>> Diese Freiheit der Wahl eines jeden Menschen bezweifle
>> ich stark. Hier müßten wir natürlich erst einmal definieren,
>> was wir beide unter "freier Wahl" oder annähernder Freiheit
>> der Wahl verstehen. Dem gewöhnlichen Zwangscharakter
>> würde ich die Freiheit der Wahl erst einmal absprechen.
>> Be- und gefangene Menschen sind nicht frei in ihrer Wahl.
>> Die "Pathologie der Normalität" (Erich Fromm) läßt den
>> Schluß zu, daß die meisten Menschen in den Industriestaaten
>> stark bindenden inneren Zwängen unterworfen sind.
> Das ist richtig, doch wird dieser Schluss meiner Meinung
> nach vermehrt durch die Tatsache ersetzt, dass die Menschen
> mit ihrer Situation so unzufrieden sind, dass ihnen diese
> bindenden inneren Zwaenge mehr und mehr bewusst wird.
Dann wäre ja eigentlich zu begrüßen, wenn sich die Zustände allgemein
noch veschlimmern und das menschliche Elend sich dabei vergrößert.
Doch existiert hier eine natürliche Grenze, ab der statt
Bewußtwerdung angestaute Energien sich gewalttätig Bahn schaffen.
Solche Situationen sollten deshalb meiner Ansicht nach vermieden
werden, weil sie unkontrollierbare Kräfte (Mob) freisetzen können ...
Mit lehrem Magen läßt sich nun mal schlecht philosophieren ...
> Ueber diese Bewusstmachung laeuft dann auch
> die Bewusstwerdung der Manipulation durch die
> Medien. Und ich glaube, dass das "kollektive
> Bewusstsein" (nicht unbedingt im Jung'schen
> Sinne zu verstehen!) ...
... vielleicht eher im Sinne des Common Sense? ...
> ... in den naechsten Jahren so weit heranwachsen
> wird, dass derartige Manipulationen immer
> schwieriger bzw. weniger zu bewerkstelligen sein
> werden (was mit sehr großer Wahrscheinlichkeit
> zu einigen grossen Umbruechen fuehren wird).
Daran habe ich berechtigte Zweifel. Die Unzufriedenheit der Massen
hat, soweit mir bekannt, noch niemals zu signifikantem Anwachsen des
allgemeinen Bewußtseins geführt. Im Gegenteil sind hier meist
ungezügelte Aggression und verstärkte Gewaltbereitschaft überliefert
...
>> Demokratie funktioniert nicht mit einer großen
>> Masse von Halb- und Ungebildeten. Herrschaft,
>> wie sie die heute Herrschenden verstehen, ist
>> ein Antagonismus, der zum Untergang führen wird,
>> wenn wir diese Kurve nicht kriegen.
> Mag sein dass ich hier zu optimistisch bin
> (aber ich kann und will es mir gar nicht
> anders leisten),
Lieber ein Optimist, der sich mal irrt, als ein Pessimist, der immer
Recht hat (Peter Hohl)
> aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese
> Kurve "von selbst kriegt", denn das Bewusstsein
> der Massen waechst heran und waechst, und wenn
> ein "Nonkonformist" eine Seite ins Netz stellt und
> die schauen sich 100 andere an, davon werden 50
> ueberzeugt und jeder erzaehlt es 10 weiter, von
> denen wieder 8 ueberzeugt werden uswusf, dann
> wird sich das nicht mehr lange so halten lassen.
> allein schon die tatsache, dass wir hier darueber
> in einem oeffentlichen internet-forum
> diskutieren, belegt das.
Ja, wir zwei beide diskutieren allein, unbeachtet und vermutlich vom
Rest der Leser leise belächelt ...;-)
Leider besteht die Masse aus größtenteils entmutigten Individuen, die
ihrerseits wieder ihre Kinder entmutigen. Diese Individuen sind
größtenteils bequem, ungebildet, süchtig, blockiert und
voreingenommen. Vielleicht fallen dir ja, quasi als Gegenstück,
einige positive Eigenschaften ein ;-)
> Wobei ich wiederum denke, dass die Menschen
> mehr und mehr sich ihre eigenen Gedanken zum
> Thema "Philosophie" machen werden, und hierzu
> zaehlt nunmal auch das Thema "Spiritualitaet",
> was letztlich wieder dazu fuehren duerfte, dass
> die Menschheit in diesem Bereich "gesundet",
> denn schliesslich fuehrt kein Weg am Menschlichen
> Sein vorbei (im 20. Jahrhundert haben wir dies ja
> ausgiebig versucht ohne es geschafft zu haben,
> und inzwischen duerften wir schon wieder auf
> dem "aufsteigenden ast" sein).
