Ich finde es sehr traurig, dass Journalismus, der sich ernsthaft um Neutralität bemüht in diesen Tagen derart selten geworden ist. Bei Zeit online und anderen großen Berichterstattern ist die Ukraine nur wenige westliche Waffenlieferungen vom entscheidenden Durchbruch entfernt, während bei Telepolis die Ukraine in den letzten Zügen liegt, weil Russland so unfassbar genial und großartig agiert. Leider macht dieser Artikel keine Ausnahme. Was soll man nun als interessierter Bürger tun? Beide Seiten lesen und eine Art "Mittelwert" als größtmögliche Wahrheit akzeptieren? Das funktioniert in der Praxis schlechter als manch einer denkt, aber sei es drum.
Sinnbildlich für das Dilemma sind die riesigen Unterschiede was die Opferzahlen beiderseits angeht. Ohne Kenntnis davon ist es nahezu unmöglich zu bewerten ob die harten Schlachten um Bachmut oder Awdijiwka wirklich große russische Erfolge waren oder bloß grässliche Todesfallen, dessen Landgewinn in keinem vernünftigen Verhältnis zu Aufwand und Verlusten steht. Oder anders gesagt: Solange es keine glaubhaften Zahlen gibt, kann man hier noch monatelang weiterdiskutieren und wird zu keinem Ergebnis kommen.