Freitag, Mittagszeit, Silvretta, Berghütte:
Nachdem meine Frau und ich noch im Dunkeln mit unseren Tourenskiern aufgebrochen sind, kehren wir mittags zur Rast in einer wunderschönen Berghütte ein. Es herrscht reger Betrieb, kurz nach uns kommen zwei junge Pärchen, die sich zu uns an den Tisch setzen.
An ihrer Kleidung und vor allem an ihren Skistöcken erkennt man sofort, dass es sich nicht um Tourengänger handelt. Auf dem Tisch liegen sofort vier Smartphones der neuesten Genertion und es wird eifrig mit zwei GoPro-Kameras das eben erlebte angeschaut. Die vier sind aus dem benachbarten Skigebiet abseits der abgesperrten Pisten durch die Latschenhänge abgefahren und bezeichnen sich als „Freerider“.
Wir kommen ins Gespräch, ich frage sie, woher sie kommen. Heidenheim bzw. Aalen. Aber nur für heute. Morgen geht‘s an den Arlberg zum Freeriden.
Ja, sie sind Schüler, alle kurz vorm Abi. Aber seit ein paar Wochen gibt‘s ja freitags frei. Der älteste hat ein Auto. Ich frage erstaunt, wieso die freitags frei hätten. Das Mädel, die das Gespräch hauptsächlich führt, zwinkert uns zu und meint, wenn‘s Wetter mal nicht so ideal sei, ginge man auch mal „demonschtriere“.
Ich frage naiv nach, ob sie Lawinenausrüstung dabei hätten. Nee, sie fahren schneller als die Lawinen und der Hubschrauber sei in 5 Minuten da, wenn was wäre... Dann kommen die vier bestellten Schnitzel und ich lasse sie in Ruhe esse.
Bei der Abfahrt ins Tal rekapituliere ich nochmal:
Mit dem Auto aus Heidenheim in die Silvretta, abends zurück, am nächsten Tag an den Arlberg und zurück, perfektes Skioutfit, aber Nix für die Sicherheit, elektronischer Overkill, Schnitzel....
Sankt Anton oder Sölden haben im Winter den Energieverbrauch von Graz. Gatte ich vor 10 Jahren mal in einem GEO-Sonderheft gelesen.
In der Statistik tauchen die vier Schüler als „Klimastreikende“ auf.
Tja, manchmal reicht eine Viertelstunde, um einen Eindruck einer ganzen Generation zu gewinnen...