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298 Beiträge seit 06.01.2000

Re: Land ohne Unterschicht?

tiefschwarz schrieb am 15. Februar 2011 17:30
> strollingbone hat die Weißheit mit Löffeln gefressen

> > So langsam keimt in mir der Verdacht, dass diesen ganzen BWL
> > Schnöseln jeglicher Ansatz von sozialer Kompetenz systematisch
> > ausgetrieben wird.
> > Dabei weiß jeder Bankster und Gewinnmaximierungsprofi, dass ein
> > gewisser Bodensatz von "Unterschicht" sozusagen "systemrelevant" ist.
> > Je mehr davon da ist, desto billiger wird Arbeit.
> Deswegen sind Unterschichtenländer ja auch immer so reich - im
> gegensatz zu westlichen. Das weiß doch jeder nicht-bwl Hartz4-Knecht

Falsche Rechnung. Richtig wäre:
Armes Land ("Unterschichtland" wie Du es nennst) = billige Arbeit =
wenig Lohn = bleibt armes Land.

Reiches Land läßt in armem Land produzieren = geringe Kosten = mehr
Gewinn = noch reicheres Land.

> > Wo soll dieses Traumland ohne "Unterschicht" sein und wer räumt da
> > euren ganzen Dreck weg?
> Ich sag dir mal was Jungchen. Es gibt IMMER eine Unterschicht. Das
> ist aber nicht gewollt, sondern ein zwangsläufiges Ergebnis dessen,
> dass man diejenigen denen es VERGLEICHSWEISE schlechter geht, als
> Unterschicht DEFINIERT.

Das schreit natürlich danach, daß Du uns mal Deine Definition von
"Unterschicht" vorlegst.
Und über das "nicht gewollt" kann man auch streiten. So manche
Wirtschaft unserer ruhmreichen westlichen Welt stützt sich auf
preiswerte Arbeitskräfte ausländischer Herkunft, oftmals sogar
illegal eingereist. Seien es Plantagenarbeiter in Spanien ("illegale"
Marrokaner), Haushaltshilfen und Fabrikarbeiter in den USA
("illegale" Mexikaner) oder Mitarbeiter (auch in deutschen)
Schnellrestaurants ("illegale" Schwarzafrikaner). Und wir reden nur
von den Verhältnissen vor Ort. Von den Minen, Plantagen und Fabriken
in von Dir sog. "Unterschichtländern" gar nicht zu reden, wo die
Rohstoffe (z.B. Kaffee, Kakao, seltene Metalle) und Fertigprodukte
(Jeans, Turnschuhe, Fussbälle, Spielzeug) für unser bequemes Leben
herkommen.

> Jeder "Unterschichtler" in Deutschland ist in Wahrheit
> Multimillionär!

Dann will ich ab jetzt zur Unterschicht und fordere hiermit mein
Haus, meine Yacht, mein Auto, meine Pferde und meine
Pferdepflegerinnen!

> Und ich will, dass das auch so bleibt.

Natürlich willst Du das - die anderen dürfen ruhig für Dich arbeiten,
Dir die Tomaten inmitten von Pestizidwolken pflücken, das Haus
saubermachen und das Spielzeug für Weihnachten zusammenkleben,
solangen Du sie nicht siehst. Und wenn Du sie doch siehst, stellst Du
fest, das Du die Leute gar nicht dahaben willst, bist aber auch nicht
gewillt, die Tomaten selbst zu ziehen, das Haus selbst zu putzen und
für das Spielzeug das dreifache zu zahlen, damit sich die Produktion
in einer dt. Fabrik lohnt.

Und wenn jetzt jemand glaubt, daß ich das Thema am verlassen bin, der
irrt meiner Meinung nach. Wie ich heute lebe, was ich anziehen kann,
was ich essen kann, etc. ist (auch) ein Ergebnis der Globalisierung -
die damit einhergehenden Probleme sind aber nicht zu lösen, indem ich
nur diejenigen durch die Tür in mein Haus lasse, die bei "Wer wird
Millionär" min. bis zur 16.000€ Frage kommen. Das ist ein ganz klein
wenig zu kurz gedacht.


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