Ansicht umschalten
Avatar von SebiBerlin
  • SebiBerlin

mehr als 1000 Beiträge seit 06.03.2013

Re: Weia...

dstark schrieb am 30. April 2014 13:41

> SebiBerlin schrieb am 30. April 2014 12:09

> > dstark schrieb am 30. April 2014 10:37
> > 
> > Das ist der klassische Ehrenmord.

> Klar, es gibt aber eben nicht nur den bzw. wird die eigentliche
> Fallzahl dann noch geringer, so dass man zynisch sagen könnte, wegen
> drei (von ca. 700) Tötungsdelikten pro Jahr wird so ein Fass
> aufgemacht?

Könnte man, aber doch nur ganz theoretisch. Die Art und Weise, die
Motive, der Hintergrund ist bei solchen Taten relevant. 10 NSU-Opfer
in wieviel Jahren? Da gibt es an jedem Tag mehr Verkehrstote. Aber
die reine Zahl ist halt nicht das entscheidende.

> Könnte, tue ich aber nicht, denn wie gesagt, der
> Ehrenmord ist nur die Spitze, darunter ruht ein Gebirge aus kulturell
> begründeter, aber auch struktureller Gewalt. Gerade da werden die
> Grenzen im Übrigen noch fließender und sind nicht mehr auf bestimmte
> Gruppen zu beschränken.

Klar -- und über vieles wird ja auch gesprochen, über häusliche
Gewalt zum Beispiel. Da gibt es drei Idioten, die sagen "die Frau
hat's doch aber auch verdient gehabt", aber keine öffentliche
(mediale, politische) Opposition, die jeden Ansatz einer Debatte mit
Nazivorwürfen abwürgt.


> Woran machst du das fest, dass es gesellschaftlich nicht entschieden
> ist?

Daran, dass man genau diese Diskussion immer wieder führen muss. Ist
das überhaupt real? Ist da nicht auch was irgendwo in Italien, wo der
Mafiapate seinen Gegenspieler umbringt? Gibt's nicht am Südpol
Pinguine?
Und daran, dass es hier immer noch Kultur-Rabatt für Straftaten gibt.
"Der entstammt halt einer anderen Kultur, die haben nicht so hohe
Hemmschwellen, das dürfen wir nicht gleichhart bestrafen".

> > Bestimmte Leute übersehen diese Gewalt durchaus. Die rangiert
> > gleichrangig mit der russischen Invasion im Jahre 2014 oder der
> > Übernahme der Gesellschaft durch Scientology.

> Der Poster sprach von seinen persönlichen Erfahrungen, zuvor aber
> davon, dass er Ehrenmorde wahr nimmt und für verwerflich hält.

Naja, komm, ich bitte dich. Wer Ehrenmorde in eine Reihe stellt mit
Absurditäten, der will damit nicht sagen "ich habe noch keinen
Ehrenmord persönlich mitbekommen, und bin auch noch nie auf der Sonne
spazieren gegangen", sondern der stellt da einen Zusammenhang her.

> Wie du
> seine Aussagen ausbeutest, spricht in meinen Augen eher gegen dich,
> als gegen ihn.

Magst Du das so sehen, das ist dein gutes Recht. Ich widerspreche,
wenn Ehrenmorde in's Fabelreich verlegt werden. Ich widerspreche
auch, wenn jemand sagen würde "Natürlich glaube ich an den Holocaust,
genauso wie an den Osterhasen und E.T.", obwohl er da, würdest Du
vielleicht entgegnen, ja nur gesagt hat, dass er glaubt, dass der
Holocaust stattgefunden hat.

> Auch das war nicht der Fall, lediglich die Aussage, dass Ehrenmorde
> unabhängig vom jeweiligen religiösen Rahmen verwerflich seien.

Ach bitte, das ist doch Unsinn. Er versuchte (bewusst? keine Ahnung),
das zu relativieren, indem plötzlich jeder Mord durch einen Migranten
ein Ehrenmord wurde. Das ist aber nicht der Fall.

> Mir
> schien es eher, als kämest du mit dieser Aussage nicht zurecht, da
> reflexhaft die Frage nach Belegen für Ehrenmorde außerhalb des von
> dir präferierten Kreises kam.

Er schrieb, es gäbe die hier auch unter erzkatholischen Italienern.
Dafür wollte ich Quellen.

> Nein, meine ich nicht, aber ich präzisiere gerne für dich: Es genügt
> nicht, auf die Gesetze zu verweisen. Es gibt soziale Verknüpfungen,
> die sind stärker verankert als deutsche Gesetze - in allen
> gesellschaftlichen Gruppen.

Davon rede ich doch. Und ich würde da, ganz Autobahn, sagen: Mensch,
vielleicht müssen wir an diesen sozialen Rahmenbedingungen arbeiten,
auch wenn die Leute, die sich darin eingerichtet haben, sagen, nee,
ist alles prima so.

> > Mir scheint, die Gesetze haben da durchaus
> > Berechtigung, man muss sie allerdings anwenden - und möglicherweise
> > auch neue schaffen. 

> Und sie werden bei Ehrenmord nicht angewendet?

Bedingt. Die Staatsanwaltschaften tun sich schwer, da ein
Mordkomplott auch anzuklagen und ruhig mal die ganze Familie
anzuklagen - und die Mehrzahl der Richter hält von Strafe ohnehin
wenig. Die könnte dem Täter ja die Rehabitilation erschweren.

> Welches Wort? Ehrenmord?

> Ehrenmord. 

Mach das noch mal im richtigen Kontext und Du bekommst rot, oder, auf
politischer Ebene, entsprechende Vorwürfe.

> Also ich bin gespannt, ob ich jetzt auf dieses Posting hin als Nazi
> bezeichnet werde. Werde ich vermutlich nicht, weil es Blödsinn ist.

Vermute ich auch nicht, die Leute lesen ja den Kontext.

> > Wie groß ist der Einfluß einer deutschen zivilgesellschaftlichen
> > Debatte auf die Realität in Pakistan? 

> Keine Ahnung, aber ich weiß auch nicht, warum sich eine
> zivilgesellschaftliche Debatte auf Deutschland beschränken sollte.

Was nützt es, _in Deutschland_ die Verhältnisse in Pakistan zu
diskutieren?

> Ich begrüßte es sogar, wenn sie es nicht täte. Das wäre z.B. eine
> Alternative zum Kolonialismus.

Von hier aus die Verhältnisse in Peschawar zu diskutieren ist
Kolonialismus. Zwar erstmal nur verbaler, aber dabei muss es ja nicht
bleiben.

> Gerne, auf Basis soliden Wissens und jenseits von Ressentiments.

Na, dann versuch doch mal, dich dazu öffentich zu äußern -- natürlich
abseits von "dazu kann ich nichts sagen, mir fehlen da noch
Informationen, ich denke, wir sollten so ein wichtiges Thema nicht
über's Knie brechen, wir müssen die Menschen da abholen wo sie sich
befinden, da muss man sensibel vorgehen und das Kind nicht mit dem
Bade ausschütten" etc pp.

> Ja, aber Alibidebatten abzulehnen und mir im gleichen Satz diese
> ausgedachten Zitate aufzutischen, lässt mich an der Intention
> zweifeln.

Ich hoffe Du meinst nicht, ich würde sie dir unterschieben.
Sonst: lies doch einfach mal bei TelePolis quer, welche Worte fallen,
sobald jemand kritisch den Romazuzug in Duisburg erwähnt. 

Bewerten
- +
Ansicht umschalten