Ich werde die Ursachen des Fachkräftemangels aus meiner Sicht beschreiben, daß beinhaltet auch die Ansichten in meinem Umfeld.
Zuerst das Umfeld, ich bin Handwerksmeister, war einige Jahre selbständig, habe dann einen weiteren Beruf gelernt (Industrie) und bin schlußendlich als Dozent für SPS und Roboterprogrammierung tätig, vorrangig in der Erwachsenenbildung.
Meine Eltern waren in der Industrie bzw. als Lehrer tätig, meine Schwester ist Gymnasiallehrerin.
Woher kommt also der Fachkräftemangel?
1. Die Bruttolöhne sind nicht zu gering, die Nettolöhne sind es. Die hohen Lohnkosten in arbeitsintensiven Branchen, wie Handwerk, Pflege usw. haben zu immer mehr Personaleinsparungen und der modernen Sklaverei, der Zeitarbeit geführt. Immer weniger Personal mußte immer mehr Arbeit bewältigen und wird mehr und mehr demotiviert. Wenn diese Leute Kinder haben und diese Kinder sehen jahrelang, wie ihre Eltern fertig, müde und schimpfend nachhause kommen, werden wohl die wenigsten in die Fußstapfen ihrer Eltern treten.
Wer soll denn dann noch solche Berufe lernen?
Wenn man genau wissen will was da die letzten 30 Jahre passiert ist, einfach mal zu den Menschen gehen, die solche Jobs machen. Aber Vorsicht, die akademische Filterbubble könnte Risse bekommen.
2. Das Niveau im Schulsystem sinkt seit Jahren stetig. Es gibt dafür vielerlei Gründe, nur ist das Ergebnis eben junge Leute, denen die notwendigen Fähigkeiten für eine Ausbildung fehlen und jeder versucht irgendwie auf das Gymnasium zu kommen, auch wenn er da nicht hingehört. Die Folge daraus sind volle Universitäten und eine Menge pseudowissenschaftliche Abschlüsse, daraus ergeben sich Absolventen mit Berufsabschlüssen die irgendwie keiner brauch. Also die Leute, die früher eine normale Berufsausbildung gemacht haben und sich eventuell später noch zum Vorarbeiter/Meister/Capo weitergebildet haben. Die fehlen jetzt natürlich in der Wirtschaft. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen jetzt Stück für Stück in Rente und es rückt niemand nach.
3. Der überheblich Umgang mit den Menschen die sich "die Hände dreckig machen"tut den Rest. Das passiert sowohl in den Medien, in der Politik und auch im täglichen Leben. Man schaue sich nur den Unsinn an, der von Pseudowissenschaftlern verzapft wird und der die Wissenschaft bzw. die Unis kaputt macht.
Fazit: Unser gesamtes Bildungssystem und der Umgang mit Facharbeitern die keinen akademischen Abschluß haben, führt zu Resignation und zu etwas, daß man als innerlich gekündigt bezeichnet.
Da trifft man man Menschen die über 20 Jahre alt sind und kaum in der Lage sind, pünktlich zur Arbeit zu erscheinen und die einfachsten Arbeiten zu verrichten. Sie halten keinerlei Druck aus und brechen an der kleinsten Kritik zusammen.
Wer mir nicht glaubt, sollte mal eine Exkursion in kleine Firmen machen und sich mit älteren Lehren, Ausbildern, Professoren und Bauleitern halten. Aber Vorsicht, die Realität kann grausam sein und Teile der Bevölkerung verunsichern.