Warum sind alle Kritiker von Regierungsmaßnahmen plötzlich "Nazis"?
Werden Sie reihum so bezeichnet? Oder bläst der Autor hier einen oder zwei Textbelege aus nicht besonders massgeblicher Quelle zu einem Beweis auf?
So betrachtet kann man die aktuelle Framing-Kampagne als gezielten Versuch bewerten, eine Ent-Solidarisierung der Bürger zu organisieren. Um dieses Ziel zu erreichen, ist es in einer Demokratie, die jahrzehntelang das selbständige Denken und Handeln eintrainiert und mündige Bürger erzogen hat, zunächst notwendig, die Bürger von ihren bisherigen Überzeugungen abzubringen, damit sie nicht aufmüpfig werden.
Unsinn. Framing in den Staatsmedien ist nichts Neues. Beispielsweise wurde Lech Wałęsa, damaliger Vorsitzender der Gewerkschaft Solidarność in den Abendnachrichten stets als Arbeiterführer bezeichnet, was ihn von einem gewöhnlichen Gewerkschaftsboss deutlich positiv abhob. Seit Jahrzehnten ist es üblich, den Chef einer missliebigen Regierung als Machthaber zu titulieren. Er hat sie, sollte aber nicht. Man könnte eine lange Liste an Beispielen zusammenstellen.
Und was soll nun die treuherzige Behauptung, in Deutschland sei 'jahrzehntelang das selbstständige Denken und Handeln eintrainiert und mündige Bürger erzogen' worden? Das glaubt doch Arndt selber nicht, was sind denn das für Leibnitz'sche Anwandlungen?
Wir hören dieser Tage häufig: "In so einer Situation ist die Menschheit noch nie zuvor gewesen." Ich kann etwas anderes erinnern. Mein Leben begann bereits mit einem gewaltigen Risiko. Die mangelnde Sorgfalt einer Pharma-Firma hatte es verschuldet. Ich stamme aus jenem Jahrgang, in dem eine gute Chance bestand, noch als Ungeborener mit dem Wirkstoff Thalidomid in Kontakt zu kommen.
Von wem stammt das angebliche Zitat? Das kann nur jemand sagen, dessen Geschichtshorizont kaum über die Jahrtausendwende hinausgeht, verheerende Seuchen gabs in der Menschheitsgeschichte immer wieder. Sagen könnte man, die neoliberal verfasste Menschheit sei noch nie in dieser Situation gewesen, und dass sich nun die erbärmliche Resilienz dieser ökonomischen Formation erweise.
Andererseits ist der Vergleich, den Arndt anstellt, ein schwer hinkender. Sobald klar, war, dass dieser eine bestimmte Wirkstoff für die Katastrophe verantwortlich war, konnte man ihn aus dem Verkehr ziehen und hatte damit sichergestellt, dass es keine neuen Opfer geben würde. Einen Virus aus dem Verkehr zu ziehen, ist eine Spur schwieriger...
Foucault und die anderen von Arndt angeführten Theoretiker werden von ihm am untauglichen Gegenstand in Anschlag gebracht, ja regelrecht missbraucht. Nein, man ist kein Nazi, nur weil man die diversen die Grundrechte vorübergehend einschränkenden Massnahmen als Versuch darstellt, den Autoritarismus des Staates ein gutes Stück voranzubringen, gleichzeitig unterstellend, der Anlass dafür sei nicht gegeben, werde aber mit hinterhältigen Methoden als solcher ertüchtigt. Man begeht einfach einen grossen Fehler, schätzt die Situation grundlegend falsch ein, sieht nicht, dass es ganz umgekehrt darum geht, zu verhindern, dass in aller Welt Menschen unter sehr unsicheren Bedingungen zu arbeiten gezwungen werden. Schlicht, weil die Elite panisch versucht, den Zusammenbruch des Systems, das Sterben der Gans, die ihnen so viele goldene Eier gelegt hat, zu verhindern.
Es ist bezeichnend, dass Arndt und seine wohlbestallten Gesinnungsgenossen die vielen Proteste und Streiks, im Gesundheitswesen, aber auch in Fleischfabriken, Callcentern etc. nicht wahrnehmen. Arbeiter, die sich dagegen wehren, als eine Art Kanonenfutter missbraucht zu werden, passen ihnen nicht ins Konzept.
Wer die Pandemie verharmlost spielt de facto eine reaktionäre Rolle.