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  • Yasidon

71 Beiträge seit 02.11.2005

Was nicht steigt, ist die Produktivität, sondern der Präsentismus

Als Experte für psychische Belastung am Arbeitsplatz, untersuche ich täglich in Unternehmen und Verwaltungen die Situation der Arbeitnehmer. Und bei 80 % aller meiner Beobachtungen ist klar: die Produktivität entspricht nicht der Arbeitszeit.

Wobei das in der Regel nicht an den Arbeitnehmern liegt, sondern an den Rahmenbedingungen. Eine überbordende Bürokratie, umständliche Regelungen, furchtbare Meeting-Kultur, und Führungskräfte, für die Führung ein Fremdwort ist. Wo es viele Regeln, aber wenig Gedanken dazu gibt.
Und dann bricht dieser Aktionismus los, wenn man feststellt, dass die Meilensteine nicht erreicht werden. Teilweise auch ausgelöst durch extreme Ablenkung aufgrund überbordender Handynutzung, privatem „nebenher“ surfen. Schon haben wir Überstunden wie noch nie und nennen es Fleiß und Engagement. Was für eine Real-Satire!

Und dazu dann eine depressive Stimmungslage durch gesellschaftliche Entwicklungen, Überforderung zu Hause durch Pflegesituation der Eltern, Überforderung zu Hause durch die Familie.
Nein, wir leiden nicht unter Unproduktivität. Wir leiden unter zu viel Multitasking, zu viel ständige Probleme mit der Technik (zB viel ständige Updates), zu viel falschen Kommunikationen, zu viel falschen Meinungen. Wir leiden aber auch unter zu viel erratischen Berichten der Medien. Letztendlich leiden wir unter gefühlter Unsicherheit, empfundener Ungerechtigkeit und beobachteter Unfähigkeit von Entscheidern.

Aber mal ehrlich: warum sollen unsere Abgeordneten eigentlich besser mit dem Alltag zurecht kommen, wie wir selbst? Es sind keine Supermänner und Superfrauen, sie kämpfen genauso mit den Problemen und den falschen Antworten. Nur sitzen Sie dummerweise an den Entscheidungs-Hebeln, die das ganze System wie ein Teufelskreis vorantreiben.

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