Moin IchBin,
>> es hat mich erfreut, daß du auf meine Kritik
> welche dem gesunden menschenverstand eines
> vernunftbegabten wesens angemessene reaktion
> waere denn sonst noch denkbar gewesen? ;-))
Nun, z.B. die der kategorischen Ablehnung, oft aus einem
unverstandenen Konkurrenzdenken heraus, wie ich das in diversen
Usenet- und Internetforen erfahren durfte ... Den Begriff des
"gesunden Menschenverstandes" halte ich inzwischen auch für
problematisch, weil im Grunde jeder glaubt, einen gesunden
Menschenverstand zu besitzen. Wozu dieser "Jedermann-Verstand" heute
mutiert ist, davon weißt du vermutlich ebensoviel zu berichten wie
ich ...
>> Eine Zusammenfassung geschieht unter einer Kategorie.
>> Der Begriff "Philosophie" stellt eine Kategorie dar und
>> weist nicht auf DIE Philosophie hin, sondern auf alle
>> Philosophien.
> Achso, hier haben wir uns mal wieder aneinander vorbei
> missverstanden: Ich gehe generell nicht davon aus, dass
> es "DIE" Philosophie geben kann (das waere
> "Glaubensfaschismus"!), vielmehr ist Philosophie fuer
> mich von vornherein ein Kategorischer Begriff, und ich
> setzte voraus, dass "Philosophie" etwas jedem Menschen
> eigenes ist, d.h. keine 2 individuellen Philosophien sind
> 100%ig gleich (logischerweise weil auch keine 2
> Menschen dieselben Erfahrungen in ihrem Leben gemacht
> haben). Da dachte ich erstmal ueberhaupt nicht an
> "Philosophie-Systeme". Dies ist mir erst spaeter als ich
> Deine Antwort las, eingefallen, dass es ja auch Menschen
> gibt, die eine Philosophie aufstellen und dann von allen
> verlangen, dass sie diese als auch fuer sich gueltig
> akzeptieren.
Ich halte die wenigsten, die heute als Philosophen gelten, wirklich
für Philosophen im engsten Sinn dieses Wortes, nämlich für Menschen,
welche Weisheit lieben bzw. danach streben. Heute versteht man unter
einem Philosophen jemanden, der dieses Fach an einer Universität
studiert hat, der also quasi Vorgaben, was er zu lesen hat, folgen
muß und dessen angelesenes Wissen geprüft wird. Mit solchen
studierten "Philosophen" habe ich mich in den letzten Jahren zur
Genüge "abgeben" müssen, so daß inzwischen, wenn mir jemand als
Argument einen Hinweis darauf gibt, daß er ja schließlich Philosophie
studiert habe, meist sofort die weitere Diskussion einstelle.
Natürlich wird heute jede Weltanschauung im weiteren Sinne als
Philosophie verstanden, wobei die Perspektive der jeweiligen Leute
nicht wirklich etwas mit Streben nach Weisheit zu tun hat, sondern
häufig pragmatisch-neurotischen Zwängen folgt.
Streitereien unter Philosophen-Autoren sind mir zuwider, weil diese
Neigungen meist jegliche Weisheit vermissen lassen ... Ich bin aber
selber auch nicht ganz frei von solchen Tendenzen, über Begriffe zu
streiten, möchte das aber in erträglichen Grenzen halten. Viel
wichtiger als der "richtige" Begriff scheint mir die sinnvolle
Definition, und ob du nun deinen Eimer eine Schüssel nennst oder
sonstwie spielt keine Rolle, solange ich nur weiß, welches Gefäß du
meinst.
>> Die Kategorie "Philosophie" ist quasi "inhaltsleer",
> Der einzige Inhalt dieser Kategorie ist die "Liebe zur
> Weisheit", wobei schon wieder jeder Mensch Weisheit
> anders definiert. Beispiele: Ein Kapitalist wird weisheit
> dank der ihm angeborenen Kurzsichtigkeit z.B. so
> definieren, dass er in jedem Fall ungeachtet der Schaeden
> an Mensch und Natur den groesstmoeglichen Profit
> herausschlaegt (die modernen Kapitalisten sind dann
> ein wenig weitsichtiger und erkennen dass es sie ohne
> die Erde ja auch nicht mehr gibt und versuchen inzwischen
> die Schaeden an ihr in Grenzen zu halten), waehrend ein
> ganzheitlicher denkender Mensch Weisheit u.U.
> eher so definieren wuerde, dass moeglichst wenig Schaden
> bzw. moeglichst viel Nutzen an fuer moeglichst viele
> Menschen und die Natur entsteht.
