Tatsächlich kenne ich die UN-Charta nicht im Detail, aber nichts von
dem, was Sie schreiben, ist mir völlig fremd oder neu.
Worauf ich hinaus will, ist folgendes: In einem Krieg werden Menschen
verletzt, seelisch oder/und körperlich, oft für den Rest ihres
Lebens. Und es werden Menschen getötet, bisher noch immer auf beiden
Seiten, selbst bei asymmetrischer Kriegsführung. Nun könnte man bei
Soldaten häufig argumentieren: Die müssten eigentlich wissen, worauf
sie sich einlassen, denn es handelt sich häufig um Söldner, also
freiwillige und bezahlte Kämpfer - oder Mörder, wie es wohl Tucholsky
formulierte, denn sie lassen sich nicht nur auf die Gefahr des
Getötetwerdens ein, sondern auch auf den Befehl zu töten, also können
sie sich nicht auf BefehlsNOTSTAND berufen. Also zählen sie nicht "so
richtig" als Opfer. Ein Soldat mit Granatsplitter in den Eingeweiden
ist nicht so schlimm wie eine bombardierte Zivilistin. Aber ist das
so? Und gesetzt den Fall, es sei unter gewissen Umständen so, ist das
auch dann so, wenn der Soldat auf dem Territorium seines eigenen
Landes stirbt, das angegriffen wird von einer ausländischen Macht?
Kriege werden mit unterschiedlichen Zielen geführt. Sei es, um sich
nicht Untätigkeit oder Feigheit vorm Feind vorwerfen zu lassen, sei
es um der Sicherstellung irgendwelcher Interessen willen, jedenfalls
ist er immer Mittel zum Zweck. Die USA haben 1945 Atombomben auf
Hiroshima und Nagasaki abgeworfen, Städte ohne nennenswerte
militärische Bedeutung, und sie wussten das. Sie praktizierten Terror
- heute haben sie das Wort ins Englische übertragen und praktizieren
erklärtermaßen shock & awe - gegen die Zivilbevölkerung, und sie
behaupten, das sei ein wirksames Mittel gewesen, um das Land zur
Kapitulation zu zwingen und dadurch (beiden Nationen) zahllose
Soldatenleben in aufreibenden Stellungskriegen erspart zu haben. (Ich
habe gelesen, die Japaner hätten erst auf die sowjetische
Kriegserklärung gegen Japan mit der Kapitulation reagiert, weil sie
es für vorstellbar hielten, dass die Russen den Tenno töten würden,
was sie den Amerikanern irgendwie nicht zutrauten. Aber der Einsatz
massiver Bombardements gegen Wohngebiete war im WK II häufig
genutztes Mittel ohne militärisch erkennbaren Nutzen.)
Vom IS wissen wir, dass er Grausamkeiten im Krieg nicht nur ohne jede
Orientierung an Konventionen anwendet, sondern sie auch noch zur
Schau stellt. Das ist konsequent und wirksam: Tausende bewaffnete
Soldaten fliehen vor einer Horde von ein paar Hundert und lassen
sogar ihre Waffen zurück. Wer demonstriert, dass er vor nichts
zurückschreckt, gewinnt leichter. Er gewinnt den Krieg leichter. Wie
will man einen Menschen so weit zum Tier machen, dass er
seinesgleichen UN-konform tötet, aber davor zurückschreckt, das Töten
mit maximaler Wirksamkeit und minimalem Aufwand bzw. geringstem
eigenen Risiko zu praktizieren?
Ich kann mir NICHT vorstellen, was Streubomben, Napalm, Agent Orange
im Körper, ggf. im weiteren Leben eines Menschen anrichten. Es ist
ohne Zweifel furchtbar, und wer so leidet, mag sich wünschen, ihn
hätte ein "sauberer Schuss" getroffen. Aber wer seine geistige Kraft
darauf verwendet, Regeln für völkerrechtskonforme Kriege zu
formulieren, der muss sich fragen lassen, ob er einer Illusion
aufgesessen ist, oder ob er darauf aus ist, Kriege führbar zu machen,
wo andere ganz einfach "Nein!" sagen.
dem, was Sie schreiben, ist mir völlig fremd oder neu.
