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  • exkoelner

mehr als 1000 Beiträge seit 28.06.2012

Re: Wenn es wenigstens funktionieren würde

In Deutschland gab es massive Kritik an der Kolonialpolitik. Wirtschaftskreise bezweifeleten den ökonomischen Nutzen, die Kosten für "Schutztruppen" standen immer in Kritik, während Rohstoffe auch über die alten Kolonialmächte relativ günstig für die Industrie und Handel erwerbbar waren, auch ohne eigene zu finanzierende Kolonien ... allerdings sah man evtuelle Erpressbarkeiten bei Differenzen, Geostrategie eben. Aber Kosten-Nutzen mässig war für Deutschland der kurze Ausflug in die Welt der Kolonialmächte wirtschaftlich nicht wirklich spannend.

Und so ähnlich sehe ich das auch heute. Den USA mit Frackinggas und -öl reicht schon die Kontrolle der Transportwege, entscheiden zu können, welche Region/Land kann prosperieren, auf Rohstoffe ungehindert zugreifen, und welche nicht. Ob in Libyen irgend etwas produktiv nach vorne geht, ist denen im Zweifel wohl eher Schnuppe - aber jeder der dort Geschäfte machen will, muss sich mit den Amis arrangieren. Nicht umsonst haben die das Africom begründet, und mischen sich in Afrika aber sehr sparsam ein, lassen die EU dort ihr Pulver verschießen (Frankreich, Italien, Deutschland (Mali)) und spielen dann gelegentlich das Zünglein an der Waage. Sehr Ressourcen schonend, die zunehmend in Asien benötigt werden. Dasselbe in Syrien und in Afghanistan, ökonomisch vollkommener Schrott was die Nato/EU da macht, humanitär sowieso, aber man kann mitreden, ob nun Katar oder der Iran die Pipeline des größten Gasfeldes der Region gewinnbringend vermarkten kann, deswegen auch das Theater um Idlib. Und der RIK hat immer seine Gewinne im Sack bei möglichst vielen und langen Konflikten - aber richtig, die Ressourcen der OECD-Länder gehen zunehmend in unproduktive Konflikte und Geostrategie-Spielchen, die dem Wohlstand der Mehrheitsbevölkerung und damit auch Teilen der Wirtschaft zunehmend fehlt.

Aber einen wirklichen Unterschied zu früher sehe ich nicht, nur heute diskutiert man darüber. Der Arbeiter oder kleine Handwerker 1910 hatte darüber nie Kenntnisse - damals kam die Kritik vom Großbürgertum und Industrie-Dynastien, war aber wohl seltener breit öffentlich Thematisiert.

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