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  • mind.dispersal

mehr als 1000 Beiträge seit 02.03.2010

Wo man mit leben muss

Eher gutsituierte, akademisch gebildete Großstädter, die in Vierteln wohnen, in denen schon die Mieten garantieren, dass man mit Ärmeren oder Zuwanderern, soweit es sich nicht um Hochqualifizierte handelt, persönlich kaum in Kontakt kommt - und also auch nicht mit den mit Armut und Zuwanderung verbundenen Problemen. Die Wähler der Grünen verdienen im Schnitt mittlerweile mehr als die der FDP. Das reale Leben bewegt sich für viele in einer Art Filterblase.

Ich schätze Sarah Wagenknecht sehr und ich teile ihre Kritik an den Identitätslinken. Sie hat die Linke lange Zeit wählbar gemacht.

Allerdings bemüht sich die Linke auch nicht sonderlich, ihr ökologisches Profil zu schärfen und den Grünen den Rang abzulaufen. Es herrscht weiterhin die alte Grundüberzeugung, sowohl bei den Wirtschaftsbossen, als auch im Arbeitermilieu, in dem ich groß geworden bin, dass ökologische Nachhaltigkeit ein Luxusgut, wie Kunst und Kultur sei, über das man sich Gedanken machen kann, wenn alle satt sind.

Dass dieser verheerende Trugschluss sich gesamtgesellschaftlich nun so bemerkbar macht, dass ökologische Belange besonders bei Menschen hochgehalten werden, die ihr Leben weder mit Industrie noch mit industrieller Landwirtschaft bestreiten, aber trotzdem finanziell gut auskommen, kann da kaum verwundern.

Wenn sich gesellschaftlich hartnäckig die Überzeugung hält, ökologische Nachhaltigkeit sei etwas, dass man sich leisten können muss (weil man sonst keine Probleme hat), wird man es letztlich immer nur bei solchen finden, die Zeit haben, sich ein schönes Leben und ein paar Gedanken zu machen.

Es wird am Ende auch niemand bestreiten, dass es ein ganzes Stück harte Arbeit gewesen ist, die Welt zugrunde zu richten, die vor allem von schlecht bezahlten Leuten getätigt wurde. Solange man aber an der zweiten Natur festhält, Arbeit sei der Quell allen Lebens, wird sich an der Marschrichtung in den Abgrund wenig ändern.

Dann muss die Welt eben von grünen Salon-Linken gerettet werden. Für die moralischen Gefühligkeiten, die man damit Verbindet, ist eben kein Platz. Da muss der arbeitsautoritäre Moralismus der Linken den ökologischen Notwendigkeiten weichen, die sich von rotweinsüffelnden Großstadtromantikern kickstarten lassen. Was juckt das Schwein, das noch leben darf, wie der Bauer sich dabei vorkommt.

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