Ich werde dir privat, falls du mir eine Email schreibst, einiges dazu
erzählen.
>>>> Das Wissen um diese Defizite stellt ebenso
>>>> Herrschaftswissen dar wie das Wissen um
>>>> systematische Manipulation.
>>> eben - und genau auf diese gedanken koennte ja
>>> jemand - oh schreck! - kommen, der anfaengt,
>>> selbst und eigenstaendig nachzudenken.
>> Und genau deshalb plädieren heute viele Menschen
>> für die Anregung eigenständigen Denkens schon in
>> der Grundschule.
> Was wiederum nachweist, dass das Bewusstsein
> sich nicht mehr laenger klein-halten laesst.
Es handelt sich hier noch immer um sehr vereinzelte Phänomene, die
noch nicht die Vermutung nahelegen, daß sie sich durchzusetzen
vermögen ...
>> Das nennt sich Dogmatismus ...
> Jetzt lass uns bitte nicht solche wortklaubereien
> betreiben! jedem faschismus liegt ein strenger
> dogmatismus zu grunde, und jeder dogmatismus
> kann sich zu einem faschismus erwachsen, folglich
> ist beides meiner ansicht nach auf derselben skala,
Okay, gebongt! :-)
Ich hatte es nur nicht verstanden, weil ich mit "Faschismus" weitaus
mehr verbinde als Dogmatismus.
>> Tatsächlich plädiere ich als bekennender Sprachphilosoph
>> für eine so gneau wie nur mögliche Verwendung der
>> Sprache - im Denken, im Sprechen und im Schreiben.
>> Schwammige Begriffe sind nur allzu häufig
> hier kann ich dir ebenfalls nur zustimmen, denn vor allem
> in den bereichen, wo die philosophie in gefilde vorstoesst,
> wo die sprache aufgrund ihrer natur an ihre natuerlichen
> grenzen stoesst, sollten begriffe klar definiert sein,
> damit ein gegenseitiges verstaendnis gegeben sein kann.
Diese Gefilde sind quasi alle Bereiche, die vom alltäglichen
Gewohnheitsleben abweichen. Wenn ich dich bitte, das Fenster
aufzumachen oder den Müll rauszutragen, kommt's wirklich nicht drauf
an. Anders siehts bei der Beschreibung komplexer Zusammenhänge aus
...
>> Man sollte den Kindern schon früh den Unterschied
>> zwischen Landkarte und Gelände (allgemeine Semantik)
>> beibringen, man sollte sie darüber aufklären, daß es nicht
>> alles wirklich gibt, was Begriffe darzustellen vermögen,
>> daß hinter jedem Begriff mehr als nur eine fixe Idee steckt,
>> sondern ganze Ideengebäude usw. Wer auch nur ein wenig
>> sprachkritisch geschult ist, den kann man nicht mehr so
>> leicht hinter's Licht führen ...
> das ist richtig, und mir persoenlich wird mehr und mehr
> bewusst, wie die sprache eingesetzt (missbraucht!) wird
> um zu manipulieren...
Die größte Problematik beim Versuch, Menschen über diese
Zusammenhänge aufzuklären, liegt darin, daß der Glaube an die eigene
(individuelle) Authentizität und Autonomie im Grunde eine Illusion
darstellt, von der wiederum das, was heute als Selbstwertgefühl und
Selbstbewußtsein kursiert, stark abhängt. Es ist also kaum möglich,
über solche Zusammenhänge zu reden, ohne im unbedarften Zuhörer ein
Gefühl von Minderwertigkeit entstehen zu lassen. Dafür fehlt dem
Normalbürger wiederum die Kenntnis der Zusammenhänge, die in der
Kindheit seine Persönlichkeit, sprich seinen Zwangscharakter,
formten. Aufschlußreich waren für mich damals die Schriften eines
amerikanischen Soziologen, Erving Goffman, vor allem sein Buch "Wir
alles spielen Theater", aber auch Schriften über die Rolle der Scham
in unserer Gesellschaft, so z.B. Sighard Neckels "Status und Scham -
zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit" oder das Buch
"Scham und Macht - phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität
eines Gefühls" von Hilge Landweer ...
