Ja, mich nervt der ÖRR auch bisweilen doch sehr. Wenn 10 Minuten lang über irgendwas belangloses aus der Ukraine berichtet wird, knapp 8 Minuten über massives Land-unter in Norddeutschland, dann noch 5 Minuten Fußball und die Weltgeschichte ist abgebildet. Da stimmt einfach das Verhältnis nicht, und auch die bisweilen doch sehr ... einfachen Aussagen sind oft fragwürdig und selten neutral. Schaut man dann SRF-Nachrichten oder TF2 (France 2), dann merkt man erst, was alles fehlt oder gezielt(?) weggelassen wurde. Auch die Hofberichterstattung im Gala-Stil zu unserer Außenministrantin - ohne Worte. Auf der anderen Seite finden sich immer noch sehr gute und auch gut gemachte Reportagen bei Arte & Co., dahin haben sich wohl die letzten noch aufrechten Journalisten verzogen. Egal ob Gaza-Krise oder dreckiges LNG aus den USA - es gibt (noch) erstklassige Filme und Berichte darüber.
Aber: Wenn ich mir so einige "Argumente" der Kritiker dann anhöre, wird mir auch ganz anders. Hier im speziellen die permanente Leugnung der Pandemie. Ja, da ging so manches schief und man hätte manches besser machen können, auch hat man hier ohne Not bestimmte Impfstoffe gepusht und anderen, klassische Varianten ohne wissenschaftlichen Bezug heruntergemacht und negiert. Es gab unnötige Grundrechtseinschränkungen und man muss in der Nachbetrachtung feststellen, daß das erheblich besser gehen sollte und muss, es wird nicht die letzte Pandemie gewesen sein. Aber die Pandemie als solche zu leugnen und unwissenschaftlichen Unfug zu verbreiten ist weder Sinn noch Zweck des ÖRR und gehört dort auch nicht hin. Man darf gerne eine andere Meinung haben, auch in der Wissenschaft ist nicht immer alles eindeutig. Aber da wurde ja haarsträubiges rausgehauen, was schon ein Schüler in der 8. Klasse hätte widerlegen können. Das hat dann nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern mit fehlender Bildung in teils erschreckendem Ausmaß. Gleiches gilt für den Klimawandel. Den zu bezweifeln ist schlicht unsinnig - und nicht etwa eine Meinung. Man kann über Folgen, Ursachen, Modelle diskutieren, nicht aber beweisbare Tatsachen einfach mal abstreiten.
Naja, es fehlt sicher Abstand, es fehlt auch manchmal der Mut zu mehr Kritik im ÖRR, auch sind die Kosten nicht wirklich mehr vertretbar, weder die Kosten für die 300 Krimiserien noch die Kosten für Sport oder völlig aus der Zeit gefallene Shows und deren Entertainer. Nein, ich will keinen Franz Alt zurück, auch keinen Klaus Bednarz. Aber es sollten sich doch junge Journalisten finden lassen, die wenigstens noch wissen, was der Begriff "4. Säule im Staat" bedeutet und welche Verantwortung das mit sich bringt. Und nein, ich will auch keinen Gerhard Löwenthal oder einen Karl-Eduard von Schnitzler. Der ÖRR sollte im Idealfall neutral sein und unaufgeregt und ohne wertende Einlassungen berichten. Wer sich heute Nachrichtensendungen aus den 70ern anschaut, der merkt schnell, daß damals Journalismus noch eine Bedeutung hatte und nicht Wokeness und Genderwahn - das alles muss nicht sein, das geht auch anders.