... da muss man sich keinen Illusionen hingeben.
Und Sie verschließt sich der Erkenntnis, dass das Nachkriegs-Sozialstaatsmodell der 1950er/1960er/1970er erledigt ist. Das kommt nicht wieder. Zumal die Zeiten damals auch nicht für alle goldene waren. Es gibt keine Erlösung im Kapitalismus. Noch nicht einmal dann, wenn man sich weitgehend auf nationalstaatliche Lösungen beruft, wie es wohl Wagenknecht macht.
Wenn das bestehende System so fürchterlich ungerecht ist, und in meinen Augen ist es nicht nur fürchterlich ungerecht sondern vor allem zerstörerisch, wenn das so ist, warum sind dann die Betroffenen nicht zu zehntausenden auf der Straße? Wo sind die, die unter diesen Zuständen zu leiden haben, sichtbar? Und wo ist DIE LINKE, wo ist auch die Wagenknecht, die Arbeiter, Angestellte, Rentner, kleinen Selbständige und Arbeitslose aus ihrem im Grunde zufriedenen Phlegma holt?
Die Frage der Zeit ist, wie man die Menschen dazu bewegen kann, sich zu wehren. Und an der Stelle versagen DIE LINKEN vollständig. Soziale Gerechtigkeit und das vielleicht noch global betrachtet, bringt doch keine Massen auf die Straße. Es bleibt immer nur ein Randthema bei pseudolinken Bewegungen wie #wirsindmehr oder #blacklivesmatter. Und globale Gerechtigkeit ist generell nur noch ein Randthema. Bestens zu sehen die letzten 14 Monate, die der LINKEN die Maske vom Gesicht gerissen hat.
Unser System bewegt sich meines Erachtens auf eine Art Neofeudalismus zu. Um diese Richtung zu ändern, bedarf es einer starken und unmittelbaren Demokratie. Und genau dafür sollte DIE LINKE und müssen sich deren prominente Gesichter - ja, es sind nur sehr wenige- einsetzen. Aber davor hat DIE LINKE Angst. Denn im Grunde kann sie nichts anbieten. Es gibt keine ernstzunehmenden linken Konzepte eines neuen Gesellschaftsmodells, die man diskutieren könnte. Der Sozialismus ist tot und um seinen Wiedererweckung kämpft DIE LINKE nicht. Gekämpft wird um Kleinkram und um Befriedigung persönlicher Eitelkeiten.
Ein kleines Randthema ist das bedingungslose Grundeinkommen. Grundsätzlich wäre es doch unproblematsich, wenn das BGE Arbeitslosen ein würdiges Leben und Tätigsein ermöglicht. Warum Wagenknecht hier Propaganda für den alten Trick macht zwischen Lohnarbeit und unbezahlter Arbeit als nicht gleichwertig zu unterscheiden, bleibt unklar. Ich kann mir kaum vorstellen, dass sie das nicht bewusst tut. In meinen Augen ermöglicht das BGE vor allem eins: die Lebenswirklichkeit in reichen Industriestaaten neu zu verhandeln. Der von der LINKEN jetzt propagierte Mindestlohn von 13,-€ ist mit einem BGE logischerweise Schwachsinn. Wer soll denn für diesen Lohn einem Vollzeitjob nachgehen, der in 80% der Fälle keinen Spaß macht oder Befriedigung bringt, wenn er bei Verzicht auf 2.000,-€ jährlich das machen könnte, was ihm Freude macht. Oder eben auch gar nichts. Darin sehe ich das Potenzial des BGE. Auch das mit den Arbeitszeiten klärt sich dann. Wenn die Neoliberalen das BGE so geil finden würden, hätten sie es doch längst eingeführt.