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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Unwucht

Es ist wahrscheinlich der äusserste Ast, auf den sich ein deutscher Jurist in der heutigen Stimmung hinauswagen kann, ohne gleich erbarmungslos abgesägt zu werden. Die Verteilung der Gewichte stimmt aber auch bei ihm nicht. Zwar erwähnt er all die westlichen Kriege der letzten Jahrzehnte, doch schliesslich ist doch wieder der aktuelle der unverzeihlichste.

Dass Putins Krieg in der Nähe der russischen Grenzen stattfindet, während die Westler ihre Bombenlasten regelmässig weit entfernt von ihren Gestaden abwerfen, gerät nicht in den Blick, stattdessen das angeblich verhärmte Gesicht des russischen Präsidenten. Es ist objektiv völlig unerheblich, was Vonnahme in menschlicher Hinsicht von Putin denkt, all seine diesbezüglichen Positionierungen dienen allein Shitstorm-Prävention. Dies, weil auch jeder andere russische Präsident so, oder so ähnlich gehandelt hätte, wahrscheinlich sogar ein Gorbatschow. Eine zum nato-Launchpad umfunktionierte Ukraine kommt einfach nicht in Frage, ebenso wenig wie russische Raketen auf Kuba oder in Mexiko.

Sieben lange Jahre haben die usa die Ukraine aufmunitioniert, miliärisch ausgebildet, haben Biolabore betrieben, deren Eroberung durch die Russen nun Nuland befürchtet. Gleichzeitig hat die Ukraine selbst, begleitet von westlichem Wohlwollen den Minsker Vertrag unterlaufen, schliesslich sogar öffentlich verkündet, ihn nie erfüllen zu wollen. Das hat sich nun gerächt.

In ihrem ungebrochenen Überlegenheitswahn hat der Westen nun mit einem nie gesehenen Wirtschaftskrieg geantwortet - und schiesst sich damit ins eigene Knie. Wenn man sich eine Weltkarte ansieht, in der die 'sanktionierenden' Staaten eingetragen sind, sieht man ganze Kontinente, die nicht mitziehen. Sanktionen seien, meint Vonnahme, "weder gut, noch schlecht". Damit verharmlost er den mittlerweile gängigen Erpressungsversuch durch wirtschaftliche Strangulation, dessen Folgen zuvorderst die nicht so reiche Bevölkerung stemmen muss, aber kaum je, erreichen, was beabsichtigt war. Im aktuellen Fall werden sie die Ökonomie noch im letzten indischen oder kenjanischen Dorf beschädigen, aber auch die deutsche, französische, u.s.-amerikanische und in der Folge zu weiteren Rechtsrutschen führen. Dies unter der Voraussetzung, dass der Krieg nicht noch weiter eskaliert, was bei der im Westen praktizierten tumben Intransigenz leicht möglich ist.

Der klügste Weg ist, deutsche und europäische Interessen in den Mittelpunkt unserer Politik zu stellen und nicht strategische Wünsche einer kränkelnden Weltmacht.

Dem allerdings kann man zustimmen. Der Versuch, Russland regelrecht zu canceln, treibt Europa in die u.s.-amerikanischen Arme. Das ist schon als politischer Masochismus zu bezeichnen und zeugt von einem verheerend falschen Bewusstsein.

Geopolitik hat nichts mit Moral zu tun, allein beinharte Interessen bestimmen die Handelsweise von Staaten. Wer mit kübelweise human content den meist unpolitischen Menschen den gewollten Spin versetzt, führt sie wahrlich hinter die Fichte und lässt sie dort stehen.

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