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  • TomGard

mehr als 1000 Beiträge seit 04.03.2011

Teutonischer Provinzialismus

Um theoretischer Strenge willen hatte ich zunächst auf die
(neo)faschistischen Ideale der Autoren abgehoben

http://www.heise.de/tp/foren/S-Neofaschismus-kleidet-sich-ins-Gewand-des-Antifaschismus/forum-295661/msg-26913509/read/

Aber man kann es auch "tiefer hängen" und sollte das, vom praktischen
Standpunkt aus, auch tun.

Das frühe Bürgertum gestaltete die Urbanität der "Residenzen" der
Ständeherrschaft und der Sklaverei von Leibeigenen und Dienstvolk zu
"Passagewelten". Das waren die Städte der "Abenteurer" und
"Flanneure" vom Schlage Lord Byron, Shelley, Balzac, Baudelaire,
Rimbaud, Edgar Allen Poe u.v.m, Behälter und Trassen der Wandlungen,
Auf- und Abstiege im Zuge der Entfaltung der Gesellschaftsformation
DES Geldes in die sozialen wie geographischen Räume der alten
Gesellschaft. Eine Form der Urbanität, die über ihren Zerfall zu
retten, alle Klassen und Schichten eine streitbare Allianz eingingen.
Die Landflüchtlinge, solange ihnen die Stadt noch nicht überwiegend
Endstation eines Vertriebenenschicksals wurde, die "Boheme" aus
Lumpen und Prekären, die Kleinbürger mit Aufstiegsträumen, die
Großbürger für ihre Raubritter- und Jagdausflüge in schwach
reglementierte Unter- und Zwischenwelten.

Die Re-Prekarisierung und Verlumpung großer Teile des Proletariats
und des Kleinbürgertums nebst zugehöriger Ghettoisierung und
Verhärtung der Klassen- und Schichtengrenzen in kastenartige
Strukturen, die Erschließung sämtlicher der Verwertung überwiegend
sekundär unterworfenen Ressourcen des Soziallebens der arbeitenden
Klasse, setzt dieser Urbanität heute enge Schranken, sie wird zur
Antiquität.
Aber diese Bewegung ist in Deutschland "hintan", gemessen an
Frankreich, England, selbst Italien, und v.a. den USA. Dafür gibt es
eine Reihe historischer Gründe, von denen ich keinen anführen möchte,
ohne alle zu nennen, weil das bloß Anlaß hier nicht zu entscheidenden
Streites würde.

Was wir mit Pegida und diesem Artikel erleben, ist deshalb in einem
beträchtlichen Umfang einfach eine deutsche und "teutonische", sprich
dem arttypisch deutschen Nationalismus geschuldete Provinzposse, und
das sollte man im Kopf behalten, wenn man sich fragt, "wie damit
umgehen" 

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