Diese ganze endlose Erziehungsdebatte kann man auch einer Art
Gleichnis beschreiben:
Ein Rudel Softwareentwickler streitet seit Wochen erbittert über die
Wahl der Plattform und der Sprache, in der das Projekt implementiert
werden soll. Nach fruchtlosen Debatten einigt sich der Chef
schliesslich auf eine Plattform und eine Sprache, Diskussion
erledigt. Nun fangen alle an zu arbeiten....
Ein Jahr später: Die einzelnen Module sind fertig, passen aber
irgendwie nicht so richtig zusammen. Zwar haben alle auf der gleichen
Plattform aufgesetzt und die selbe Sprache benutzt, aber es
funktioniert einfach nicht. Prompt beginnt die Debatte erneut,
diesmal mit dem Fokus a) den Schuldigen zu finden und b) Argumente zu
finden, warum es genau an der Sprache/Plattform gelegen haben muss.
Dabei war das Problem ein völlig anderes: Die Entwickler hatten über
die Diskussion wie man etwas entwickelt völlig vergessen, sich darauf
zu einigen, was man eigentlich entwicken will. Es gab also schlicht
kein gemeinsames Ziel.
Was das mit dem Thema zu tun hat? In diesem Fall ist das Kind das
Projekt.
Natürlich sind die Eltern für ein Kind die wichtigsten
Bezugspersonen, aber wie der alte Spruch "es braucht ein ganzes Dorf,
um ein Kind zu erziehen" schon sagt nicht die einzigen. Und noch ein
elementar richtiges Spruch: Autoritär verhalten sich nur die, die
keine Autorität haben. Was bedeutet das aber genau?
1) Dass Kinder es in "geordneten Verhältnissen" leichter haben
bedeutet genaugenommen folgendes: Die Eltern befinden sich in einem
sozial stabilen Umfeld, in dem sie von den anderen (Eltern),
zumindest den meisten, geachtet und respektiert werden. Daher kommt
eine gewisse innere Sicherheit, richtig zu handeln und selbst ein
Vorbeild zu sein, das Kinder intuitiv spüren. Auch können sie es an
der Reaktion der Umwelt auf ihre eigene Familie merken, ob ihre
Eltern als Vorbilder (neben anderen) in Frage kommen. Das, und nur
das, verschafft innere Sicherheit und damit eine gewisse
Grundautorität.
2) Ein gemeinsamer ethisch moralischer Kodex und damit respektierte
bzw. missachtete Verhaltensweisen, die von möglichst allen getragen
werden, mit denen das Kind Kontakt hat, ist eine unbedingte
Voraussetzung. Wenn, salopp gesagt, jeder etwas anderes erzählt ist
die Bildung eines verbindlichen weil von allen getragenen Ideals
unmöglich. Und diese Ideale sind ebenfalls notwendig, da sich gerade
Jugendliche stark untereinander sozialisieren und dabei fikitve
Vorbilder haben müssen, denen sie nacheifern können.
3) Das Nacheifern dieser Vorbilder muss öffentlich gelobt, das
Missachten der allgemeinen Regeln öffentlich mißbilligt werden. Was
die bedingungslose Liebe der Eltern nicht einschränken darf, aber ein
Tadel schadet nicht. Nur so kann die Bildung eines Gewissens
erfolgen.
Anders ausgedrückt: Das Aufwachsen in einer Gemeinschaft, in der man
möglichst früh lernt lernt, wie man sich Anerkennung respektive
Mißachtung zuzieht, bietet ein hinreichend verlässliches Umfeld, um
eine starke Persönlichkeit zu bilden. Und genau da liegt das Problem
der klassischen "strengen" Erziehung: Sie erzieht nämlich nicht zu
einer starken, verantwortlungsbewussten, Persönlichkeit, sondern zu
einem moralisch verkommenen Untertan, der nach oben buckelt und nach
unten tritt. Konsequenterweise ist das bevorzugte Erzeihungsmittel in
solchen Gesellschaften für Jung und Alt klassischerweise die
Peitsche, wobei man die Hiebe um so häufiger empfangt, je weiter
unten man auf der sozialen Leiter steht. Und auch vor der Peitsche
sind nicht alle gleich: Unten gibt es mehr und heftigere Hiebe. Also
wollen alle nur nach oben kommen und gehen dafür meist über Leichen.