Irwisch
>> ich stark. Hier müßten wir natürlich erst einmal definieren,
>> was wir beide unter "freier Wahl" oder annähernder Freiheit
>> der Wahl verstehen. Dem gewöhnlichen Zwangscharakter
>> würde ich die Freiheit der Wahl erst einmal absprechen.
>> Be- und gefangene Menschen sind nicht frei in ihrer Wahl.
>> Die "Pathologie der Normalität" (Erich Fromm) läßt den
>> Schluß zu, daß die meisten Menschen in den Industriestaaten
>> stark bindenden inneren Zwängen unterworfen sind.
> Das ist richtig, doch wird dieser Schluss meiner Meinung
> nach vermehrt durch die Tatsache ersetzt, dass die Menschen
> mit ihrer Situation so unzufrieden sind, dass ihnen diese
> bindenden inneren Zwaenge mehr und mehr bewusst wird.
Dann wäre ja eigentlich zu begrüßen, wenn sich die Zustände allgemein
noch veschlimmern und das menschliche Elend sich dabei vergrößert.
Doch existiert hier eine natürliche Grenze, ab der statt
Bewußtwerdung angestaute Energien sich gewalttätig Bahn schaffen.
Solche Situationen sollten deshalb meiner Ansicht nach vermieden
werden, weil sie unkontrollierbare Kräfte (Mob) freisetzen können ...
Mit lehrem Magen läßt sich nun mal schlecht philosophieren ...
> Ueber diese Bewusstmachung laeuft dann auch
> die Bewusstwerdung der Manipulation durch die
> Medien. Und ich glaube, dass das "kollektive
> Bewusstsein" (nicht unbedingt im Jung'schen
> Sinne zu verstehen!) ...
... vielleicht eher im Sinne des Common Sense? ...
> ... in den naechsten Jahren so weit heranwachsen
> wird, dass derartige Manipulationen immer
> schwieriger bzw. weniger zu bewerkstelligen sein
> werden (was mit sehr großer Wahrscheinlichkeit
> zu einigen grossen Umbruechen fuehren wird).
Daran habe ich berechtigte Zweifel. Die Unzufriedenheit der Massen
hat, soweit mir bekannt, noch niemals zu signifikantem Anwachsen des
allgemeinen Bewußtseins geführt. Im Gegenteil sind hier meist
ungezügelte Aggression und verstärkte Gewaltbereitschaft überliefert
...
>> Demokratie funktioniert nicht mit einer großen
>> Masse von Halb- und Ungebildeten. Herrschaft,
>> wie sie die heute Herrschenden verstehen, ist
>> ein Antagonismus, der zum Untergang führen wird,
>> wenn wir diese Kurve nicht kriegen.
> Mag sein dass ich hier zu optimistisch bin
> (aber ich kann und will es mir gar nicht
> anders leisten),
Lieber ein Optimist, der sich mal irrt, als ein Pessimist, der immer
Recht hat (Peter Hohl)
> aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sich diese
> Kurve "von selbst kriegt", denn das Bewusstsein
> der Massen waechst heran und waechst, und wenn
> ein "Nonkonformist" eine Seite ins Netz stellt und
> die schauen sich 100 andere an, davon werden 50
> ueberzeugt und jeder erzaehlt es 10 weiter, von
> denen wieder 8 ueberzeugt werden uswusf, dann
> wird sich das nicht mehr lange so halten lassen.
> allein schon die tatsache, dass wir hier darueber
> in einem oeffentlichen internet-forum
> diskutieren, belegt das.
Ja, wir zwei beide diskutieren allein, unbeachtet und vermutlich vom
Rest der Leser leise belächelt ...;-)
Leider besteht die Masse aus größtenteils entmutigten Individuen, die
ihrerseits wieder ihre Kinder entmutigen. Diese Individuen sind
größtenteils bequem, ungebildet, süchtig, blockiert und
voreingenommen. Vielleicht fallen dir ja, quasi als Gegenstück,
einige positive Eigenschaften ein ;-)
> Wobei ich wiederum denke, dass die Menschen
> mehr und mehr sich ihre eigenen Gedanken zum
> Thema "Philosophie" machen werden, und hierzu
> zaehlt nunmal auch das Thema "Spiritualitaet",
> was letztlich wieder dazu fuehren duerfte, dass
> die Menschheit in diesem Bereich "gesundet",
> denn schliesslich fuehrt kein Weg am Menschlichen
> Sein vorbei (im 20. Jahrhundert haben wir dies ja
> ausgiebig versucht ohne es geschafft zu haben,
> und inzwischen duerften wir schon wieder auf
> dem "aufsteigenden ast" sein).
