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  • dstark

393 Beiträge seit 09.03.2009

Re: Weia...

SebiBerlin schrieb am 30. April 2014 14:53

> Die Art und Weise, die
> Motive, der Hintergrund ist bei solchen Taten relevant. 10 NSU-Opfer
> in wieviel Jahren? Da gibt es an jedem Tag mehr Verkehrstote. Aber
> die reine Zahl ist halt nicht das entscheidende.

Richtig. Mitunter werde ich allerdings das Gefühl nicht los, dass sie
bei manchen Taten als relevanter betrachtet werden, als bei anderen.

> öffentliche
> (mediale, politische) Opposition, die jeden Ansatz einer Debatte mit
> Nazivorwürfen abwürgt.

Da würden mich konkrete Beispiele interessieren (und jetzt komme
bitte nicht mit ein paar Telepolis-Hanseln). Meines Erachtens wird
das Thema Ehrenmord immer wieder von den Medien aufgegriffen, mal
reißerisch, mal sachlich - erst neulich wieder einen Radiobeitrag
über eine türkische Organisation gehört, die präventiv tätig ist, in
dem über die Drücke berichtet wurde, denen Täter und Opfer ausgesetzt
sind.

> > Woran machst du das fest, dass es gesellschaftlich nicht entschieden
> > ist?

> Daran, dass man genau diese Diskussion immer wieder führen muss. Ist
> das überhaupt real? 

Komisch, muss ich nicht. Und wenn man den Statements der diversen
Pirinçci-Verteidiger glaubt, dann muss es wohl eine satte Mehrheit
für real halten.

> Und daran, dass es hier immer noch Kultur-Rabatt für Straftaten gibt.
> "Der entstammt halt einer anderen Kultur, die haben nicht so hohe
> Hemmschwellen, das dürfen wir nicht gleichhart bestrafen".

Gern behauptet, aber kann das auch belegt werden? Im Fall der
Ehrenmorde wurde es zumindest von einer Studie widerlegt.
http://criminologia.de/2014/04/die-justiz-gibt-ehrenmoerdern-keinen-k
ulturellen-rabatt/

> Er schrieb, es gäbe die hier auch unter erzkatholischen Italienern.
> Dafür wollte ich Quellen.

Ne, von "hier" war bei ihm nicht die Rede, deshalb postete ich auch
den Link. 

> > Nein, meine ich nicht, aber ich präzisiere gerne für dich: Es genügt
> > nicht, auf die Gesetze zu verweisen. Es gibt soziale Verknüpfungen,
> > die sind stärker verankert als deutsche Gesetze - in allen
> > gesellschaftlichen Gruppen.

> Davon rede ich doch. Und ich würde da, ganz Autobahn, sagen: Mensch,
> vielleicht müssen wir an diesen sozialen Rahmenbedingungen arbeiten,
> auch wenn die Leute, die sich darin eingerichtet haben, sagen, nee,
> ist alles prima so.

Klar, wenn soziale Rahmenbedingungen dazu angelegt sind, bestimmte
Menschen(gruppen) zu unterdrücken oder gar zu töten, sind sie
überarbeitungswürdig, sehe ich auch so.

> > > Mir scheint, die Gesetze haben da durchaus
> > > Berechtigung, man muss sie allerdings anwenden - und möglicherweise
> > > auch neue schaffen. 
> > 
> > Und sie werden bei Ehrenmord nicht angewendet?

> Bedingt. Die Staatsanwaltschaften tun sich schwer, da ein
> Mordkomplott auch anzuklagen und ruhig mal die ganze Familie
> anzuklagen - und die Mehrzahl der Richter hält von Strafe ohnehin
> wenig. Die könnte dem Täter ja die Rehabitilation erschweren.

Die Richter haben womöglich gute Gründe für ihr Handeln. Und anklagen
ist eine Sache, eine Mittäterschaft zu beweisen, eine andere. 
Bist du so firm in den Fällen, dass du konkret sagen kannst, was bei
diesem oder jenem juristisch möglich gewesen wäre und fahrlässiger
Weise versäumt wurde?

> Mach das noch mal im richtigen Kontext und Du bekommst rot, oder, auf
> politischer Ebene, entsprechende Vorwürfe.

Ich räume ein, dass ich vielleicht einen anderen Kontext für richtig
halten könnte, als du.

Aber dich hat in diesem Thread, glaube ich, auch noch keiner als Nazi
bezeichnet, also was ist an diesem Kontext anders als sonst?

> > > Wie groß ist der Einfluß einer deutschen zivilgesellschaftlichen
> > > Debatte auf die Realität in Pakistan? 
> > 
> > Keine Ahnung, aber ich weiß auch nicht, warum sich eine
> > zivilgesellschaftliche Debatte auf Deutschland beschränken sollte.

> Was nützt es, _in Deutschland_ die Verhältnisse in Pakistan zu
> diskutieren?

Vermutlich nicht viel, aber das war auch nicht das, was ich meinte.
Die Debatte muss sich nicht örtlich auf Deutschland beschränken, und
sollte es besser nicht, wenn es um Themen geht, die nicht nur
Deutschland betreffen.

> > Ich begrüßte es sogar, wenn sie es nicht täte. Das wäre z.B. eine
> > Alternative zum Kolonialismus.

> Von hier aus die Verhältnisse in Peschawar zu diskutieren ist
> Kolonialismus. Zwar erstmal nur verbaler, aber dabei muss es ja nicht
> bleiben.

Aber von hier aus das Thema Ehrenmord u.a. mit Leuten aus Peschawar
zu diskutieren, hat einen anderen Kontext.

> > Gerne, auf Basis soliden Wissens und jenseits von Ressentiments.

> Na, dann versuch doch mal, dich dazu öffentich zu äußern -- natürlich
> abseits von "dazu kann ich nichts sagen, mir fehlen da noch
> Informationen, ich denke, wir sollten so ein wichtiges Thema nicht
> über's Knie brechen, wir müssen die Menschen da abholen wo sie sich
> befinden, da muss man sensibel vorgehen und das Kind nicht mit dem
> Bade ausschütten" etc pp.

In der Öffentlichkeit, in der ich mich bewege, habe ich diesbezüglich
nie Probleme gehabt. Vielleicht gehe ich doch zu sensibel vor.

> Sonst: lies doch einfach mal bei TelePolis quer, welche Worte fallen,
> sobald jemand kritisch den Romazuzug in Duisburg erwähnt. 

Vermutlich eine Frage des Kontextes. ;-)

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