Eines unserer grössten Probleme scheint mir, dass wir Narrativ und Realität nicht auseinanderhalten können. Nachdem Assad weg musste, feiert er jetzt ein Comeback – obwohl er in Wirklichkeit nie weg war.
Es ist eines, die Bevölkerung zu belügen, dümmer diese Lügen zu glauben und schlicht verheerend zu glauben, andere würden auch nichts merken, wenn wir nicht darüber berichten.
Natürlich wird das für uns ziemlich unangenehm werden, wenn unsere Narrative mit der syrischen Perspektive konfrontiert werden. Das betrifft in erster Linie uns – weil die anderen das schon verarbeitet haben.
Unsere unilateralen Zwangsmassnahmen beispielsweise werden von einer deutlichen Mehrheit der Staaten als völkerrechtswidrig verurteilt. Hier wird es nicht mal diskutiert. Jedem Land der Region ist völlig klar – egal ob wir berichten oder nicht – dass die USA, Israel und Türkye Teile Syriens besetzen, und die USA Öl und Weizen stehlen. Wir sind die einzigen, die das noch nicht gemerkt haben.
Unsere Reaktion auf die erfreulichen Entwicklungen in Westasien sind auch ein klarer Indikator für den Zustand unserer veröffentlichten Meinung: Wären wir mit unseren Werten kompatibel müssten wir uns aufrichtig freuen, mit kompetenten Diplomaten könnte man die Freude wenigstens heucheln. In einer aufgeklärten* Gesellschaft könnte man zumindest eine eigene Meinung dazu haben, aber wir können nur konstatieren, dass die USA nicht sehr glücklich darüber sind.
gruss. luky
»Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines andern zu bedienen. «
https://de.wikisource.org/wiki/Beantwortung_der_Frage:_Was_ist_Aufkl%C3%A4rung%3F
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (25.03.2023 18:30).