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  • Carl_F_G.

mehr als 1000 Beiträge seit 14.04.2002

Tierhaltung ist nicht die Hauptursache

Also in Deutschland (und Europa(?)) ist der Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung stark reglementiert und wird auch ziemlich genau erfasst. Insbesondere ist da der Einsatz von Reserveantibiotika verboten.
Da werden auch üblicherweise auch alte Antibiotika wie Tetracycline eingesetzt. Und dass diese meist auch wirken, zeigt, dass dort Resistenzen nicht so verbreitet sein können.
Natürlich gilt es da den Antibiotikaeinsatz (weiter) gering zu halten und es gab auch Fehlentwicklungen, wie den Einsatz als Wachstumsförderer. Das ist aber längst verboten (und natürlich gilt es das Verbot zu überwachen).
Hinsichtlich Resistenzen sind Haustiere weit problematischer. Denn erstens sind da weit mehr Antibiotika erlaubt und zweitens erfolgt da ein weit intensiverer Austausch der Keime mit Menschen.
Eine wichtige Quelle für multiresistente Erreger sind Kläranlagen. Denn in den Becken haben resistente Bakterien die Möglichkeit die Resistenzen auszutauschen. Insofern müsste man eigentlich diese Abwässer noch desinfizieren (kaum realistisch). Aber es wäre zumindest geboten, die Abwässer von Krankenhäuser zu sterilisieren (intensive Bestrahlung mit UV oder Gammastrahlen?).
Eine Hauptquelle für Resistenzen dürften Menschen mit geschwächten Immunsystem sein. Denn diese erhalten einerseits häufig Antibiotika (durchs unterschiedliche). Und gleichzeitig ist da der Körper dann nicht in der Lage die verbleibenden Erreger ausreichend zu bekämpfen. Aber man will diesen Menschen ja die Behandlung nicht verweigern (zu recht) und insofern ist das ein Stück unvermeidlich.
Letztendlich führt ein Antibiotikaeinsatz immer zu einer Anpassung des Erregerspektrums. Das lässt sich nicht vermeiden. Letztendlich braucht man daher eine kontinuierliche Neuentwicklung von Antibiotika (und natürlich auch von anderen Behandlungsansätzen).
Eigentlich ist die Entwicklung von Antibiotika gar nicht so teuer. Nur lohnt sich das kaum noch. Denn wenn jemand ein wirklich neues Antibiotikum entwickelt, dann ist dies ein wertvolles Reserveantibiotikum. Damit wird es kaum eingesetzt und dementsprechend gering ist der Umsatz und der Gewinn. Man müsste daher für die Entwicklung von Reserveantibiotika Prämien ausschreiben, so dass sich diese eben nicht über die Stückzahl refinanzieren müssen. Das ist wie mit der Feuerwehr. Da macht es auch keinen Sinn diese allein über die Zahl der Löscheinsätze zu finanzieren. Insofern ist das aktuelle Vorgehen bzgl. Reserveantibiotika kontraproduktiv. Denn es macht Neuentwicklungen unrentabel. Viel lohnender sind Medikamente für chronische Erkrankungen die dauerhaft eingenommen werden. (Da ist eine Heilung für die Pharmaindustrie eigentlich eher unerwünscht, aber das ist ein anderes Thema)
Ansonsten sind die Abwässer von Antibiotikaherstellern in Ländern wie Indien und China (den Hauptproduktionsstätten) eine wichtige Quelle für Resistenzen. Denn in diesen finden sich oft größere Mengen an Antibiotika. Das Problem wird auch weitgehend ignoriert.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.09.2024 12:53).

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