sanktioniet hätten, weil sie ohne Abstimmung die Mitgliedschaft in der UN gesucht haben, sondern auch Israel für die Annektion von Ost-Jerusalem und die Fortführung ihrer Siedlungspolitik.