Die "Weisheit" des Kapitalisten würde ich eher Klugheit nennen, die
der manipulativen Intelligenz entspringt. Mir sträuben sich die
Nackenhaare, wenn ich den Begriff Weisheit mit kapitalistischen
Überzeugungen verquickt sehe ... ;-)
> Womit wir ueber den Inhalt der Definition von Weisheit darauf
> schliessen koennen, dass es so etwas wie eine allgemeingueltige
> Philosophie in der Tat nicht gibt (daher interessierte ich mich nie
> fuer irgendwelche "philosophischen Systeme", ich bastel mir meine
> eigene Weltanschauung aufgrund meiner eigenen Erfahrungen.)
"Gültigkeit" ist ja nicht dasselbe wie "Anspruch auf Gültigkeit".
Gültig sind Gesetze, aber niemals Ansichten; die sind eher verbreitet
als gültig.
Die philosophischen Systeme, die mir sympathisch sind, zeichnen sich
dadurch aus, daß sie keine geschlossenen Systeme darstellen, deren
Verfasser mit seinen Werken sozusagen eine "Weltformel" präsentieren
möchte. Wer die Symbolhaftigkeit unseres Denkens begriffen hat, der
weiß, daß eine Landkarte niemals das Gelände vollkommen abbilden
kann, schon allein deshalb nicht, weil die Landkarte selbst ein Teil
des Geländes ist.
>> Die existierenden Philosophien sind aber derart
>> verschieden voneinander, widersprechen sich oft
>> in wesentlichen Punkten, so daß kategorische
>> Ablehnung jeglicher Philosophie nur den einen
>> Schluß zuläßt: der Ablehnende hat sich noch nie
>> wirklich mit Philosophie befaßt, zumindest nicht
>> in der Art, daß er sie verstanden hat. Manche Leute
>> haben auch noch nicht "ihre" Philosophie gefunden,
>> die ihnen zusagt, und verurteilen deshalb, wie in
>> diesem Thread geschehen, alle Philosophie als
>> sinnloses Gequase. Dabei kommt kein Mensch
>> wirklich ohne Philosophie aus, ...
> denn dann erkennt der Atheist, dass die Wissenschaft
> zuvor sein "Glaube" war, obwohl er eigentlich
> "Glauben" ablehnt...
Der gewöhnliche Mensch begreift eben nicht - was ihm aufgrund der
Schwierigkeit des Themas auch nicht zu verdenken ist -, daß jedes
Sprachsystem, jede Wissenschaft, alles, was wir sprachlich erfassen,
auf mehr oder weniger willkürlichen Setzungen beruht. Die Systeme
werden nach einer Setzung natürlich folgerichtig und logisch
fortgeführt, was demjenigen, der nach diesen Setzungen in eine derart
determinierte Welt hineingeboren wird, unwillkürlich den Eindruck
vermittelt, es sei alles genau so, wie er es einst erlernt hat
wahrzunehmen. Dabei wird uns die Welt von Anfang an "erklärt",
wodurch sich unsere Wahrnehmung auf wünschenswerte Aspekte fokusiert
und somit eingengt wird.
> Natuerlich hat jeder eine Philosophie, und mit der Freiheit dieser
> sieht es in der Tat ein wenig schwierig aus...
Hier in meiner Ecke herrscht die Philosophie "schaffe, schaffe,
Häusle baue" vor ;-) - wer dieser nicht folgt, gilt hier ein
verachtenswertes Subjekt ...
>> Warum nicht kritisch klingen wollen?
> Vielleicht damit jemand anders richtig
> draufhauen konnte? ;-))
Vorsicht?
> Nein, aber wenn man zu kritisch klingt, kann es in Foren
> wie diesem haeufig passieren, dass man von zigtausenden
> von Gegenstimmen verdummter MedienKonsumSklaven
> niedergeschrien wird. Deshalb wollte ich - zumindest
> im ersten Posting dieses Threads - noch ein wenig den
> "Schein des mit der 'oeffentlichen Meinung' vertraeglichen
> wahren" - und wer diese oeffentliche Meinung bestimmt,
> ist ja ebenfalls klar...
Kann ich dir bestätigen, daß man in diversen Foren bei allzusehr vom
Mainstream abweichenden Ansichten wahre Sturzfluten der Empörung
auslöst. Das hat mich aber schon immer viel mehr belustigt als
gekränkt, zumal auf meine gelegentlichen Nachfragen an einzelne
Empörte, was denn nun wirklich ihre Empörung ausgelöst habe, oft,
wenn überhaupt, keine sinnvolle Antwort kommt.
