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  • elklynx

mehr als 1000 Beiträge seit 07.04.2004

nicht immer

Eine "Jahrtausendflut" wie Ringhals darf aus volkswirtschaftlicher Sicht eine Stadt verschwinden machen, eine Jahrundterflut darf Hamburg absaufen lassen, ein wirklich wirtschaftliches Problem wirds erst, wenn die Jahrhundertflut alle 10 und die Jahrtausendflut alle hundert Jahre kommt. Die Frage ob Flussniederung oder nicht ist gar nicht so entscheidend, entscheidend ist die Frage, ob die Wasserrückhaltebecken und Überschwemmungs-Auen-Flächen für "regelmäßig" zu erwartende Fluten ausreichend dimensioniert sind. Im Ahrtal gab es Jahre davor Warnungen, dass die hätten vergrößert werden müssen, auf die nicht hinreichend reagiert wurde. Dass die Siedlungen da sind, ist aber nicht immer nur ein frevelhafter Planungsfehler bei der Baubehörde, denn "Siedlungen" wurden vom Frühmittelalter bis in die frühe Neuzeit natürlich am Mittelgebrigsrand nah an die Flüsse gebaut, damit der Müller zu seiner Wassermühle, die ein ziemlich wichtiger Besandteil der Siedlungswirtschaft war, nicht so weit latschen musste.

Ich habe Verwandtschaft in einem Mittelgebirge, die bestimmt 40 m oder so oberhalb des Stadtmarktplatzes wohnt und trotzdem sind in deren Nähe, diese zig Meter über dem Stadtplatzlevel, schonmal Keller abgesoffen, weil zu viel Regen auf einen Schlag kam. Die Niederländer haben Jahrhunderte bewiesen, dass man direkt am Meer unterhalb des Meeresspiegels siedeln kann. Die Frage ist immer, welche Wassermenge, welches Ausmaß an Katastrophenereignis ist wie wahrscheinlich anzunehmen, es ist nie für absolut alles gesichert, und sind die Katastrophen, die den Schutz sprengen, selten genug, dass die Volkswirtschaft das abfedern kann. Wenn nicht, wie in der Vorantike am Schwarzen Meer, schreibt jemand hinterher einen Gilgamesch-Epos.

Sollte man auch nicht in Erdbebengebieten siedeln? Die Alpen wachsen noch, da fiele eine Menge Siedlungsraum weg.

In Norwegen gibt es derzeit auch viele Probleme mit Siedlungen in Erdrutschgebieten. Auch dort war gelegentlich das Problem, dass es einerseits Ingenieure gibt, die unter Berücksichtigung des Klimawandels darauf hinweisen, dass in bestimmten Gebieten die Erdrutschwahrscheinlichkeit gestiegen ist, andererseits irgendwelche Politiker den Klimawandel leugnen und sagen, wenn in den 1950ern mal jemand feststellte, dass dort gesiedelt werden könnte, dann ist der Ingenieur, der erst vor 10 Jahren aufgrund gestiegener Erdrutschwahrscheinlichkeit davor gewarnt hat, dort zu bauen, ein "deep-state-verseuchter Klima-Ideologe", dessen Untersuchung zu ignorieren sei. In den letzten paar Jahren wurden in Norwegen tausende bereits bewohnte Häuser unter Bewohnungsverbot gestellt, weil entweder die Erdrutschgefahr darunter oder die Steinschlaggefahr aufgrund auftauender Bergkuppen darüber gestiegen ist. Auslöser für solch politisches Tätigwerden war der Siedlungsrutsch zu Sylvester vor ein paar Jahren, bei dem Leute im Schlaf starben.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (03.12.2024 22:51).

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