Vor allem, als unfreiwilliger Teil dieses "Spiels".
Im Kalten Krieg, Teil 1, gab es ja relativ nachvollziehbare Regeln. Nachdem man 1945 die Pläne, gegen den Ex-Verbündeten im Kampf gegen die Nazis bis gestern, die Sowjetunion, direkt weiter zu marschieren erstmal auf Eis gelegt hatte.
Der Westen gründete die Nato, der Osten den Warschauer Pakt. Deutschland wurde geteilt, und die Welt in Interessensphären. Gelegentlich gabs Stellvertreterkriege, wenn sich die Bevölkerungen (oder/und Regierungen) von Drittstaaten "falsch" entschieden haben, aus Sicht dieser beiden sich spinnefeind gegenüber stehenden Hegemonialmächte, Korea, Vietnam, Ägypten, etc. Selbst als die Sowjetunion Volksaufstände in Ost-Berlin, Budapest, Prag mit Militär niederschlug, wäre die Nato (Washington) nicht auf die Idee gekommen, es ernsthaft wegen so etwas einen Atomkrieg zu riskieren. Die vollbeschäftigte, brummende Wirtschaft der BRD brauchte Rohstoffe, und daher: "Im deutsch-sowjetischen Erdgas-Röhren-Vertrag wurde 1970 im Gegenzug für Erdgas-Röhren die Lieferung von Gas an die deutsche Thyssen-Ruhrgas zugesagt." wiki - Das hat wohl der Friedensnobelpreisträger (1971) Willy Brandt eingetütet. (Meiner Meinung nach einer der wenigen Politiker, der ihn tatsächlich verdient hat - 1973 bekam ihn auch der Belezist Henry Kissinger ...) und nun, seit 52 Jahren liefert Russland, vormals die Sowjetunion, Kalter Krieg, Stellvertreterkriege hin oder her, an Deutschland zuverlässig sein Gas. In Europa herrschte Frieden, Europa prosperierte, der Wohlstand der westlichen Bevölkerungen stieg enorm. Der der östlichen Teile Europas eher weniger, wenn man es rein materiell betrachtet - aber Bildung, Gesundheit, Industrialisierung in den meisten Sowjetrepubliken doch erheblich, im Vergleich zuvor.
Dann löste sich die Sowjetunion auf, und damit der Warschauer Pakt - aber nicht die Nato. Unter Jelzin wurde Russland kapitalistisch, was aber nur wenigen Vorteile brachte, die Lebenserwartung der Bevölkerung sank. Armut und Korruption stieg. Dann wurde Putin am 07. Mai 2000 Präsident, und alles änderte sich in Russland. Korruption und Armut sank, die Lebenserwartung der Bevölkerung in Russland stieg wieder, Joint-Ventures mit dem Westen, aber auch China prosperierten, sowie die Entwicklung Russlands - Nordstream 1 wurde gebaut, Nordstream 2 begonnen, und die Nato rückte Russland auf die Pelle. Russland protestierte zwar, aber blieb damit unerhört, aber unternahm auch nichts. Bis 2014 ...
So. Jetzt meint der Westen unter Washingtoner Führung, das Maß ist voll - man billigt von Washington aus Russland keine Rote-Linien-Kompetenz mehr zu, wie man es im Kalten Krieg, Teil 1 noch tat. Auch damals schon ungern, aber man hatte mehr Sorge vor einer unkalkulierbaren Eskalation, insbesondere wegen der A-Waffen Moskaus.
Was ist heute anders? Warum hat man A) heute scheinbar keine Angst mehr vor dieser Eskalation? Und B) wohin soll das Ganze führen?
Annalena möchte ja Russland ruinieren. Ich hoffe ja, ihr ist bewußt, das sie damit die russische Bevölkerung als Ganzes bedroht? Die Jelzin-Jahre liegen noch nicht so lange zurück, da war Russland schon kapitalistisch, und vom Westen dominiert. Ich habe Zweifel, ob irgend ein Russe mit Verstand, sich diese Zustände zurück wünscht. ... vielleicht Nawalny? China ist mit Russland verbündet, daher gehen auch ein Großteil der Sanktionen des Westens, an dem weltweit außer dem Westen kaum jemand teilnimmt, an Russland relativ unbeeindruckt vorbei. Sicher schmerzt es, der Wohlstandszuwachs der russischen Bevölkerung hat sicher im Moment einen Dämpfer, aber langfristig? Russland war mal Getreide-Importeur, einige Sanktionen später gehört es heute zu den größten Getreide-Exporteuren der Welt ...
Die Nato-Staaten, und deren Bevölkerungen als militärisch nutzbares Personal beträgt insgesamt weniger als 1/7 der Weltbevölkerung, stark vergreisend. Russland hat ähnliche Probleme, aber nicht die anderen 6/7 der Weltbevölkerung, die sich nicht am Sanktions- und Kriegsspiel des Westens gegen Russland beteiligen. Was werden die wohl tun, wenn der Westen sich im Kampf gegen Russland aufreibt? Sich weiter der westlichen Washington-Hegemonie beugen? Nachdem der Westen schon allein für die Corona-Bekämpfung seine Kreditrahmen und ökonomischen Kapazitäten schon überbeansprucht hat? Werden die Chinesen, selbst ständig von Washington bedroht, dem Westen nach einer großen Auseinandersetzung mit Russland und danach sicher deutlich lädiert, helfend beiseite springen, damit der Washington-Westen weiter Hegemon bleiben kann und den 6/7 der Welt weiter seine einseitigen und ungerechten Regeln diktieren kann? Warum?
Wo bitte, soll das Ganze am Ende hinführen? Oder ist das heute auch schon eine moralisch verwerfliche Frage?
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (19.04.2022 11:50).