Herr Nowak, Sie ignorieren das Handeln Russlands.

Russland als im Handeln begriffene Macht ausblenden heißt die Frage nach 'Ei, oder Huhn' nicht mehr stellen zu wollen.
Russland als im Handeln begriffene Macht ausblenden heißt eine Streigkeiten regelnde Ordnung fürs erste auszublenden.
Russland als im Handeln begriffene Macht ausblenden heißt, die Ursache für diesen Krieg in Europa und die aktive Unterstützung kriegerischer Auseinandersetzungen in Aufrika auszublenden.
Russland als im Handeln begriffene Macht ausblenden heißt, die Friedenspflicht nicht für alle zu fördern.

Frieden, wie ich ihn bisher wahrgenommen habe, im privaten, selbst gelebten Bereich und auch im medial vermittelten, politischen Bereich, steht auf zwei Beinen: zum einen einer Streitigkeiten regelnden Ordnung, deren Einhaltung zur Not auch erzwungen wird und der Möglichkeit, Gewalt auszuweichen. Ich persönlich muss nicht dorthin gehen, wo Gewalt ausgeübt wird, wenn die Ordnung ausbrechende Gewalt einzudämmen und zu kanalisieren vermag mit dem Ziel, ihre Ursachen zu neutralisieren.
Der Frieden ist dahin, wenn eine solche Ordnung nicht mehr akzeptiert wird und mit Gewalt eine andere Ordnung eingeführt werden soll. Wir erleben das gerade.

Wird einseitig die Friedenspflicht angemahnt und nur eine Seite zur Einhaltung des Gewaltverbots gezwungen, wird die Forderung nach Frieden und der Verzicht auf Gewalt im Falle eines mit Gewalt ausgetragenen Konfliktes zur entscheidenden Waffe des gewaltbereiten Konfliktpartners.

Einseitige Aufrufe und einseitige Agitation zur Gewaltlosigkeit sind die beste Waffe eines Aggressors.

Also, ein Lumpenpazifist ist ein Ehrenmann und eine Ehrenfrau, wenn beide sich solidarisch mit den Lumpenpazifisten der anderen Seite zusammentun und auf gewaltfreie Bereinigung der Probleme pochen. Sonst nicht !!

Problematisch wird es, wenn eine Seite Dinge verlangt, die ihr einfach nicht zustehen. In diesem Sinne ist der jugoslawische Zerfallsprozess anders zu bewerten als der Ukraine Konflikt. Würde Belgrad im Kosovo Konflikt gewaltsam agieren, wäre es direkt vergleichbar.

Und jetzt wird der Begriff Nation interessant. Wann ist eine Bevölkerung ein Staatsvolk? Nationalismus ist nichts anderes als der Wunsch, ein Staatsvolk zu sein, seinen eigenen Staat nach eigenen Vorstellungen gestalten zu können. Also, ist man eine Abstammungsgemeinschaft, oder eine Zugehörigkeitsgemeinschaft, oder gar beides?

Für uns Europäer beginnen da die spannenden Fragen und wir sind auf ein friedliches, und fortwährend gewaltfreies, Aushandeln der Interessen angewiesen. Russland hat mit seinem Angriff auf die Ukraine klar gezeigt, dass es der Idee der gewaltsam erzwungenen Zugehörigkeitsgemeinschaft Geltung verschaffen will. Wer da zur Gewaltlosigkeit auffordert, zu Frieden, fordert die Unterwerfung.

Zwei Quellen:
https://www.bpb.de/kurz-knapp/lexika/politiklexikon/17882/nation/#:~:text=(auch%3A%20Volk)%2C%20die,bestimmten%20Territoriums%20zusammenlebt%20(Abstammungsgemeinschaft).

https://was-ist-das-gegenteil-von.de/Emanzipation