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  • lucia

465 Beiträge seit 04.12.2023

moderne Zeiten

Interessanterweise sieht die Mehrzahl der Betroffenen nicht die bösen Vorgesetzten als Ursache für den gefühlten Stress, sondern in erster Linie die Anforderungen an die eigene Person. Offensichtlich stecken 65 Prozent der Erwerbstätigen buchstäblich in der selbst geschaffenen Perfektionismus-Falle.

Wenn in der 'immer-schneller-immer-höher-immer-weiter- Welt eine Vielzahl Menschen nimmer mitkommt, wenn sich herausstellt, dass Roboter präziser als Menschen arbeiten können, weniger Fehler machen weil sie im OP keine zittrige Hand haben, - nur ein Beispiel - weil sie auch emotional nicht angerührt werden ( -> emotional unberührbar: das feuchte Träumchen derjenigen, die Kommunikation vermeiden, indem sie ausblenden - per Ignoreknöpfchen geht das ja spielend einfach - daß jemand sie anrührt, konfrontiert) - klar ist dann nicht Scheffe oder die Chefin schuld, denn die sind ja genauso mitgefangen, in diesem 'Spiel'.
Vielleicht kommt einem dieses von Günther Anders so genannte 'prometheische Gefälle' in die Erinnerung zurück: die Ohnmacht, die Mensch sich mittels seiner von ihm selbst geschaffenen Technologie selbst zufügt, Technologie, die immer perfektionistischer wird. Und wie immer hats auch dabei entspr. Licht- und Schattenseiten.

Manche Leute gehen in die innere Kündigung - und da mensch nicht auslernt, im Alter also auch über diese Anglizismen nicht, erfährt er nun auch etwas über 'quiet quitting'
https://www.zdf.de/nachrichten/ratgeber/quiet-quitting-dienst-nach-vorschrift-100.html
Nun ist dieses Arbeiten mit 'angezogener Handbremse' halt sozusagen: "Schwer ist leicht was" - in Zeiten von Telematik ( als wieder nur 1 Beispiel).

Wo einem dann die Psychologen wieder um die Ecke kommen mit ihren: "Anpassungsstörungen" - ach!? Wie kann man über jemanden, der erkannt hat, daß das Hamsterrad krank macht und entsprechend reagiert, behaupten, daß er krank sei? Tät's eher als ein Zeichen noch guter psychisch-physischer Verfassung sehen, wenn einem sein innerer Mensch Alarmsignale zubotschaftet und man diese eben nicht per Anpassungsknöpfchen einfach wegdrückt, sondern auf seine innere Stimme hört!

Zygmunt Bauman schrieb, daß unsere Fähigkeiten, die Aufgaben zu bewältigen, mit denen wir konfrontiert sind, ungenügend sind, und daß es nicht zu vermeiden ist, daß wir das erkennen.
Er führt aus, daß 'die Moderne diesen Mangel des Menschen in Frage stellt. Technologie und Wissenschaft, verkündete sie, würde es uns ermöglichen, unser Unvermögen zu überwinden...'

Bauman erklärt, daß wir zu einer 'neuen Art des Ungenügens' übergegangen sind - 'einem Ungenügen des Individuums, von dem erwartet wird, Lösungen für Probleme zu finden, die zuvor die Regierung, der Staat und die Gemeinschaft zu lösen versucht hatten. Mit anderen Worten, einen erträglichen Platz in einer Welt zu finden, die nicht verbessert werden kann.'

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (17.09.2024 07:26).

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