Der Artikel beginnt irgendwo zwischen bärenstark und saugeil, gleitet aber dann leider in die üblichen Rechts-, Putin- und Trump- Versatzstücke ab.
Das unterliegende Problem ist, dass die westlichen Politiker nach Jahrzehnten des verschärften Neoliberalismus mit immer weiter fortschreitender, zumindest relativen Verarmung der Bürger, die auch immer weniger Chancen zum sozialen Aufstieg sehen, weitestgehend unpopulär sind.
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Das Problem ist, die Oppositionsführer sind, wenn überhaupt, nicht wesentlich beliebter. Das ist ein systemisches Problem wie man beispielsweise sehen kann, wenn man sich das Edelman Trust Barometer ( https://www.edelman.com/trust/trust-barometer ). Dort kann man dann auch sehen, dass das Vertrauen in Journalisten nicht mehr besonders groß ist, was Teil eines Gesamtproblems ist.
Natürlich gibt es dann auch noch eine Frage die absolut zu vermeiden ist: leben wir noch in einer Demokratie? Alle paar Jahre darf man irgendwo sein Kreuz machen. Die Politiker als solches sind immer weniger beeindruckend. Sie erscheinen austauschbar, und es erscheint, dass sie wohl nicht aufgestellt würden, wenn sie es nicht wären. Bei den Parteien ist das ähnlich, auch die unterscheiden sich kaum. Da wir dann der "Narzissmus der kleinen Unterschiede" ( https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus_der_kleinen_Differenzen ) um so lauter gepflegt. Alain Deneault beschreibt diese Problematik in seinem Buch "Herrschaft der extremen Mitte".
Die Frage ist, leben wir überhaupt noch in einer Demokratie? Der französische Anthropologe Emmanuel Todd, der auch auf Telepolis vielfach zu Wort kam ( Suchfunktion ) meint nein. Er meint in seinem Buch "La défaite de l’Occident", vor Kurzem auf Deutsch als "Der Westen im Niedergang" veröffentlicht ( https://multipolar-magazin.de/artikel/die-niederlage-des-westens ), dass die Demokratie in Europa zur "liberalen Oligarchie" verkümmert ist. Ich meine, das ist eher eine "Passiv-Aggressive Oligarchie" ( https://en.wikipedia.org/wiki/Passive-aggressive_behavior - da sollte es besseres Informationsmaterial geben). Ich halte die westeuropäischen Politeliten für zumindest zu einem Gutteil von den USA, unserer Führungsnation für abhängig.
Aus dieser Abhängigkeit ergibt sich ein Legitimitätsdefizit, in dem die Politeliten ihre bescheidene "Macht" durch legalistische Spielereien einen gewissen Glanz aufrecht erhalten wollen. "Wenn ich schon nicht wirklich was zu sagen habe ... ". Sowas ist typischerweise das Endstadium einer Phase und dürfte wohl nur etwa zehn oder 20 Jahre anhalten. Für profundere Antworten sollte man aber einen Historiker'in befragen