Das mag sein, aber Wagenknecht hat halt auch immer die Exportfixierung der deutschen Politik kritisiert.
Nehmen wir mal eine Sekunde lang an, Wagenknecht würde nicht nur theoretisieren, sondern auch einen praktischen Umsetzungswillen haben. Wie lange, glaubst du, braucht es, um eine Wirtschaft, die zu rund einem Drittel vom Export abhängig ist (vom Import reden wir hier gar nicht), auf "National-Produktion" umzustellen?
Länger als man für den Bau des BER brauchte? Und was macht man in der Zwischenzeit? Am Finger lutschen?
Und mehr noch: Deutschland mangelt es an Ressourcen. Früher exportierte man Bildung und Innovation. Das haben die Konservativen und Liberalen jedoch sehr nachhaltig verfrühstückt. Und auch der "gute deutsche Ruf" ist längst nicht mehr gewinnbringend. Nicht zuletzt deshalb, weil es heute völlig ausreicht, eine Hand voll deutscher Ingenieure in den Dschungel zu schicken. Den Rest erledigt das (reichlich fließende) Geld und der technische Fortschritt. Ganz zu schweigen davon, dass auch im Innovationsbereich Konservative und Liberale durch ihre "Konzern-Subventionierung" so nachhaltig auf die Bremse getreten und so die verbliebenen Pfründe verfrühstückt haben, dass eine Erholung bestenfalls in einigen Jahrzehnten(!) möglich wäre.
Also ist da nicht viel mehr als Zwischen- und (längst abnehmend) Endproduktion machbar. Dazu bedarf es ZWINGEND massiver Im- und Exporte. Ansonsten hängst du die deutsche Wirtschaft mal eben vom Weltmarkt ab.
Und der Exportüberschuss an sich ist nunmal leider auch kein alleiniges Thema der Deutschen, sondern verschafft den EU Mitgliedsländern ebenfalls große Probleme.
Die Probleme liegen jedoch nicht im Export begründet. Sondern im Überschuss.
Und das bedeutet, so leid es mir tut, das sagen zu müssen, dass hier, in Deutschland, einfach ZU VIEL PRODUZIERT wird. Viel mehr, als der Weltmarkt braucht. Und ja, das werden wir noch bitter lernen müssen: Am deutschen Wesen wird die Welt nicht genesen. Sie braucht die Deutschen eigentlich gar nicht. Brauchte sie nie. Braucht sie heute immer weniger.
Bereits jetzt wird die deutsche Wohlstandsdecke immer dünner und fadenscheiniger. Das wird auch eine Wagenknecht nicht aufhalten können. Nicht einmal mit einem - sofern es denn überhaupt möglich erscheint - absolut(!) radikalen(!) Zwangsumbau(!) der deutschen Wirtschaft...
GENAU DESHALB bräuchte es jetzt eigentlich Konzepte, diesen unweigerlichen Veränderungsprozess ERTRÄGLICH zu gestalten und sehr robust aufzupassen, dass möglichst niemand (realistisch: möglichst wenige) hinten herunterfallen. Anderenfalls haben wir hier sehr schnell amerikanische Verhältnisse.
Doch davon sind nur leere Blasen und kaum mehr als ein Haufen nebulöser Hoffnungen zu sehen.
Die "Dienstleistungs-Gesellschaft", zum Beispiel. Die funktioniert sicherlich binnen hervorragend. Allerdings braucht es dazu auch zahlungskräftiges Klientel. Und das wird immer übersichtlicher, wie dir jeder Handwerker erklären kann.
Oder das BGE. Also NOCH EINE WEITERE MASSIVE ABHÄNGIGKEIT vom Goodwill der Politik und der "Wirtschaftskapitäne". Nun nicht mehr nur der Unterschichten, sondern bis tief hinein in die Schichten, denen es bisher noch leidlich gut geht.
Und ernsthaft, schafft Frieden? Findest du die aktuelle Welt gerade sehr friedlich?
Die Welt ist alles andere als "friedlich". Doch schaue dich um, @Herman_Toothrot! Kriege werden überall dort geführt, wo die Länder wirtschaftlich unbedeutend sind; wo Konzerne keine Produktionsprofite erwarten. Wirtschaftliche Verflechtung schafft also zumindest die Basis für weniger Krieg. Leider. Auch mir wäre eine "menschliche Moral" als Grundlage sehr viel lieber. Aber immerhin schafft Geld und Profitgier das, was Moral nie vermochte.
Selbst ein "kubanischer Boykott"; also ein "jahrzehntelanger Total-Boykott", ist absolut undenkbar. Russland und China werden also niemals in den Genuss kommen, den "kubanischen Weg" gehen zu müssen. Viel zu eng ist die wirtschaftliche Verflechtung. Viel zu abhängig ist der Westen von einer gesunden chinesischen Volkswirtschaft und einem zahlungskräftigen russischen (Luxus-)Markt.
zumal die USA mittlerweile so ziemlich alle Verträge, die irgendwas mit Friedensicherung und Abrüstung zu tun haben, aufgekündigt haben.
Das sind temporäre Machtspiele eines Unternehmers, der lediglich auf politischer Ebene umzusetzen versucht, was er auf wirtschaftlicher Ebene gewohnt war: Ein bisschen Erpressung hier; ein bisschen "Du bekommst nie wieder einen Auftrag von mir!" dort. Auf Dauer kann sich die US-Wirtschaft das gar nicht leisten.
An anderer Stelle lenkt er doch längst wieder ein: Der nächste "G7"-Gipfel wird bereits um "wichtige Staaten" (Zitat Trump) erweitert. Darunter ist - Oh Mirakel! Oh Wunder! - wohl auch (wieder) Russland. Und ganz sicher macht er das nicht freiwillig; schon gar nicht so kurz vor den Wahlen im eigenen Land...
Ich würde sogar sagen, dass wir in Sachen Friedenspolitik momentan in einer sehr bescheidenen defensiven Position sind.
Im Gegenteil: Zu Zeiten des Kalten Krieges musste man nur die "eigenen Verluste verkaufbar" machen. Das war schwierig, gerade, wenn es um den Einsatz von Atomwaffen ging. Doch es hätte keinen "eigenen wirtschaftlichen Untergang" bedeutet; schon gar nicht bei kleineren Scharmützeln. Dazu waren die beiden Wirtschaftsblöcke viel zu sehr voneinander entkoppelt.
Heute ist hingegen gewiss: Ärgert man China allzu heftig; ist's innerhalb von Wochen vorbei mit der US-Hegemonie. Da braucht es keine einzige Kugel. Es reicht allein, dass China ein paar wirtschaftliche Vorschriften macht, um die USA in ein soziopolitisches Desaster zu schicken, für das der Pöbel - zu Recht - die eigene Regierung verantwortlich machen wird.