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Avatar von HanniKanni
  • HanniKanni

mehr als 1000 Beiträge seit 30.11.2016

Re: Danke für deinen langen Post

Hast du dich mal mit der Geschichte von Unternehmensrechtsformen in Deutschland, bzw. anderen wichtigen Industriestaaten beschäftigt?

Mit der Geschichte nicht so primär. Hab dazu zwar auch im Laufe der Jahre immer wieder mal den ein oder anderen Artikel, Buchkapitel oder Webseiten gelesen, aber ich wär jetzt gar nicht mehr in der Lage, die jeweiligen Quellen zuzuordnen. Entsprechend wär ich jetzt leider auch nicht in der Lage, speziell zum geschichtlichen Aspekt Literatur zu empfehlen.

Mich hat primär viel eher ganz praktisch die jeweils aktuelle Rechtslage in den verschiedenen für eine Gründung in Frage kommenden Staaten interessiert sowie die jeweils in absehbarer Zukunft sich abzeichnenden Entwicklungen.

Und zu den relevantesten Schlüssen, die ich aus meinen Recherchen hierzu gewonnen habe, zählt leider folgender: Deutschland ist heutzutage für Unternehmens-Gründer (außer Ableger von Großkonzernen oder klassische Zunftbetriebe) eine vergleichsweise furchtbar grottenschlechte und mit lauter Nachteilen und Risiken verbundene Location. Jedenfalls wenn das Projekt weder ein stark an lokale Kundschaft gebundenes Ding ist noch etwas, was auf das Abgreifen von Staats-Geldern orientiert ist, sondern ein Technologie-Projekt, das die Möglichkeit zu internationaler Expansion haben möchte.

Ich kann daher jedem Gründer nur nahelegen, sich unbedingt VOR (!!!) der Gründung mit den Unterschieden zwischen den Staaten zu befassen und lieber die Option vorzuziehen, VOR der Gründung, auch persönlich aus Deutschland weg und in ein weniger Gründer-feindliches Land auszuziehen. (Und weil in Foren immer wieder ahnungslose meinen, es würde reichen, nur irgendwie den Geschäftssitz und/oder den Wohnsitz formal zu verlegen: Nein, das reicht NICHT!)

Das mit dem _VOR_ kann ich gar nicht genug unterstreichen. Wer etwa den Fehler macht, in Deutschland erst mal drauf los zu gründen und dann ggf später mal wegziehen wollte (etwa eben gerade um sein Projekt international weiterzubringen), den träfe eine speziell deutsche Besonderheit: die unter Gründern und Steuerberatern als Reichsfluchtsteuer 2.0 oder auch fiskalischer Mauerschuss bekannte Wegzugsbesteuerung (eine Besteuerung in Höhe der einer fiktiven Veräußerung des Unternehmens bei Wegzug), die eigentlich in krassem Widerspruch zu EU-Grundrechtsprinzipien steht und wegen deren illegalität sich Deutschland auch die Einleitung eines EU-Verfahrens eingefangen hatte, aber auch da hat sich die deutsche Regierung mal wieder mit viel Hinterzimmer-Geschacher, Druck/Einfluss-Spielchen und einer verlogenen und total unvollständigen rein formalen Patchwork-Pseudokorrektur ohne tatsächliche Behebung der eigentlichen Sauerei rauswinden können.

Angesichts dessen, wie Deutschland mit Gründern umgeht, sehe ich eine ziemlich schwarze wirtschaftliche Zukunft für das Land. Unsere ganze Gesellschaft lebt heutzutage noch primär von den Früchten einer viel früheren Gründungsphase und unsere extrem Gründungs-feindliche Standortpolitik in Deutschland zerstört die Basis für den nötigen stetigen Nachwuchs von Unternehmen, die nötig wären um in Zukunft unsere Gesellschaft zu finanzieren. Und eine schnelle Lösung ist leider nicht in Aussicht. Für Gründer ist die einzige echte Lösung leider die, in weniger Gründer-feindliche Staaten auszuziehen.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (27.01.2021 16:20).

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