Ansicht umschalten
Avatar von Ryszek
  • Ryszek

93 Beiträge seit 07.05.2006

Aktuelle ökonomische Entwicklungen wieder einmal ausgeblendet

Zum Verständnis heutiger polnischer Empfindlichkeiten und
Befindlichkeiten ist die Herstellung historischer Zusammenhänge - wie
es der Autor betreibt - immer hilfreich (seine Beschreibung der
politischen Akteure ist dagegen dümmlich und irreführend). Viel
wichtiger wäre es aber, auf die aktuellen ökonomischen Entwicklungen
einzugehen, die den Polen das Gefühl der Unterlegenheit vermitteln.
Dazu gehört die Erkenntnis, dass die Funktion Polens als "verlängerte
Werkbank" und Billiglohn-Standort von Westkonzernen, dem Land
eigentlich keine Vorteile bringt. Vor allem die in den
Sonderwirtschaftszonen (polnisch SSE) produzierenden Konzerne
kassieren hohe Subventionen, zahlen kaum Steuern und erwirtschaften
gigantische Gewinne, die sie sogleich ausser Landes transferieren.
Viel Unmut herrscht in Polen auch über die Entwicklungen auf dem
Immobilienmarkt, der zum Objekt westlicher Spekulanten geworden ist.
Vor allem Fonds aus dem anglo-amerikanischen Raum haben dafür
gesorgt, dass in Städten wie Warschau, Krakau und Danzig die
Wohnungspreise innerhalb eines halben Jahres um über 30 % gestiegen
sind. Mit deren Kapitalmacht können natürlich Polen, die eine Wohnung
zu Bewohnen und nicht zum Spekulieren suchen, nicht mithalten. Auch
im polnischen Agrarsektor, der für die industrielle Landwirtschaft
des Westens aufgrund der sehr niedrigen Bodenpreise interessant ist,
spielt sich teilweise ein ähnlicher Verdrängungswettbewerb ab. 

Bewerten
- +
Ansicht umschalten