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Avatar von sennahoj

mehr als 1000 Beiträge seit 17.07.2001

Re: Es wird mal wieder Zeit für klare Worte

negentropio schrieb am 01.04.2019 00:01:

Na, also erst mal zu meinem Kunstbegriff Negentropio: Negentropie bedeutet nicht Information, sonst ist die Kurzform zu negativer Entropie, den übrigens Erwin Schröidnger in seinem sehr zu empfehlenden Buch "Was ist Leben " zum ersten mal benutzt hat.
Das genaue Gegenteil zu Entropie ( Zerfall, Destrukturierung, Tod). Und unsere Gesellschaft ist hochentropisch, sie zerstört unsere Möglichkeiten des Lebens.

https://de.wikipedia.org/wiki/Negentropie
...
„Im Lexikon der Biologie wird Negentropie definiert als durchschnittlicher Informationsgehalt des Einzelzeichens innerhalb einer gegebenen Zeichenkette womit ein Bezug zur Informationstheorie hergestellt wird.“

Bei Prozessen wie Zerfall, Destruktion und Tod, sofern die davon betroffenen Systemen als abgeschlossen betrachtet werden, steigt deren Entropie.
In offenen Systemen jedoch tritt oft das Gegenteil ein.

In einem planentensystemischen Rahmen betrachtet, zerstrahlt die Sonne ihre Energie in den Raum und schafft damit einen ganzen Haufen Entropie, aber durch die Interaktion dieser Strahlung mit der Materie, speziell der Oberfläche von Planeten, erhöht sich die Entropie weiter, da die Frequenzen der von der Materie wieder abgestrahlten Photonen in einem weiteren Sprektrum liegen.
Zu einer weitere Erhöhung der Entropie kommt es nun, wenn die Oberfläche einen höheren Grad von Struktur aufweist.
Lebensprozesse (die isoliert für sich als negentropische bezeichent werden können) an der Oberfläche eines Planeten schaffen ein Mehr an Entropie, da sie auf der Oberfläche Struktur schaffen.

Es ist schon ein klein wenig abgedreht wenn man sich vor Augen hält, dass es aufgrund einer negentropischen Dynamik (Leben) zu einer Erhöhung der Gesamtentropie kommt.
Sich dann auch noch vorzustellen, dass Zerfallsprozesse oder gar der Tod von Teilsystemen dazu führt, dass sich das übergeordnete System dadurch stabilisiert …

Aber das ist ein weites und überaus verwirrendes Feld.

Ja, so wie es aussieht steht gerade ziemlich vieles hier auf der Zerstörungsliste.
Die Randbedingungen (Habitat Spezies Relation) aus denen sich die Menschheit so überaus erfolgreich entwickelt hat, sind nun seit zwei Generationen qualitativ andere geworden, aber alle evolutionär erlernten Regelsysteme laufen noch gemäß den alten Optimierungseinstellungen die für Spezies in einem offenen Habitat unter permanentem Mangel an Vitalressourcen und mit Raubtieren gelten.
Doch keine dieser Bedingungen tritt aktuell noch zu.
Von daher ist es also garkein Wunder, dass das System so sehr aus dem Ruder läuft.

Wie und mit welchen Mitteln jedoch wirkungsvoll umgesteuert werden kann, dazu sollten konkreten Vorschläge eingebracht werden, anstatt sich mit der Fackel der Systemkritik auf Strohpuppen zu stürzen.
Das es so nicht weiter gehen kann ist offensichtlich.

Aber welche Alternativen funktionieren können, ohne massive Nebenwirkungen an Leid zu erzeugen, das ist halt nicht ganz klar und kann auch nicht so einfach theoretisch abgeleitet werden, solange keine verlässlichen Aussagen über die Dynamik von nichtlinearen Systemen gemacht werden können.

Die Klimakatastrophe beruht auf wissenschaftlichen Fakten,

Die Veränderung des Klimas, das mag durch wissenschaftliche Fakten gestützt sein, „Katastrophe“ allerdings ist zuerst einmal kein wissenschaftlicher Begriff, sondern eine Wertung.

ich beschäftigen mich seit mehr als 20 Jahren mit diesem Thema. ( Anhand fundierter wissenschaftlicher Berichte)

Da bist du nicht der Einzige.