Worauf ich hinaus will, ist folgendes: In einem Krieg werden Menschen
verletzt, seelisch oder/und körperlich, oft für den Rest ihres
Lebens. Und es werden Menschen getötet, bisher noch immer auf beiden
Seiten, selbst bei asymmetrischer Kriegsführung. Nun könnte man bei
Soldaten häufig argumentieren: Die müssten eigentlich wissen, worauf
sie sich einlassen, denn es handelt sich häufig um Söldner, also
freiwillige und bezahlte Kämpfer - oder Mörder, wie es wohl Tucholsky
formulierte, denn sie lassen sich nicht nur auf die Gefahr des
Getötetwerdens ein, sondern auch auf den Befehl zu töten, also können
sie sich nicht auf BefehlsNOTSTAND berufen. Also zählen sie nicht "so
richtig" als Opfer. Ein Soldat mit Granatsplitter in den Eingeweiden
ist nicht so schlimm wie eine bombardierte Zivilistin. Aber ist das
so? Und gesetzt den Fall, es sei unter gewissen Umständen so, ist das
auch dann so, wenn der Soldat auf dem Territorium seines eigenen
Landes stirbt, das angegriffen wird von einer ausländischen Macht?
Kriege werden mit unterschiedlichen Zielen geführt. Sei es, um sich
nicht Untätigkeit oder Feigheit vorm Feind vorwerfen zu lassen, sei
es um der Sicherstellung irgendwelcher Interessen willen, jedenfalls
ist er immer Mittel zum Zweck. Die USA haben 1945 Atombomben auf
Hiroshima und Nagasaki abgeworfen, Städte ohne nennenswerte
militärische Bedeutung, und sie wussten das. Sie praktizierten Terror
- heute haben sie das Wort ins Englische übertragen und praktizieren
erklärtermaßen shock & awe - gegen die Zivilbevölkerung, und sie
behaupten, das sei ein wirksames Mittel gewesen, um das Land zur
Kapitulation zu zwingen und dadurch (beiden Nationen) zahllose
Soldatenleben in aufreibenden Stellungskriegen erspart zu haben. (Ich
habe gelesen, die Japaner hätten erst auf die sowjetische
Kriegserklärung gegen Japan mit der Kapitulation reagiert, weil sie
es für vorstellbar hielten, dass die Russen den Tenno töten würden,
was sie den Amerikanern irgendwie nicht zutrauten. Aber der Einsatz
massiver Bombardements gegen Wohngebiete war im WK II häufig
genutztes Mittel ohne militärisch erkennbaren Nutzen.)
Vom IS wissen wir, dass er Grausamkeiten im Krieg nicht nur ohne jede
Orientierung an Konventionen anwendet, sondern sie auch noch zur
Schau stellt. Das ist konsequent und wirksam: Tausende bewaffnete
Soldaten fliehen vor einer Horde von ein paar Hundert und lassen
sogar ihre Waffen zurück. Wer demonstriert, dass er vor nichts
zurückschreckt, gewinnt leichter. Er gewinnt den Krieg leichter. Wie
will man einen Menschen so weit zum Tier machen, dass er
seinesgleichen UN-konform tötet, aber davor zurückschreckt, das Töten
mit maximaler Wirksamkeit und minimalem Aufwand bzw. geringstem
eigenen Risiko zu praktizieren?
Ich kann mir NICHT vorstellen, was Streubomben, Napalm, Agent Orange
im Körper, ggf. im weiteren Leben eines Menschen anrichten. Es ist
ohne Zweifel furchtbar, und wer so leidet, mag sich wünschen, ihn
hätte ein "sauberer Schuss" getroffen. Aber wer seine geistige Kraft
darauf verwendet, Regeln für völkerrechtskonforme Kriege zu
formulieren, der muss sich fragen lassen, ob er einer Illusion
aufgesessen ist, oder ob er darauf aus ist, Kriege führbar zu machen,
wo andere ganz einfach "Nein!" sagen.