Man müsste blind und taub sein, um nicht zu bemerken, dass der Westen den Krieg nicht möglichst rasch beenden, sondern so lange wie möglich fortsetzen will. Damit steht es auch moralisch betrachtet - eine völlig verfehlte, aber beliebte und geförderte Betrachtungsweise - sozusagen eins zu eins. Russland hat den Krieg angefangen, der Westen tut alles, um ihn zu verlängern.
An sich ist das ja normal. Kriege will man gewinnen, nicht verlieren. Nun ist das im vorliegenden Fall für die Ukraine absolut chancenlos, egal wie viel Hardware-Unterstützung sie bekommt. Das meiste davon wird ohnehin innerhalb kürzester Zeit von russischen Raketen zu Klump geschossen. Und mit dem Rest kann eine weitestgehend immobilisierte, Hardware-seitig bereits arg dezimierte Armee nicht viel anstellen. Die Ukrainer hätten nur eine und auch dann nur kleine Chance, wenn sich der Westen auch mit Soldaten direkt engagierte, was bekanntlich zu einem verheerenden weiteren Weltkrieg führte.
Schwer zu sagen, ob Roth selber glaubt, was er sagt. Wenn ja, ist er militärisch schwer unterbelichtet und neigt zu Fantastereien. Es kann auch sein, dass es ihm, wie dem Westen allgemein, bloss darum geht, durch Verlängerung des Krieges Russland maximal zu schaden. Eine Absicht, die aufgrund ihres inhärenten Zynismus nicht leicht öffentlich kommunizierbar ist, widerspricht sie doch fundamental dem herrschenden moralisierenden und emotionalisierenden Narrativ, indem sie unzählige zusätzliche Tode billigend in Kauf nimmt.
Vereinzelt gibt es auch andere Stimmen. So der hier erwähnte Erich Vad, oder auch ein in Newsweek interviewter Vertreter des u.s.-Militärgeheimdienstes (DIA), der die Propaganda rund um Butcha aufs Korn nimmt. (Disclaimer: Damit wird nicht die Zahl der Opfer in Frage gestellt.)