marduks schrieb am 09.03.2022 13:16:
Um das Jahr 2000 herum standen die Chancen blendend für Russland. Zum ersten Mal in der russischen Geschichte gab es zarte Ansätze einer Demokratisierung, es bildete sich eine Zivilgesellschaft.
Russland hatte eine verhältnismässig gut ausgebildete Bevölkerung und Rohstoffe welche die Welt brauchte.
Dazu das aufstrebende China und die friedliche EU als Nachbarn.Russland hätte eine grosse Erfolgsgeschichte werden könnnen. Dazu hätte es gar nicht soviel dazu gebraucht:
- Bekämpfung der Korruption, funktionierende Institutionen
- Rechtssicherheit
- EigentumsschutzLeider hat Putin nichts in diese Richtung unternommen. Im Gegenteil, es ging immer nur drum seine und die Taschen seiner Komplizen zu füllen.
Und nun steht Russland wieder mal am Abgrund, die Regalle werden bald leer sein. Und das Land ist ein Paria, abgeschottet vom Rest der Welt. Tragisch ! Putin hat mehr als 1 Generation alle Perspektiven gestohlen.
Die Ironie an der Geschichte: Ein friedliches und properierendes Russland hätte keine Panzer nach Kiew schicken müssen. Die Kiewer wären freiwillig nach Russland gekommen.
Nunja, in Russland herrschen zunächst dieselben Probleme wie in anderen großen Staaten mit einer Geld-Elite.
Nur ein kleiner Unterschied - hier gibt es überbordenden Lobbyismus, in Russland gibt es ein paar Oligarchen, die einer sog. Mittelschicht Fast-Food, Urlaub und weitere vermeintlichen Segnungen des modernen Konsums ermöglichen.
Das war es dann auch - wer aufmuckt wird eingesperrt, vergiftet oder erschossen.
Pressefreiheit gibt es nicht, es wird gesendet und geschrieben was der Kreml will.
Es wird also nach dem Führerprinzip regiert - und zwar durchregiert bis zum kleinsten Geheimdienst und zur kleinsten Polizeistation.
Der sicherste Arbeitsplatz ist für junge Männer, die ansonsten kaum Aufstiegsmöglichkeiten haben, die Armee oder beim Geheimdienst.
Damit das auch so bleibt - muss auch das Führerprinzip lange erhalten bleiben. Dafür hat Putin und seine Entourage ja gesorgt.
In so einem System läßt es sich auch gut leben - bis es halt mal zu viel wird und die Lebensumstände einfach nicht mehr den Alltag bewältigen lassen.
Man stelle sich solche Demos in Moskau vor wie die gerade laufenden Friedensdemos.
Dieses System wollte die Ukraine halt nicht mehr, man wollte nicht mehr von Moskau kontrolliert werden, man wollte Strukturreformen um die Korruption an zu gehen. Bodenverkauf war verboten mit wenigen Ausnahmen und einiges mehr was noch aus alten Sowjetzeiten stammt. Das musste reformiert werden.
Einer Staatsführung wie Russland mit dem seit Jahrhunderten bewährten Führerprinzip muss eine solche Entwicklung ein Dorn im Auge sein. Einem Putin muss natürlich auch der Zusammenbruch der Sowjetunion ein ganzer Dornenbusch in der Seele gewesen sein.
Andere ehemaligen Staaten der Sowjetunion wollten dieses Führerprinzip nicht mehr, die vorherrschende Korruption nicht mehr und wollten auch keine russischen Panzer mehr in ihren Hauptstädten um die Abtrünnigen wieder "zur Räson" zu bringen.
Der Kreml will auch heute nicht mehr Freiheiten bieten, verachtet staatliche Souveränität, verwechselt Handel mit Erpressung und setzt seine sog. Interessen mit Repressionen, Gewalt und Bomben durch - und wenn es auch die eigenen Verwandten sind.
Das muss aufhören.
Wenn die 30 Staaten jetzt nach geben, fliegen Bomben auf die nächsten Staaten.
Wenn ein Putin sagt, er will gar nicht die Regierung in Kiew stürzen, kann man davon ausgehen dass er lügt.