Noch etwas allgemeiner formuliert: Wenn die Gemeinschaft verschwindet
und die reine Hierarchie einzieht, bringt sie die Peitsche mit. Wenn
also die Argumente versagen, mitunter weil es nämlich keine
nachvollziehbaren gibt, setzt es bei Mißachtung der Regeln Prügel.
Fertig.
Und nun zum Kern:
Die "Rückkehr der Strenge" ist genaugenommen nichts als die
Bankrotterklärung gemeinsamer Werte und der Ideale der Aufklärung vor
den angeblich nicht zu ändernden Realitäten. Tatsache ist, dass
Kinder sozial schwacher Familien nicht nur wegen des chronischen
Geldmangels in einer Gesellschaft ausgegrenzt werden, in der für
absolut alles Eintritt verlangt wird, sondern auch noch mitbekommen,
wie ihre Eltern vom Umfeld - permanent angestachelt durch die Medien,
insbesondere durch unsägliches besserwisserisches Geschwätz
ahungsloser Besserverdiener in Talkshows, die glauben den Armen
erklären zu müssen, wie man als Armer gefälligst zu leben hat (da
habe ich auch schon so manchen Redakteur, auch z.B. vom Spiegel,
erlebt, dem ich als eigentlich gewaltfreier Mensch für diese Arroganz
liebend gerne mal einen körperlichen Verweis erteilt hätte den er
nicht so schnell vergisst) - verachtet, verspottet und als Faulenzer
und Schmarotzer diffamiert werden.
Ergebnis dieser völlig verantwortungslosen Hetzjagd auf Arme und
Arbeitslose: Die Eltern sind völlig verunsichert, demotiviert und
geben kein Vorbild ab, dem die Kinder nacheifern wollen - vor allem,
da die eigenen Eltern verachtet werden. Von solchen Leuten aber, dem
eigenen Elternhaus, wollen sich Kinder und Jugendliche, die nun
einmal Vorbilder suchen, nichts sagen lassen. Von den Lehrern, auf
denen auch gerne rumgehackt wird, natürlich auch nicht. Schliesslich
werden ja auch Lehrer nicht von der Gesellschaft geachtet.
Und was wird sonst so als Vorbildfunktion vorgelebt? Insbesondere von
den oberen Schichten, die medial allgenenwärtig sind und alles
überstrahlen?
Ehrlichkeit? Mal abgesehen davon, dass ich immer noch darauf warte,
dass der erste vor laufender Kamera zusammenbricht weil er sich
totgelogen hat und bei allen Untersuchungen eine unglaubliche Amnesie
vorherrscht ("Ich sag nix") - jetzt wird schon die beleidigte
Leberwurst rausgeholt, wenn man mal an den eigenen Worten gemessen
wird.
Verantwortung? Nur noch für sich selber, das raffgierigste Arschloch
gewinnt und grinst auch noch feist in die Kamera.
Respekt? Ehrgefühl? Nur vor Macht und Geld, auf allen anderen darf
munter rumgetrampelt werden. Ist das Respekt oder einfach nur die
Angst? Und dann diese Shows, in denen vorgelebt wird, dass für Geld
jede Erniedrigung oder Sauerei zu machen ist, hauptsache Kohle.
Gemeinsinn? Wer teilt, gilt als blöd und es wird ihm auch noch
vorgeworfen, nicht eigenverantwortlich gehandelt zu haben.
Solidarität? Treue? Immer weniger, und wenn dann nur noch auf dem
Papier. Vorzugsweise schreien immer die nach Treue,
Pflichtbewusstsein und Solidarität, die sich selbst nicht dran
halten. Dauerbeispiel: Der Vrostand fordert Solidarität von den
Arbeitnehmern, die verzichten (der Vorstand selbstverständlich
nicht), der Laden wird bei der erstbesten Gelegenheit dichtgemacht
und den Rest vom Lied kennen wir ja zu Genüge.
SO, LEUTE, WIRD DAS NICHTS!
Und deswegen ist diese Diskussion, die genau von den doppelzüngigen
Schaumschlägern angezettelt wurde, die eigentlich dafür
verantwortlich sind, völliger Unsinn und wird zu rein gar nichts
führen. Wenn wir von Werten reden und vorleben, wie die geachtet
werden (weil sie Geld haben), denen diese Werte scheissegal sind,
belügen wir unseren Nachwuchs doppelt. Nur, dass der Nachwuchs nicht
darauf reinfällt. Der sucht sich dann seine eigenen Werte.
