Gegen Ende seines überlangen Sermons streift Klimenta auch die eigentlichen Ursachen, spricht davon, dass man das herrschende Wirtschaftssystem, er nennt es nicht beim Namen, "eigentlich in die Tonne treten" müsste, aber keine Zeit dafür bleibe.
Damit hat er seine Bemühungen auch gleich für obsolet erklärt. Das ganze umständliche Referieren all der Erkenntnise der Verkaufspsychologen hilft nicht, wenn der Rahmen kapitalistisch bleibt. Wenn Kapitalismus etwas exzellent kann, dann umarmen, inkorporieren, sich anverwandeln. Jeder gute Ansatz wird in recht kurzer Zeit pervertiert. Mein Beispiel dafür ist die no till-Landwirtschaft. Die Erkenntnis, dass man das Bodenleben nicht per Pflug buchstäblich auf den Kopf stellen sollte, macht ökologisch Sinn. Aber was hat der Kapitalismus draus gemacht? Gigantische Sojafelder, die nicht gepflügt werden, stattdessen in Glyphosat ertränkt. Das Produkt wird dann in alle Nutztier-KZs betreibenden Staaten geliefert. Ohne die Hochproteinpflanze Soja wäre z. B. das deutsche Fleischproduktionsniveau unmöglich. Fuck.
Schöner denken, schöner kommunizieren, schöner handeln - alles richtig, durch positive Verstärkung bringt man Menschen viel eher zu Verhaltensänderungen, auch jeder Lernprozess wird damit beschleunigt, aber im kapitalistischen Rahmen wird daraus schliesslich wieder ein Weg zu mehr Wachstum, Umsatzsteigerung, Gewinn. Man kann die Welt auch in E-Autos ersticken lassen.
Seit vierzig Jahren wird von der postmaterialistischen Gesellschaft gesprochen - und der menschliche Metabolismus ist dennoch stets gewachsen, nicht nur insgesamt, sondern auch pro Kopf.
Mmh, vegetarische Speisen sind ja so schmackhaft - ah gut, dann produziert der Fleischkonzern eben auch fleischlose Würste in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen mit exotischen Gewürzen, die unter Manchester-Kapitalismus-Bedingungen irgendwo geerntet werden.
Herr Klimenta - es gibt wirklich absolut nichts Richtiges in diesem Falschen. Pflanzen Sie schon mal das Apfelbäumchen.