Ich werde dir privat, falls du mir eine Email schreibst, einiges dazu
erzählen.
>>>> Das Wissen um diese Defizite stellt ebenso
>>>> Herrschaftswissen dar wie das Wissen um
>>>> systematische Manipulation.
>>> eben - und genau auf diese gedanken koennte ja
>>> jemand - oh schreck! - kommen, der anfaengt,
>>> selbst und eigenstaendig nachzudenken.
>> Und genau deshalb plädieren heute viele Menschen
>> für die Anregung eigenständigen Denkens schon in
>> der Grundschule.
> Was wiederum nachweist, dass das Bewusstsein
> sich nicht mehr laenger klein-halten laesst.
Es handelt sich hier noch immer um sehr vereinzelte Phänomene, die
noch nicht die Vermutung nahelegen, daß sie sich durchzusetzen
vermögen ...
>> Das nennt sich Dogmatismus ...
> Jetzt lass uns bitte nicht solche wortklaubereien
> betreiben! jedem faschismus liegt ein strenger
> dogmatismus zu grunde, und jeder dogmatismus
> kann sich zu einem faschismus erwachsen, folglich
> ist beides meiner ansicht nach auf derselben skala,
Okay, gebongt! :-)
Ich hatte es nur nicht verstanden, weil ich mit "Faschismus" weitaus
mehr verbinde als Dogmatismus.
>> Tatsächlich plädiere ich als bekennender Sprachphilosoph
>> für eine so gneau wie nur mögliche Verwendung der
>> Sprache - im Denken, im Sprechen und im Schreiben.
>> Schwammige Begriffe sind nur allzu häufig
> hier kann ich dir ebenfalls nur zustimmen, denn vor allem
> in den bereichen, wo die philosophie in gefilde vorstoesst,
> wo die sprache aufgrund ihrer natur an ihre natuerlichen
> grenzen stoesst, sollten begriffe klar definiert sein,
> damit ein gegenseitiges verstaendnis gegeben sein kann.
Diese Gefilde sind quasi alle Bereiche, die vom alltäglichen
Gewohnheitsleben abweichen. Wenn ich dich bitte, das Fenster
aufzumachen oder den Müll rauszutragen, kommt's wirklich nicht drauf
an. Anders siehts bei der Beschreibung komplexer Zusammenhänge aus
...
>> Man sollte den Kindern schon früh den Unterschied
>> zwischen Landkarte und Gelände (allgemeine Semantik)
>> beibringen, man sollte sie darüber aufklären, daß es nicht
>> alles wirklich gibt, was Begriffe darzustellen vermögen,
>> daß hinter jedem Begriff mehr als nur eine fixe Idee steckt,
>> sondern ganze Ideengebäude usw. Wer auch nur ein wenig
>> sprachkritisch geschult ist, den kann man nicht mehr so
>> leicht hinter's Licht führen ...
> das ist richtig, und mir persoenlich wird mehr und mehr
> bewusst, wie die sprache eingesetzt (missbraucht!) wird
> um zu manipulieren...
Die größte Problematik beim Versuch, Menschen über diese
Zusammenhänge aufzuklären, liegt darin, daß der Glaube an die eigene
(individuelle) Authentizität und Autonomie im Grunde eine Illusion
darstellt, von der wiederum das, was heute als Selbstwertgefühl und
Selbstbewußtsein kursiert, stark abhängt. Es ist also kaum möglich,
über solche Zusammenhänge zu reden, ohne im unbedarften Zuhörer ein
Gefühl von Minderwertigkeit entstehen zu lassen. Dafür fehlt dem
Normalbürger wiederum die Kenntnis der Zusammenhänge, die in der
Kindheit seine Persönlichkeit, sprich seinen Zwangscharakter,
formten. Aufschlußreich waren für mich damals die Schriften eines
amerikanischen Soziologen, Erving Goffman, vor allem sein Buch "Wir
alles spielen Theater", aber auch Schriften über die Rolle der Scham
in unserer Gesellschaft, so z.B. Sighard Neckels "Status und Scham -
zur symbolischen Reproduktion sozialer Ungleichheit" oder das Buch
"Scham und Macht - phänomenologische Untersuchungen zur Sozialität
eines Gefühls" von Hilge Landweer ...
Irwisch