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  • Farshid

mehr als 1000 Beiträge seit 24.07.2009

Komplott gegen den Irak?

solange man die lächerliche und weltfremde aufteilung der region in
"kurden", "sunniten", "schiiten" etc. als homogene und gleigerichtete
ethnien/relis zugrunde legt, kann man die situation nur noch FALSCH
einschätzen. der kleine beitrag hier zeigt, dass es auch anders geht:

Berichte über Geheimtreffen zwischen ISIL und kurdischer
Regierungspartei
Von Nick Brauns
Die am 9. Juni mit der Einnahme der irakischen Millionenstadt Mossul
begonnene Offensive der Gruppe »Islamischer Staat im Irak und in der
Levante« (ISIL) wurde eine Woche vorher auf einem Geheimtreffen in
der jordanischen Hauptstadt Amman vorbereitet. Das zumindest
behauptet die in der Türkei erscheinende kurdische Tageszeitung Özgür
Gündem unter Berufung auf einen anonym bleibenden, langjährig im
Nahen Osten tätigen Diplomaten.

Demzufolge spielte der Präsident der kurdischen Autonomieregion im
Nordirak und Vorsitzende der Demokratischen Partei Kurdistans (KDP),
Masud Barsani, eine Schlüsselrolle beim Zustandekommen dieses mit
Wissen der USA, Israels, Saudi-Arabiens und der Türkei anberaumten
Treffens am 1. Juni. Teilgenommen haben sollen der jordanische
Geheimdienstchef Salih Kelob, KDP-Vertreter Azad Berwari sowie ein
Barsani-Berater namens Dschuma, der Anführer der Armee des
Nakschbandi-Ordens Issat Ibrahim Al-Duri sowie verschiedene Vertreter
der Baath-Partei und dschihadistischer Organisationen. Informationen
über das Treffen seien der irakischen Regierung für vier Millionen
Dollar verkauft worden, behauptet der Diplomat, bei dem es sich
angesichts seiner Insiderinformationen um einen Vertreter der
Teheraner oder Bagdader Regierung handeln könnte. Seine Angaben sind
schwer nachprüfbar. Dennoch griffen große türkische Tageszeitungen
wie die liberale Radikal den Bericht der Özgür Gündem auf.

Für dessen Wahrheitsgehalt sprechen die Ereignisse selbst. So rückten
kurdische Peschmerga unmittelbar nach der Einnahme von Mossul durch
ISIS in die von der irakischen Armee verlassenen Stellungen rund um
Kirkuk vor, während ISIS keine Anstalten machte, sich die aufgrund
ihrer riesigen Ölfelder strategisch wichtige Stadt zu sichern. Die
Region um Mossul, wo neben Kurden auch Turkmenen und Araber wohnen,
ist eines der »umstrittenen Gebiete«, über deren mögliche
Angliederung an die kurdische Autonomieregion ein Referendum laut
Paragraph 140 der irakischen Verfassung entscheiden soll. Dessen
Umsetzung wurde von der Bagdader Regierung bislang verhindert.

KDP-Peschmerga transportierten nun die schweren Waffen aus Kasernen
der 12. Irakischen Armee in die kurdische Autonomieregion ab. Noch am
Abend des Einmarsches in Mossul meldete sich ein ISIL-Kommandant über
Telefon beim Barsani nahen Fernsehsender Rudaw zu Wort. Er
versicherte, die islamistischen Aufständischen, die ihre Gruppe
inzwischen in »Islamischer Staat« (IS) umbenannt haben, planten keine
Angriffe auf kurdisches Gebiet, sondern betrachteten die Kurden als
Brüder. Angesichts der Massaker, die die IS unter Kurden in Syrien
begeht, ist diese Aussage wenig glaubwürdig. Es handelt sich entweder
um eine taktische Entscheidung, um keinen Zweifrontenkrieg gegen die
schiitische Maliki-Regierung und die irakischen Kurden riskieren zu
wollen. Oder es gab tatsächlich eine Absprache zwischen der
sunnitischen Aufstandsbewegung und der Barsani-Administration über
eine Aufteilung des Irak. Augenzeugen berichten von einem faktischen
Waffenstillstand zwischen Peschmerga und der IS in den kurdischen
Stadtvierteln von Mossul. Zu Kämpfen kommt es dagegen, wenn
Dschihadisten von Christen oder turkmenischen Schiiten bewohnte Orte
attackieren, die von Peschmerga geschützt werden. Die in den
»umstrittenen Gebieten« außerhalb Kirkuks stationierten Peschmerga
gehören nicht zur KDP, sondern zur Patriotischen Union Kurdistans
(PUK), die traditionell über gute Beziehungen zur iranischen
Regierung verfügt.

Wohl auf Druck aus Teheran, der sich auch in Form ökonomischer
Abhängigkeit der PUK-regierten Provinzen Sulaimanja und Halabdscha
von iranischen Importen bemerkbar macht, agiert die PUK in der Frage
eines unabhängigen Kurdistans wesentlich zurückhaltender als Barsani.
Letzerer weiß bei seiner Ankündigung eines Unabhängigkeitsreferendums
nicht nur Israel, sondern auch die Türkei hinter sich. Aus der
türkischen Regierungspartei AKP hieß es vor wenigen Tagen, die
Ausrufung eines unabhängigen Kurdistan im Irak sei kein Kriegsgrund
mehr, die Türkei werde vielmehr brüderliche Beziehungen zu so einem
Nachbarn unterhalten. Tatsächlich sind die irakischen Kurdengebiete
aufgrund wirtschaftlicher Abhängigkeit in den letzten Jahren zum
faktischen Protektorat der Türkei geworden. Ankara will über
kurdische Öllieferungen seine energiepolitische Abhängigkeit vom Iran
und Rußland überwinden

http://www.jungewelt.de/2014/07-07/028.php

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