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1 Beitrag seit 02.04.2002

Statistischer Unfug!

Als Kommunikationswissenschaftler, der sich bereits lange mit dem Thema
beschäftigt, liest man gerade zu Fernsehen und Gewalt immer wieder
unwissenschaftlichen Unfug. Es sind tatsächlich bereits über 5000
wissenschaftlihce Untersuchungen zu diesem Thema veröffentlicht worden.
(Vgl. für einen Überblick u.a. Kunczik: Gewalt und Medien oder
Friedrichsen/Vowe(Hrsg.): Massenmedien und Gewalt.

Besonders spannend an solchen Studien ist, das das Verhältnis von
Ursache und Wirkung (führt TV-Konsum zu Gewaltbereitschaft oder führt
Gewaltbereitschaft zu TV-Konsum ?) auch bei solch groß angelegten
Untersuchungen im wissenshcaftlichen Nebel verbleibt. Vieles spricht
führt die letztgenannte Wirkungsweise: Kinder aus urbanen
Problemumfeldern mit wenig Freundschaftsbeziehungen, seltenen
Elternkontakte und problembeladene Elternhäuser neigen zu
Gewaltbereitschaft, z.B. in der Schule. nebenbei sehen solche Kinder
auch mehr fern. Und sie stammen oft aus Familien der unteren
Mittelschicht oder der Unterschicht, in denen Fernsehen auch eher
toleriert wird und zum Lebensstil gehört, als z.B. in Familien der
kulturoientierten Milieus und Schichten. 

Überlicherweise kann man solche Auswirkungen nur mit Experimenten
untersuchungen, nicht mit Befragungen, weil Befragungen genau diese
Differenzierung zwischen Ursache und Wirkung nicht zulassen. 
Im Beitrag wird zunächst erklärt dass die Forscher per Regression die
sog. statisischen Residuen kontrollieren und dann mit diesen Residuen
weiterrechnen - ein durchaus logisches Vorgehen, bei dem sich zeigt,
wie gering der Einfluß des TV-Konsums, bereinigt um die Wirkung von
familiärer Lage, sozialem Status, Zeit der Eltern, Stadtgröße, etc..

Solche Residuenrechnungen zeigen dann aber keine klaren Prozentzahlen
mehr, sondern statistische Kenngrößen, wie Korrelationen. Im nächsten
Satz des Beitrags werden dann aber, weil es eben soviel netter und
anschaulicher ist, wieder Prozentzahlen bemüht. Und zwar in solch
Platitüden wie: Nur 5% derjenigen, aber 20% derjenigen, die... . Das
ist statisicher Unfug und erfüllt für mich den Tatbestand der
Volksverdummung, die kulturpessimistischen Schwafelheinis nur weitere
Nahrung liefert.




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