Hoffentlich findet er gute.
Gleichnis beschreiben:
Ein Rudel Softwareentwickler streitet seit Wochen erbittert über die
Wahl der Plattform und der Sprache, in der das Projekt implementiert
werden soll. Nach fruchtlosen Debatten einigt sich der Chef
schliesslich auf eine Plattform und eine Sprache, Diskussion
erledigt. Nun fangen alle an zu arbeiten....
Ein Jahr später: Die einzelnen Module sind fertig, passen aber
irgendwie nicht so richtig zusammen. Zwar haben alle auf der gleichen
Plattform aufgesetzt und die selbe Sprache benutzt, aber es
funktioniert einfach nicht. Prompt beginnt die Debatte erneut,
diesmal mit dem Fokus a) den Schuldigen zu finden und b) Argumente zu
finden, warum es genau an der Sprache/Plattform gelegen haben muss.
Dabei war das Problem ein völlig anderes: Die Entwickler hatten über
die Diskussion wie man etwas entwickelt völlig vergessen, sich darauf
zu einigen, was man eigentlich entwicken will. Es gab also schlicht
kein gemeinsames Ziel.
Was das mit dem Thema zu tun hat? In diesem Fall ist das Kind das
Projekt.
Natürlich sind die Eltern für ein Kind die wichtigsten
Bezugspersonen, aber wie der alte Spruch "es braucht ein ganzes Dorf,
um ein Kind zu erziehen" schon sagt nicht die einzigen. Und noch ein
elementar richtiges Spruch: Autoritär verhalten sich nur die, die
keine Autorität haben. Was bedeutet das aber genau?
1) Dass Kinder es in "geordneten Verhältnissen" leichter haben
bedeutet genaugenommen folgendes: Die Eltern befinden sich in einem
sozial stabilen Umfeld, in dem sie von den anderen (Eltern),
zumindest den meisten, geachtet und respektiert werden. Daher kommt
eine gewisse innere Sicherheit, richtig zu handeln und selbst ein
Vorbeild zu sein, das Kinder intuitiv spüren. Auch können sie es an
der Reaktion der Umwelt auf ihre eigene Familie merken, ob ihre
Eltern als Vorbilder (neben anderen) in Frage kommen. Das, und nur
das, verschafft innere Sicherheit und damit eine gewisse
Grundautorität.
2) Ein gemeinsamer ethisch moralischer Kodex und damit respektierte
bzw. missachtete Verhaltensweisen, die von möglichst allen getragen
werden, mit denen das Kind Kontakt hat, ist eine unbedingte
Voraussetzung. Wenn, salopp gesagt, jeder etwas anderes erzählt ist
die Bildung eines verbindlichen weil von allen getragenen Ideals
unmöglich. Und diese Ideale sind ebenfalls notwendig, da sich gerade
Jugendliche stark untereinander sozialisieren und dabei fikitve
Vorbilder haben müssen, denen sie nacheifern können.
3) Das Nacheifern dieser Vorbilder muss öffentlich gelobt, das
Missachten der allgemeinen Regeln öffentlich mißbilligt werden. Was
die bedingungslose Liebe der Eltern nicht einschränken darf, aber ein
Tadel schadet nicht. Nur so kann die Bildung eines Gewissens
erfolgen.
Anders ausgedrückt: Das Aufwachsen in einer Gemeinschaft, in der man
möglichst früh lernt lernt, wie man sich Anerkennung respektive
Mißachtung zuzieht, bietet ein hinreichend verlässliches Umfeld, um
eine starke Persönlichkeit zu bilden. Und genau da liegt das Problem
der klassischen "strengen" Erziehung: Sie erzieht nämlich nicht zu
einer starken, verantwortlungsbewussten, Persönlichkeit, sondern zu
einem moralisch verkommenen Untertan, der nach oben buckelt und nach
unten tritt. Konsequenterweise ist das bevorzugte Erzeihungsmittel in
solchen Gesellschaften für Jung und Alt klassischerweise die
Peitsche, wobei man die Hiebe um so häufiger empfangt, je weiter
unten man auf der sozialen Leiter steht. Und auch vor der Peitsche
sind nicht alle gleich: Unten gibt es mehr und heftigere Hiebe. Also
wollen alle nur nach oben kommen und gehen dafür meist über Leichen.
