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  • 3M9M3

29 Beiträge seit 24.05.2018

Schwere Waffen an die Ukraine oder wie sattele ich einen toten Gaul

Es täte den verschiedenen Freizeit-Generälen hier (und hiesigen Politikern) gut, sich vielleicht doch mal etwas genauer mit der militärischen Lage auseinanderzusetzen und sich erklären zu lassen. Dafür braucht man eigentlich keine Generalstabserfahrung. Es muss doch aber auffallen, dass kaum aktive Militärs zu hören sind.

Die ukrainische Armee hat ihre besten und stärksten Kräfte (bis zu 100.000 Mann) im Donbass stationiert, und zwar schon seit 2021 (wofür eigentlich?), auf einer verhältnismäßig kleinen Fläche, die jetzt von 3 Seiten umstellt ist (Karte: https://static.riafan.ru/upload/images/2022/4/13/541863_full.jpeg). Diese Truppen drohen jetzt eingeschlossen (und aufgerieben) zu werden. De facto sind sie das allerdings schon: im Norden, Süden, Osten stehen die Russen, im Westen liegt freies, flaches Gelände (Luftbilder!) ohne größere Städte, perfekt für flächendeckenden Waffeneinsatz aus der Ferne bzw. Luft. Letzteres spricht auch gegen die Möglichkeit der massenhaften Zuführung von neuem schweren Gerät und Verstärkungen (die es wahrscheinlich ohnehin nicht geben kann ohne Kiew zu entblößen).

Es wäre aus strategischer Sicht bestimmt sinnvoll gewesen, den Verband rechtzeitig an den Dnepr zurückzuziehen. Nur das wollte offensichtlich die ukrainische Führung aus politischen Gründen auch wieder nicht (Donbass kampflos aufgeben). Aber jetzt wird es wohl für ihre Leute nicht gut ausgehen. Es werden dann auch Waffen eingesetzt werden, die bisher nicht eingesetzt wurden (Tjulpan, TOS-1).

Im Übrigen, wenn hier die russische Armee überall als so schwach dargestellt wird, da habe ich so meine Zweifel. Die haben bisher vielleicht 10-15 Prozent ihres Potentials eingesetzt, davon vielleicht 3 Prozentpunkte verloren. Und sie haben die fast vollständige Luftüberlegenheit. Also das mit der Schwäche haben schon andere geglaubt, die sind dann sogar bis Moskau gekommen. Ende bekannt, schon vergessen? Vieles von dem, was ich bisher gesehen habe, spricht nicht unbedingt für einen "totalen Krieg" von russischer Seite. Dann gäbe es vermutlich noch ganz andere Bilder.

Unter dem Strich ist m.E. allen zuzustimmen, die für eine baldige Verhandlungslösung eintreten, um weiteres Blutvergießen zu vermeiden. Und ja, da wird die Ukraine Kröten schlucken müssen, da können NATO und EU noch so viel historisches Waffenmaterial anliefen. Zurückerobern von Gebieten? Kaum realistisch, nur noch mehr Opfer.

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