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  • firedancer

mehr als 1000 Beiträge seit 26.01.2001

Die "Mächtigen" haben die Macht, die wir ihnen zugestehen


> Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte auch nicht, dass für mich damit
> der derzeitige Begriff umgeändert wird.
> Aber diejenigen, die derzeit politische Macht haben,haben nun einmal
> die Möglichkeit diese Umdefinierung zu gestalten.

Nein. Das glauben sie. Und das glauben wir. Und weil wir das glauben,
können unsere Politiker das. Mit anderen Worten: So lange wir uns vor
ihren Karren spannen lassen, wird es den Politikern auch gelingen,
mit uns zu machen, was sie wollen. Sie haben nur die Macht, die wir
ihnen geben. Sprich: Wenn sie meinen den Rechtsstaat umdefinieren zu
wollen, müssen wir aufstehen. Dann müssen wir uns erheben, auf die
Straße gehen, Flugblätter verteilen, die Menschen wachrütteln, ihnen
erklären, was da in Berlin läuft. Damit sie mit aufstehen, so lange,
bis nicht mehr 15.000 Menschen in Berlin, sondern 15.000 Menschen in
Berlin, München, Hamburg, Düsseldorf, Karlsruhe, etc. vor den
Rathäusern stehen. Und bei der nächsten Wahl den Parteien klar
zeigen, daß wir nicht einverstanden sind mit diesen Dingen:
Beispielsweise könnten wir Anti-Wahlen veranstalten: Welche Partei
würden sie abwählen, wenn sie könnten? Etc. --- WIr können viel
erreichen. Auch gibt es Unternehmer, die das stört, was unsere
Politiker veranstalten: Diese sind in Interessensverbänden vertreten.
Die Dinge ändern sich nur dann, wenn *WIR* aufstehen - *WIR* als
Kollektiv. Nicht 15.000 --- sondern deutlich mehr. Und was ich an
Protesten lese - in diesem Land dürften mindestens 1/3 der Menschen
kapiert haben, was Sache ist. Nur glauben die meisten, nichts tun zu
müssen. Wie gesagt: Genau das ist es, was den Politikern Macht
verleiht.

> D.h. wenn jemand nun Unschuldige, die verdächtigt werden, inhaftiert
> und meinethalben ein jahr lang inhaftiert lässt, ohne dass sie einen
> Anwalt bekommen usw, dann widerspricht das Deinem Verständnis von
> Rechtstaat, meinem auch - aber wenn nun ein entsprechendes Gesetz
> einfach diese "prophylaktischen und präventiven Maßnahmen zur
> Sicherheit und Sicherung des Rechtstaates" zulässt, so ist es eben
> leicht, in der öffentlichen Wahrnehmung dieses Verfahren mit dem
> Begriff Rechtstaat in Einklang zu bringen.

Nein. Dann stehen täglich 5 Leute vor dem Rathaus und dem
Polizeirevier und verteilen Flugblätter und halten Plakate hoch. Das
ist genau der Punkt: Ein paar einzelne werden mit staatlicher Gewalt
an die Wand gefahren - diese müssen wir unterstützen anstelle nur
zuzusehen. Das muß nicht viel sein. Aber die Breite macht es aus.
Irgendwo wird dann der Herr Zahnarzt mit dem Bauunternehmern X und
dem Gemeinderat Y beim Essen sitzen und sagen "Übrigens Herr
Gemeinderat, ich finde es gar nicht gut, daß Herr Z hier im Gefängnis
sitzt - ohne Anwalt und allen Kram. Deckt sich das mit ihrem
Verständnis von Gerechtigkeit?" und prompt ist unser Gemeinderat in
Erklärungsnot. So - und nur so - wird es laufen können.

> Ich hatte leider am Samstag keine Gelegenheit mehr, dies während
> einer Rede vorzubringen, jedoch wollte ich an und für sich darauf
> hinaus, dass einerseits die geschürte Panik zu imho psychischen
> Problemen führt und andererseits die Argumentation, dass zur
> Erhaltung des Rechtstaates dieser sich eben ganz neu definieren muss,
> an die Argumentation eines schlagenden Partners erinnert, der
> letztendlich sein Verhalten nur als Reaktion ansieht weil sich der
> Partner eben durch Verhalten xyz falsch benommen hat. Nur weiß dieser
> oft gar nicht, dass sein Verhalten xyz als falsch wahrgenommen wird -
> bzw. weiß sogar, dass dieses Verhalten richtig ist. Da er sich oft
> genug aber in einer Abhängig gegenüber dem schlagenden Partner
> befindet oder aber dies so wahrnimmt, ändert sich auch seine
> Wahrnehmung des "richtig oder falsch", sie ändert sich zu einer
> Wahrnehmung, die nicht mehr selbst sondern durch den Schlagenden
> vorgenommen wird.

Und auch hier sind wir am Knackpunkt: Wenn du weißt, Verhalten XYZ
ist richtig, dann ist es richtig. Selbst wenn es ein Gesetz gibt, daß
dir das verbietet. Nicht du mußt deine Einstellung gegenüber XYZ
anpassen, sondern das Gesetz muß verändert werden. Und dies müssen
wir alle Politiker und Polizeikräfte spüren lassen. Selbst wenn diese
jetzt nichts verändern können - sie werden es u.U., wenn sie selbst
mal in einer Position sind, wo sie Einfluß haben. Ich habe z.B.
bereits mit jungen Offizieren der Bundeswehr gesprochen. Die
verstehen genau, was Sache ist in diesem Land. Auch, wenn sie jetzt
nichts verändern können werden sie es, wenn sie ein wenig die
Hierarchieleiter hinauf geklettert sind. Daher ist es so wichtig, daß
wir ein allgemeines Bewußtsein dafür schaffen, was falsch läuft in
diesem Land.

> Einfach gesagt: vorher hieß es "ich trag halt gerne Stöckelschuhe und
> ein kurzes Kleid" später heißt es beim blauen Auge "das war okay, es
> war meine schuld, ich hatte ein kurzes Kleid und Stöckelschuhe an und
> das mag er ja nicht"

Tja. Warum nicht sagen "Unser Staat ist der Auffassung, daß ich
dieses oder jenes nicht tragen darf? Ist völliger Schwachsinn, daß er
dieser Auffassung ist - wenn ich das trage, dann nur der
Unterdrückung des Staates wegen! Und das werde ich allen erzählen die
es wissen wollen oder auch nicht!"

> Der Schlagende sieht sich so umso mehr im Recht und sagt "tja, sie
> muss sich ja nur anständig benehmen, schon passiert nichts" (oder er
> - denn schlagende Damen gibt es ja auch)

Warum fährst du eben jenen nicht über den Mund, die so etwas äußern?
Für hirnlose, rückgratlose Marionetten habe ich nichts übrig. Man
kann sich gerne gesetzeskonform verhalten - aber man kann trotzdem an
allen Ecken und Enden heraushängen lassen, daß einem das nicht paßt.
Sofern man eine Begründung dafür hat.

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