>> es hat mich erfreut, daß du auf meine Kritik
> welche dem gesunden menschenverstand eines
> vernunftbegabten wesens angemessene reaktion
> waere denn sonst noch denkbar gewesen? ;-))
Nun, z.B. die der kategorischen Ablehnung, oft aus einem
unverstandenen Konkurrenzdenken heraus, wie ich das in diversen
Usenet- und Internetforen erfahren durfte ... Den Begriff des
"gesunden Menschenverstandes" halte ich inzwischen auch für
problematisch, weil im Grunde jeder glaubt, einen gesunden
Menschenverstand zu besitzen. Wozu dieser "Jedermann-Verstand" heute
mutiert ist, davon weißt du vermutlich ebensoviel zu berichten wie
ich ...
>> Eine Zusammenfassung geschieht unter einer Kategorie.
>> Der Begriff "Philosophie" stellt eine Kategorie dar und
>> weist nicht auf DIE Philosophie hin, sondern auf alle
>> Philosophien.
> Achso, hier haben wir uns mal wieder aneinander vorbei
> missverstanden: Ich gehe generell nicht davon aus, dass
> es "DIE" Philosophie geben kann (das waere
> "Glaubensfaschismus"!), vielmehr ist Philosophie fuer
> mich von vornherein ein Kategorischer Begriff, und ich
> setzte voraus, dass "Philosophie" etwas jedem Menschen
> eigenes ist, d.h. keine 2 individuellen Philosophien sind
> 100%ig gleich (logischerweise weil auch keine 2
> Menschen dieselben Erfahrungen in ihrem Leben gemacht
> haben). Da dachte ich erstmal ueberhaupt nicht an
> "Philosophie-Systeme". Dies ist mir erst spaeter als ich
> Deine Antwort las, eingefallen, dass es ja auch Menschen
> gibt, die eine Philosophie aufstellen und dann von allen
> verlangen, dass sie diese als auch fuer sich gueltig
> akzeptieren.
Ich halte die wenigsten, die heute als Philosophen gelten, wirklich
für Philosophen im engsten Sinn dieses Wortes, nämlich für Menschen,
welche Weisheit lieben bzw. danach streben. Heute versteht man unter
einem Philosophen jemanden, der dieses Fach an einer Universität
studiert hat, der also quasi Vorgaben, was er zu lesen hat, folgen
muß und dessen angelesenes Wissen geprüft wird. Mit solchen
studierten "Philosophen" habe ich mich in den letzten Jahren zur
Genüge "abgeben" müssen, so daß inzwischen, wenn mir jemand als
Argument einen Hinweis darauf gibt, daß er ja schließlich Philosophie
studiert habe, meist sofort die weitere Diskussion einstelle.
Natürlich wird heute jede Weltanschauung im weiteren Sinne als
Philosophie verstanden, wobei die Perspektive der jeweiligen Leute
nicht wirklich etwas mit Streben nach Weisheit zu tun hat, sondern
häufig pragmatisch-neurotischen Zwängen folgt.
Streitereien unter Philosophen-Autoren sind mir zuwider, weil diese
Neigungen meist jegliche Weisheit vermissen lassen ... Ich bin aber
selber auch nicht ganz frei von solchen Tendenzen, über Begriffe zu
streiten, möchte das aber in erträglichen Grenzen halten. Viel
wichtiger als der "richtige" Begriff scheint mir die sinnvolle
Definition, und ob du nun deinen Eimer eine Schüssel nennst oder
sonstwie spielt keine Rolle, solange ich nur weiß, welches Gefäß du
meinst.
>> Die Kategorie "Philosophie" ist quasi "inhaltsleer",
> Der einzige Inhalt dieser Kategorie ist die "Liebe zur
> Weisheit", wobei schon wieder jeder Mensch Weisheit
> anders definiert. Beispiele: Ein Kapitalist wird weisheit
> dank der ihm angeborenen Kurzsichtigkeit z.B. so
> definieren, dass er in jedem Fall ungeachtet der Schaeden
> an Mensch und Natur den groesstmoeglichen Profit
> herausschlaegt (die modernen Kapitalisten sind dann
> ein wenig weitsichtiger und erkennen dass es sie ohne
> die Erde ja auch nicht mehr gibt und versuchen inzwischen
> die Schaeden an ihr in Grenzen zu halten), waehrend ein
> ganzheitlicher denkender Mensch Weisheit u.U.
> eher so definieren wuerde, dass moeglichst wenig Schaden
> bzw. moeglichst viel Nutzen an fuer moeglichst viele
> Menschen und die Natur entsteht.
