Sentinel schrieb am 29.08.2023 17:56:
Wenn man Putins Russland als Mafia ähnlich organisiertes Herrschaftssystem begreift, welches bereits in sich ein Höchstmaß an Fingerfertigkeit in Korruption, Schmuggel, Schutzgelderpressung, doppelter Buchführung, Bilanzfälschung und Erpressung aufweist, dann muss man sich nicht wundern, dass es Moskau gelungen ist, einen Großteil der sanktionierten Waren dennoch auf Umwegen zu erhalten.
Sind Sie ein Russe? Ein Insider? Gar russischer Unternehmer oder Finanzbeamter? Oder doch nur ein deutscher Bild-Zeitungs-Leser?
Der Punkt ist aber: Der Kreml zahlt einen hohen Preis dafür, und das gleich doppelt:
erstens kostet die Schmuggelware deutlich mehr, da sie über Drittstaaten und Dritthändler geht, die natürlich alle für ihre Dienste entlohnt werden und wohl auch einen "Gefahrenzuschlag" erheben werden.
Zweitens, hat man keine Garantien was die Qualität der Ware betrifft. Man kann sich ja schlecht bei Apple beschweren, dass die iPhones nach 2 Wochen bereits kaputt gehen, oder Klage gegen Samsung einreichen, wenn 40% der auf dem Schwarzmarkt gekauften SSDs defekt sind.
Und dann kommt noch hinzu, dass keinerlei Gewährleistungs- und sonstige Supportansprüche bestehen.Genau das haben die Sanktionen erreicht: sie haben es Russland erschwert und verlangsamt, Geschäfte zu machen: Statt direkt einzukaufen, muss die Ware über dunkle Kanäle, sinistre Zwischenhändler und korrupte Drittstaaten umgeschlagen werden, ist teilweise defekt und minderwertig und doppelt so teuer. Und man kann nicht mal umtauschen oder die Hotline anrufen.
Ein gutes Geschäft sieht anders aus.
Was Frau Baerbock aber vermutlich meinte, war, dass man doch gar nicht hätte damit rechnen können, dass Russland so kreativ und mit Leichtigkeit die Sanktionen umgehen kann - so etwas verstößt doch gegen das Gesetz! Das ist der springende Punkt. Demokratische Politker sind es gar nicht gewohnt so wie ein Pate und Meisterschmuggler zu denken, sie gehen davon aus, dass sich jeder an die Regel hält.
Seit wann sind die Sanktionen gegen Russland (ausserhalb der verhängenden 30+ Staaten) denn "Gesetz"? Aber denken Sie diesen Ihren Gedanken einfach weiter -> so funktioniert die "regelbasierte Ordnung" die ausserhalb des "Westens" keiner mehr so recht will.
Wenn die Sanktionen von der UNO abgesegnet wären, wären sie immer noch kein Gesetz, aber Sie hätten mehr Gewicht.
Und diese Fehleinschätzung ist nicht arrogant, sondern einfach naiv.
Sie ist allein schon deswegen nicht arrogant, weil sie ja von sich auf andere schließt und das Gute im Menschen annimmt: Wenn wir sanktioniert werden, dann halten wir uns daran und protokollieren auch alles.