Dass ein mittelalterlicher Feudalherr, der all seine Feinde vernichtete, beispielsweise während der Feldzüge gegen die Sachsen, zum Vorkämpfer des Abendlandes ausgerufen wird, müsste eigentlich klarmachen, welche reaktionären Hintergründe dieser Preis hat.
Wo hat der Autor denn diesen Unsinn her. Von den Nazis?
Der Karkl der Große hatte zwar den Beinamen "Sachsenschlächter", aber dies bezieht sich auf das Blutgerichtg von Verden, dessen Zahlen mittlerweile als völlig überhöht angesehen werden.
Wer den Sachsenschlächter ausgräbt, der bewegt sich im braunen Umfeld, weil der Franke Karl, halt auch von den Franzosen beansprucht wird.
Oder in der Eso-Ecke, weil der Christ gegen die heidnischen Bräuche der Sachsen vorging.
Real lief die Eroberung Sachsens auf einen Kuhhandel hinaus. Diese akzeptierten die Herrschaft des Kaisers und die Adelsschicht wurde komplett in das Herrschaftsystem integriert. Daher gab es dann 150 Jahre nach dem Karl, den ersten sächsischen Kaiser.
Das Problem ist eher, dass der Karl der Große zwar das Kerneuropa einigte und der beideutenste Herrscher des frühen Mittelalters in Europa war.
Aber eben auch nur dieses Kerneuropa. Nüchtern betrachtet, passt da kaum ein Blatt Papier zwischen deren Kultur, Einstellungen und Mentalität.
Mit den Slawen, Wikingern oder Mauren (Spanien) hatte man nicht viel am Hut.
Jenseits des Sonderfalls Böhmen und Mähren, grenzte man sich im alten Kaiserreich stark von den Slawen ab. Das führte kurz vor dessen Untergang ja zu der absurden Situation, dass die stärksten Teilländer Österreich und Preußen einen erheblichen Teil ihres Staatsgebiets außerhalb des Kaiserreichs hatten und dieses auch nie in die Strukturen integriert wurde.
Vielleicht hätte man in den Grenzen des Frankenreichs bleiben sollen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (14.05.2023 23:43).