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  • etwasvernunft

mehr als 1000 Beiträge seit 03.09.2012

Sie sind meinen Link nicht gefolgt, ...

... denn dann wüssten Sie, dass der Kollege selbst ausgesprochen komplexe Simulationen entwickelt und deshalb sehr wohl beurteilen kann, was die Epidemiologen so betreiben.

Und er hat die Literatur sorgfältig studiert (mit 67 Fußnoten/Quellenangaben) und weist darauf hin, dass sehr wohl hinreichend komplexe Modelle existieren, die aber nicht angewandt wurden oder nicht in die Öffentlichkeit kamen. Was er allerdings fordert, ist eine Untersuchung des Misserfolgs der angewandten Modelle um durch einen Abgleich mit den realen Daten die Grenzen der Verfahren zu bestimmen. Etwas, dass für die Verwendung von Simulationen unabdingbar und für eine korrekte Wissenschaft selbstverständlich ist.

Insofern ist der Kollege hier sehr wohl fachkundig und auf Augenhöhe mit den Modellierern von Epidemien.

Und in den Schlussfolgerungen regt er ein Untersuchungskommission an, die die wissenschaftliche Beratung der Politik aufarbeitet:

Die historische Erfahrung lehrt, dass eine Untersuchungskommission das angebrachte Format für die Ausarbeitung (sic!) einer Katastrophe oder Kontroverse größeren Ausmaßes darstellt. Es braucht die investigative Befragung von Zeugen und Experten und die aktive Beweiserhebung, um auch Unbequemes ans Tageslicht zu fördern, das Netz von Loyalitäten und freundlicher Rücksichtnahme zu durchbrechen, und die richtigen Lehren zu ziehen. So hat man es beim Einsturz der Tay Bridge ebenso gehandhabt wie nach dem Untergang der Titanic und der Explosion des Space Shuttle Challenger. Dass ausgerechnet die Modelle, in deren Namen die Bürger über eineinhalb Jahre zu Befehlsempfängern degradiert wurden, sich dem entziehen dürften, wäre ein Skandal.
In einem solchen Unterfangen muss natürlich auch die mathematische Epidemiologie
selbst ein Stimme haben. Aber die Pandemiemodellierer müssen sich dabei sehr wohl
kritische Fragen zu ihrer Arbeit anhören, auch wenn es ihnen als ein Rütteln an ihrem
Thron missfällt. Der mit der Außenperspektive verbundene erhöhte Aufklärungswille
und die gesteigerte Objektivität haben sich in der Geschichte immer wieder als wertvoll
erwiesen. So befanden sich unter den Mitgliedern der Rogers-Kommission zur Untersuchung der Challenger-Explosion keineswegs nur Raumfahrtingenieure, sondern auch der theoretische Physiker Feynman, ein Sonnenphysiker aus Berkeley, ein aktiver General der Luftwaffe und Chuck Yeager, der 1947 als erster Testpilot der U.S. Air Force die Schallmauer durchbrochen und nie ein College besucht hatte, dazu mit Rogers und Acheson zwei Juristen und Karrierediplomaten. Bei der amerikanischen Untersuchung des Untergangs der Titanic glänzte der legendäre Senator Smith zwar nicht durch Fachwissen, aber hielt vielleicht gerade deshalb den Kurs schonungsloser Aufklärung. In den Worten G. K. Chestertons: “Es spielt keine Rolle ob Senator Smith die Fakten kennt; was zählt ist, dass er wirklich versucht sie herauszufinden.” Und wenn Modellierer während der Pandemie Zeit finden, populärwissenschaftliche Bücher zu verfassen (62), kann man ihnen sehr wohl abverlangen, dass sie einem kompetent besetzten Untersuchungsgremium Rede und Antwort stehen. Sich nicht aus der Verantwortung zu stehlen, liegt auch im eigenen Interesse der Modellierer und der Wissenschaft als ganzes. Wenn sich im besten Fall herausstellt, dass
alles Menschenmögliche getan wurde, und keine vermeidbaren Fehler passiert sind, wird dadurch auf lange Frist das ̈offentliche Vertrauen in die Wissenschaft gestärkt

https://corona-netzwerk.info/wp-content/uploads/2021/10/Thesenpap8_add.pdf (Schlussfolgerung)

Übrigens ist der Text auch für jeden, der sich über die Verwendung von Simulationen und Modellen kundig machen will, sehr lehrreich.

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