Und wer sich zu diesem Thema verleugnend äußert, ist entweder unwissend und dumm oder gemeingefährlich. Leider verbreiten immer mehr Scharlatane ihren Unsinn im Internet.

Es gibt einen ganzen Haufen von Leuten aus den verschiedenen Lagern, die sich des Themas angenommen haben, aber nicht um primär die damit verbundenen Probleme zu lösen, sondern aus weit weniger edlen Motiven.
Scharlatanerie ist nun mal schon immer ein recht einträgliches Geschäft gewesen und ein Scharlatan trägt stets die idiologische Uniform, die ihm als die für seine Zwecke vorteilhafteste erscheint.

ch ich empfehle halbwegs aktuell auch das Buch "Selbstverbrennung" von Prof. Schellnhuber, einem führenden Klimaforscher mit Physikstudium

http://www.deutschlandfunk.de/selbstverbrennung-dringend-entzug-notwendig.740.de.html?dram:article_id=338975

Bei einem kurzen scann des Textes erwischte ich diesen Satz:
„Ein Liter Benzin enthält die in Jahrmillionen verdichtete Essenz von 20 Tonnen pflanzlicher Biomasse.“
Aber solch ein Satz macht mir Probleme.
Ich will nun gar nicht abstreiten, dass bei der Erstellung von einem Liter Benzin diese 20 Tonnen pflanzliche Biomasse am Anfang der Nahrungskette erforderlich waren, aber wenn man schon so anfängt, dann doch bitte gleich noch eine Stufe weiter.
Wieviel mittlere Sonnenstunden müssen auf einen Quadratmeter Fläche einstrahlen, damit unter den vorgegebenen biologischen Bedingungen, irgendwann aus dem Prozess dann ein Liter Benzin tröpfelt?
Unterm Strich vermute ich mal, hat das Ganze nämlich einen verdammt schlechten energetischen Wirkungsgrad. (20 Tonnen pflanzliche Biomasse haben welchen Energieinhalt?)
Aber ich als der machtgeile Endverbraucher erfahre nun mal die Beschleunigungswirkung nur durch die Energie, die in dem Litern Benzin steckt, das dies aus 20 Tonnen Biomasse entstand triggern mich emotional überhaupt nicht.
Und da mir ein winzige Tritiumkrümelchen die selbe Energie liefern, befriedigt nun doch wohl auch dieses meinen Machttrieb.
Wenn dann aber, als sei das kausal, folgt:
„!!Deshalb!! ist Erdöl ein Stoff, der Macht verleiht – und süchtig macht.“
Sträuben sich mir die Nackenhaare.
Süchtig macht einzig die Verfügbarkeit der Energie, nicht aber die Menge an Energie, die in dem ineffizienten Prozess des Speicherverfahrens für diese Energie verschwendet wurde.
Was dann also dieses „deshalb“ zu einem schlimmen Unsinn macht.

Noch einmal, wir werden das Problem nur durch Vernunft lösen können und jeder, der sich auf solch ein emotionalisierendes Glatteis begibt, den nehme ich erst einmal als einen Scharlatan wahr.

Also zurück zu dem anstehenden Problem.
7,5 Mrd. Menschen sind gerade auf diesem Planeten und der größte Teil von ihnen lebt weit unterhalb der Wohnstandsstufe die von 1 Mrd Menschen, weil die sich seit Anfang ihres Lebens daran gewöhnt haben, für unverzichtbar gehalten wird.
Die aktuellen ökologischen Probleme sind als Altlasten die bei der Wohlstandsentwicklung dieser 1 Mrd Menschen angefallen sind zu betrachten.
Aber auch der Rest der Menschen strebt danach schnellstens die höheren Wohlstandstufen zu erklimmen.
Stehen Reglungsmöglichkeiten für diesen Prozess im globalem System zur Verfügung?
Und sollte es solche geben, wem stehen sie zur Verfügung und besitzen diese Menschen dann auch eine ausreichende Kompetenz konstruktiv in das System eingreifen zu können?

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