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  • Pnyx (1)

mehr als 1000 Beiträge seit 01.07.2017

Vorkriegszeit

Nein. Der Westen hat sich nicht "denkbar ungeschickt angestellt", wie Münkler behauptet - sondern verfolgt im Grunde seit Ende des Zweiten Weltkrieges, verstärkt seit Carters Regierungszeit eine Politik der Zerstückelung zuerst der Sowjet-Union, seit 1991 Russlands. Wie in vielen anderen Fällen werden ganz bewusst im Land existierendes Konfliktpotential und damit zentrifugale Kräfte gefördert. Historisch am stärksten durch die Unterstützung radikalislamischer Strömungen, was inzwischen auch unliebsame Auswirkungen zuhause hatte, aber die Apologeten der Weltherrschaft nicht von ihrem Tun abzulassen bestimmt hat. In Idlib tummeln sich z. B. Tausende extremistische Uiguren und Tschetschenen und der Westen tut alles, um zu verhindern, dass die syrische Regierung diese Eiterbeule ausmerzt.

Nun ist allerdings eine Schwierigkeit aufgetreten. Wider Erwarten haben die Russen in der Waffenentwicklung einen technologischen Vorsprung erlangt. Dieses sich wahrscheinlich bald wieder schliessende Fenster der Gelegenheit versucht nun Putin, dessen Verteufelung in den westlichen Medien so weit fortgeschritten ist, dass er nichts mehr zu verlieren hat, zu nutzen. Er macht nun Druck, stellt ein Ultimatum, die Forderungen sind nicht als ein solches deklariert, er will sich von seinen eignen Aussagen nicht die Hände binden lassen, aber de facto muss man sie so verstehen. 'Wenn ihr eure Regime change- und Zerstückelungsversuche nicht aufgebt, werden wir in irgendeiner Form zum Angriff übergehen.' 14 Jahre nach seiner bitteren Beschwerderede an der Münchner Sicherheitskonferenz ist der Geduldsfaden längst gerissen und die Umstände nun günstig für einen entscheidenden Schritt.

Die imperiale Zentrale steht im Schach. Um die Ukraine geht es ebenso sehr oder wenig, wie es in einem Schachspiel um das Geschick einer einzelnen Schwerfigur geht. Das Spiel gewinnt, wer den gegnerischen König schachmatt stellt. In der geopolitischen Realität sieht es allerdings nach einem dieser Spiele aus, in denen nach und nach alle Figuren geschlagen werden und zwei einsame Könige zurückbleiben. Das nennt man dort patt. Im Grunde haben dann beide Parteien verloren. Ein solcher Ausgang droht uns allen, wenn der Westen seinen megalomanen Dominierungsversuch nicht ein für alle Male aufgibt und einen modus vivendi für alle anbietet. Noch ist Zeit dazu. Aber nicht mehr lange.

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