Die Frage wird hier oft gestellt ist aber nicht leicht zu beantworten. Ich bin überzeugt für einen solches Zombieunternehmen zu arbeiten und versuche mal zu begründen und darzulegen woran ich das fest mache.
Ich kann natürlich nicht den Namen nennen aber der Laden ist ein weltweit bekanntes Unternehmen, welches nicht aus Deutschland kommt aber in Deutschland zwei Standorte betreibt. Ich arbeite da seid über 10 Jahren als Ingenieur.
Warum glaube ich das mein Arbeitgeber ein Zombie ist?
- Die Hierarchie ist extrem steil, wird auch immer steiler und es wird darauf gepocht das diese einzuhalten ist obwohl seid Jahren ständig Umstrukturierungen laufen, die das angebliche Ziel haben, den Wasserkopf abzubauen. Es gibt also immer mehr Führungskräfte und Manager aber immer weniger einfache Mitarbeiter.
- Der Laden wird auf Verschleiß gefahren. Unsere Produktionsmaschinen sind in weiten Teilen veraltet. Viele Maschinen sind zwischen 20 und 30 Jahre alt und das ganze gleicht eher einem Technikmuseum. Wenn mal was erneuert wird (weil es anders nicht mehr geht) wird das hochgejubelt als wenn wir das Rad neu erfunden hätten.
- Die IT ist völlig veraltet. Intranet läuft mit 100MBit und ist träge wie nen Modemanschluß aus den 90ern. Die IT ist mittlerweile komplett an verschiedene Dienstleister outgesourced. Im Unternehmen arbeitet keiner mehr der die IT noch versteht.
- Ideen für Produktivitätssteigerungen müssen sich immer schneller rechnen. Wenn man eine Idee hat, wie etwas einfacher (produktiver) gemacht werden kann, muss die sich mittlerweile innerhalb von 6 Monaten rechnen. Früher waren das 2 Jahre und davor 5 Jahre. Generell werden neue Investitionen vom Management eher als "Verschwendung" wahrgenommen und stehen natürlich im Wiederspruch zum ständigen Sparzwang.
- Immer mehr Führungskräfte und Manager sind reine BWLer. Führungspositionen (z.B. Produktionsleiter) werden zunehmend mit BWLern besetzt, die kein technisches Verständnis haben und daher keine eigenen guten Ideen entwickeln oder gute Ideen erkennen können.
- Es wird outgesourced was nicht Niet- und Nagelfest ist. Das ganze Facility-Management ist bei uns outgesourced. Dadurch verliert man die Kontrolle über die Lebensadern einer Produktion ... also Strom, Druckluft, Wasser, Abwasser und die Gebäudestruktur selbst. Das Wissen über diese Dinge ist nicht mehr im Unternehmen vorhanden. Dadurch geht gerade bei steigenden Energiepreisen ein enormes Potential an Optimierungen verloren.
- Subventionen werden abgegriffen, wo es nur geht und in irgendwelche Projekte gesteckt, die genau dann stecken bleiben, wenn das Unternehmen selbst investieren muss. Ich habe einen Kollegen der ein solches Projekt geleitet hat. Es ging um eine neue Technologie für unsere Produkte. Die Entwicklung wurde vom Bundesland subventioniert. Als es dann soweit war und ein Prototyp (Demonstrator) gebaut und getestet werden sollte, was unser Unternehmen bezahlen sollte, blieb das Projekt stehen. Der Mann hat fast ein Jahr lang seine Arbeitszeit damit verbracht seinen Projekt-Plan jede Woche um eine Woche weiter zu schieben. Als die Subventionen irgendwann aufgebraucht waren wurde das Projekt eingestampft und die Mitarbeiter wieder in andere Bereiche versetzt.
Es gibt sicherlich noch viele weitere Punkte. Einzeln betrachtet ist das sicherlich nicht schlimm und kommt überall mal vor aber die Häufung führt irgendwann zu der Erkenntnis das man evtl. beim Zombie arbeitet.
Ich bin echt gespannt wie lange das noch gut geht. Also unseren Laden gibt es wahrscheinlich nur noch weil die Zentralbanken so viel Geld gedruckt und die Zinsen ins negative gedrückt haben. So war es kein Problem sich während Corona über Anleihen frisches Geld zu beschaffen.