Noch etwas allgemeiner formuliert: Wenn die Gemeinschaft verschwindet
und die reine Hierarchie einzieht, bringt sie die Peitsche mit. Wenn
also die Argumente versagen, mitunter weil es nämlich keine
nachvollziehbaren gibt, setzt es bei Mißachtung der Regeln Prügel.
Fertig.
Und nun zum Kern:
Die "Rückkehr der Strenge" ist genaugenommen nichts als die
Bankrotterklärung gemeinsamer Werte und der Ideale der Aufklärung vor
den angeblich nicht zu ändernden Realitäten. Tatsache ist, dass
Kinder sozial schwacher Familien nicht nur wegen des chronischen
Geldmangels in einer Gesellschaft ausgegrenzt werden, in der für
absolut alles Eintritt verlangt wird, sondern auch noch mitbekommen,
wie ihre Eltern vom Umfeld - permanent angestachelt durch die Medien,
insbesondere durch unsägliches besserwisserisches Geschwätz
ahungsloser Besserverdiener in Talkshows, die glauben den Armen
erklären zu müssen, wie man als Armer gefälligst zu leben hat (da
habe ich auch schon so manchen Redakteur, auch z.B. vom Spiegel,
erlebt, dem ich als eigentlich gewaltfreier Mensch für diese Arroganz
liebend gerne mal einen körperlichen Verweis erteilt hätte den er
nicht so schnell vergisst) - verachtet, verspottet und als Faulenzer
und Schmarotzer diffamiert werden.
Ergebnis dieser völlig verantwortungslosen Hetzjagd auf Arme und
Arbeitslose: Die Eltern sind völlig verunsichert, demotiviert und
geben kein Vorbild ab, dem die Kinder nacheifern wollen - vor allem,
da die eigenen Eltern verachtet werden. Von solchen Leuten aber, dem
eigenen Elternhaus, wollen sich Kinder und Jugendliche, die nun
einmal Vorbilder suchen, nichts sagen lassen. Von den Lehrern, auf
denen auch gerne rumgehackt wird, natürlich auch nicht. Schliesslich
werden ja auch Lehrer nicht von der Gesellschaft geachtet.
Und was wird sonst so als Vorbildfunktion vorgelebt? Insbesondere von
den oberen Schichten, die medial allgenenwärtig sind und alles
überstrahlen?
Ehrlichkeit? Mal abgesehen davon, dass ich immer noch darauf warte,
dass der erste vor laufender Kamera zusammenbricht weil er sich
totgelogen hat und bei allen Untersuchungen eine unglaubliche Amnesie
vorherrscht ("Ich sag nix") - jetzt wird schon die beleidigte
Leberwurst rausgeholt, wenn man mal an den eigenen Worten gemessen
wird.
Verantwortung? Nur noch für sich selber, das raffgierigste Arschloch
gewinnt und grinst auch noch feist in die Kamera.
Respekt? Ehrgefühl? Nur vor Macht und Geld, auf allen anderen darf
munter rumgetrampelt werden. Ist das Respekt oder einfach nur die
Angst? Und dann diese Shows, in denen vorgelebt wird, dass für Geld
jede Erniedrigung oder Sauerei zu machen ist, hauptsache Kohle.
Gemeinsinn? Wer teilt, gilt als blöd und es wird ihm auch noch
vorgeworfen, nicht eigenverantwortlich gehandelt zu haben.
Solidarität? Treue? Immer weniger, und wenn dann nur noch auf dem
Papier. Vorzugsweise schreien immer die nach Treue,
Pflichtbewusstsein und Solidarität, die sich selbst nicht dran
halten. Dauerbeispiel: Der Vrostand fordert Solidarität von den
Arbeitnehmern, die verzichten (der Vorstand selbstverständlich
nicht), der Laden wird bei der erstbesten Gelegenheit dichtgemacht
und den Rest vom Lied kennen wir ja zu Genüge.
SO, LEUTE, WIRD DAS NICHTS!
Und deswegen ist diese Diskussion, die genau von den doppelzüngigen
Schaumschlägern angezettelt wurde, die eigentlich dafür
verantwortlich sind, völliger Unsinn und wird zu rein gar nichts
führen. Wenn wir von Werten reden und vorleben, wie die geachtet
werden (weil sie Geld haben), denen diese Werte scheissegal sind,
belügen wir unseren Nachwuchs doppelt. Nur, dass der Nachwuchs nicht
darauf reinfällt. Der sucht sich dann seine eigenen Werte.
Hoffentlich findet er gute.