Auch vor der Reise war klar, dass Kanada objektiv nicht in der Lage sein wird, Deutschland (Europa) kurzfristig mit LNG-Lieferungen auszuhelfen. Dies als Ziel der Reise unterschwellig zu unterstellen, ist unfair, weil schlicht falsch. Im übrigen hätte Deutschland - Stand jetzt - gar keine Möglichkeit, entsprechende Lieferungen anzunehmen. Eigentlich weiß das doch jeder.
Wasserstofflieferungen waren nicht das einzige Thema der Reise, auch wenn das jetzt so erscheint, aber es war ein wichtiger Punkt, wie der kurzfristig vereinbarte Abstecher in eine Kleinstadt in einer nahezu unbewohnte Provinz (so groß wie Deutschland und weniger Einwohner als die Stadt Leipzig) zeigt.
Die Rechnung des Autors Müller, dass mit den Lieferungen laut der unterzeichneten Verträge (das sind tatsächlich Verträge, keine "Absichtserklärungen"!) nur ein Bruchteil des deutschen Bedarfs abgedeckt wird, ist richtig. Dies als negativ zu bewerten zeigt eklatant die Lernresistenz von Herrn Müller, der nicht bemerkt hat, wohin die Abhängigkeit von einem Lieferanten (im aktuellen Fall Russland) führen kann. Diversifizierung ist ein Zauberwort der Umstellung auf die Wasserstoff-Wirtschaft, denn dieses Gas kann man in vielen Ecken der Welt erzeugen und auch verbrauchen! Es wird kein monopolistischen Verträge mehr geben, weder auf Erzeuger- noch auf Verbraucherseite, sondern ein Netzwerk des Welthandels, das verzweigter sein wird als jetzt beim Öl.
Was hilft uns das für den nächsten und übernächsten Winter? Nichts. Wer das nicht kapiert, der kapiert nicht, was Habeck mit dieser Reise erreicht hat.