Die "Weisheit" des Kapitalisten würde ich eher Klugheit nennen, die
der manipulativen Intelligenz entspringt. Mir sträuben sich die
Nackenhaare, wenn ich den Begriff Weisheit mit kapitalistischen
Überzeugungen verquickt sehe ... ;-)
> Womit wir ueber den Inhalt der Definition von Weisheit darauf
> schliessen koennen, dass es so etwas wie eine allgemeingueltige
> Philosophie in der Tat nicht gibt (daher interessierte ich mich nie
> fuer irgendwelche "philosophischen Systeme", ich bastel mir meine
> eigene Weltanschauung aufgrund meiner eigenen Erfahrungen.)
"Gültigkeit" ist ja nicht dasselbe wie "Anspruch auf Gültigkeit".
Gültig sind Gesetze, aber niemals Ansichten; die sind eher verbreitet
als gültig.
Die philosophischen Systeme, die mir sympathisch sind, zeichnen sich
dadurch aus, daß sie keine geschlossenen Systeme darstellen, deren
Verfasser mit seinen Werken sozusagen eine "Weltformel" präsentieren
möchte. Wer die Symbolhaftigkeit unseres Denkens begriffen hat, der
weiß, daß eine Landkarte niemals das Gelände vollkommen abbilden
kann, schon allein deshalb nicht, weil die Landkarte selbst ein Teil
des Geländes ist.
>> Die existierenden Philosophien sind aber derart
>> verschieden voneinander, widersprechen sich oft
>> in wesentlichen Punkten, so daß kategorische
>> Ablehnung jeglicher Philosophie nur den einen
>> Schluß zuläßt: der Ablehnende hat sich noch nie
>> wirklich mit Philosophie befaßt, zumindest nicht
>> in der Art, daß er sie verstanden hat. Manche Leute
>> haben auch noch nicht "ihre" Philosophie gefunden,
>> die ihnen zusagt, und verurteilen deshalb, wie in
>> diesem Thread geschehen, alle Philosophie als
>> sinnloses Gequase. Dabei kommt kein Mensch
>> wirklich ohne Philosophie aus, ...
> denn dann erkennt der Atheist, dass die Wissenschaft
> zuvor sein "Glaube" war, obwohl er eigentlich
> "Glauben" ablehnt...
Der gewöhnliche Mensch begreift eben nicht - was ihm aufgrund der
Schwierigkeit des Themas auch nicht zu verdenken ist -, daß jedes
Sprachsystem, jede Wissenschaft, alles, was wir sprachlich erfassen,
auf mehr oder weniger willkürlichen Setzungen beruht. Die Systeme
werden nach einer Setzung natürlich folgerichtig und logisch
fortgeführt, was demjenigen, der nach diesen Setzungen in eine derart
determinierte Welt hineingeboren wird, unwillkürlich den Eindruck
vermittelt, es sei alles genau so, wie er es einst erlernt hat
wahrzunehmen. Dabei wird uns die Welt von Anfang an "erklärt",
wodurch sich unsere Wahrnehmung auf wünschenswerte Aspekte fokusiert
und somit eingengt wird.
> Natuerlich hat jeder eine Philosophie, und mit der Freiheit dieser
> sieht es in der Tat ein wenig schwierig aus...
Hier in meiner Ecke herrscht die Philosophie "schaffe, schaffe,
Häusle baue" vor ;-) - wer dieser nicht folgt, gilt hier ein
verachtenswertes Subjekt ...
>> Warum nicht kritisch klingen wollen?
> Vielleicht damit jemand anders richtig
> draufhauen konnte? ;-))
Vorsicht?
> Nein, aber wenn man zu kritisch klingt, kann es in Foren
> wie diesem haeufig passieren, dass man von zigtausenden
> von Gegenstimmen verdummter MedienKonsumSklaven
> niedergeschrien wird. Deshalb wollte ich - zumindest
> im ersten Posting dieses Threads - noch ein wenig den
> "Schein des mit der 'oeffentlichen Meinung' vertraeglichen
> wahren" - und wer diese oeffentliche Meinung bestimmt,
> ist ja ebenfalls klar...
Kann ich dir bestätigen, daß man in diversen Foren bei allzusehr vom
Mainstream abweichenden Ansichten wahre Sturzfluten der Empörung
auslöst. Das hat mich aber schon immer viel mehr belustigt als
gekränkt, zumal auf meine gelegentlichen Nachfragen an einzelne
Empörte, was denn nun wirklich ihre Empörung ausgelöst habe, oft,
wenn überhaupt, keine sinnvolle Antwort kommt.