Interessant ist, dass die Runde bei Maybrit Illner am 9.3.2023 darauf hinwies, dass der sich abzeichnende Zermürbungskrieg auch auf eine Frage der Moral hinausläuft, auch wenn die Runde dies etwas anders meinte als ich:
Unsere Waffentrommler und Atomkriegsverharmloser inklusive ihrer Claqueure fordern immer wieder einen deutschen Alleingang! Einige fordern mittlerweile, der Ukraine Kampfjets zu liefern und riskieren damit skrupel- und gewissenlos, die Einbeziehung Deutschlands in den Krieg! Was für Vaterlandsverräter!
Und was abzusehen war, hat der „Sicherheitsexperte“ Masala zum Jahreswechsel 2022/23 offen ausgesprochen. Im nächsten Schritt müssen nach den Kampfpanzern auch Kampfbomber geliefert werden - koste es auch die Einbeziehung Deutschlands in den Krieg, möchte ich skeptisch ergänzen.
Nicht selten erscheinen diese Forderungen als Teil einer - wie mir scheint - Kriegs-Propaganda, die immer zwischen Fakten und Lügen oszilliert, Lügen, denen in unserer Geschichte immer wieder zu viele zum Opfer geworden sind. Und zu argumentieren, wir müßten die Ukraine militärisch unterstützen u.a. auch in Anbetracht dessen, was die deutsche Wehrmacht den Ukrainern im zweiten Weltkrieg angetan hat, ist ja schon schräg, wenn man bedenkt, dass mit erneut von Deutschland gelieferten Waffen heute wieder auch die ukrainischen Gebiete, die aktuell von Russland annektiert sind, bombardiert werden. Das hält aber CDU-Politiker wie Wadephul nicht von entsprechenden Forderungen ab! Schande über ihn!
Diese Situation ermuntert mich zu einer Lektion für diese moralfreien, schnoddrigen, selbst erklärten „Putin-Versteher“:
Es ist unbestritten, dass Russland im Ukraine-Krieg jegliche Moral abgeht. Darüber wurde und wird in unseren Medien ja viel gesprochen.
Die andere Frage ist, welcher Moral wir und der Westen insgesamt folgen und was wir tun können und tun sollten, um diesen barbarischen Krieg schnellstmöglich zu beenden.
Wenn den Waffentrommlern und Atomkriegsverharmlosern in Deutschland à la Merz, Kiesewetter, Wadephul, Röttgen, Strack-Zimmermann, Hofreiter, Göring-Eckardt, Roth, Lanz, Amann, Illner, Maischberger, Will und vielen anderen mehr die Argumente ausgehen, werden gerne Moral und Werte bemüht:
Die Ukraine kämpft doch auch für unsere Freiheit, für unsere Demokratie, für Menschenrechte, wir können doch nicht zuschauen, wie die ukrainische Zivilbevölkerung geschunden wird, wie ukrainische Frauen vergewaltigt werden, wir müssen doch solidarisch mit der Ukraine sein und Ähnliches mehr!
Aber ist diese - häufig mit moralinsaurer Miene, untermalt mit drastischen Bildern aus dem Kriegsgebiet wie anlässlich des ukrainischen Unabhängigkeitstages am 24.8.2022 bzw. der einjährigen Kriegsdquer am 24.2.2023 quasi als Höhepunkt, von den Tagesthemen bzw. von „hart-aber-fair“ zelebrierte, vorgetragene - Argumentationsführung denn richtig? Insbesondere wenn wir uns aus der - eh schon aberwitzigen - Diskussion der Kriegssziele des Westens einmal eines der ursprünglich von den Amerikanern ausgegebenen Kriegsziele herauspicken: Russland so zu schwächen, dass es auf absehbare Zeit nicht mehr in der Lage ist, ein anderes Land zu überfallen bzw. wie es US-Verteidigungsminister Austin sagte: »Wir wollen sicherstellen, dass Russland seine Nachbarn nicht mehr bedrohen und herumschubsen kann«. Dem haben sich dann auch unsere Waffentrommler gerne angeschlossen.
Ein solches Kriegsziel wäre - mal abgesehen von den resultierenden Verlusten des Westens - möglicherweise realistisch, wenn der Westen gegen Russland Krieg führen würde! Hier handelt es sich aber um einen Krieg Russlands gegen die Ukraine und der Westen erklärt klugerweise immer wieder, dass er mit allen Mitteln vermeiden will, in den Krieg im Sinne eines Weltkrieges hineingezogen zu werden, auch wenn der ukrainische Präsident Selensky nichts unterlässt, um die NATO-Länder in den Krieg einzubeziehen (letztes Beispiel: Einschlag einer Luftabwehrrakete aus der Ukraine in Polen). Also ist dieses Kriegsziel doch nur realistisch auf dem Boden der Ukraine zu erreichen. Also muss doch dieser Krieg solange ausgedehnt werden, so befeuert werden, bis dieses Ziel erreicht ist! Was anderes hat das zur Folge, als dass die Ukraine - in dieser Opferrolle - weitgehend zerstört und niedergemetzelt sein wird. Oder, wie es der US-Amerikaner Noam Chomsky ausdrückte, „ der Krieg wird bis zum letzten Ukrainer geführt“. Und selbst Selensky hat mittlerweile erklärt: „Für die Rückeroberung aller Gebiete werden wir bis zum Schluss kämpfen!“ „Wir sind bereit, das Letzte zu geben. Bereit, bis zum Schluss zu kämpfen“, sagte Selenskyj noch am 21.11.2022. Was anderes heißt das, als dass selbst Selensky sich mittlerweile diese Opferrolle anzieht! Das wird auch für ihn nicht gut ausgehen! Bachmut war erst der Anfang!
Und dies wird auch nicht dadurch relativiert, dass die Deutschen, quasi im Gegenzug, entsprechend eben weitere Opfer bringen müßten, wie unsere Waffentrommler suggerieren.
Und hoffen wir, dass am Ende des Tages nicht der berechtigte Vorwurf im Raum steht, der Krieg wurde bis zum letzten Ukrainer geführt, nur weil niemand die Kraft, den Mut und den Anstand hatte, dies zu verhindern.
Und nebenbei, wenn es nach dem Willen der Waffentrommler geht, hätte die, dann endgültig zahnlose, Bundeswehr am Ende fast ihr gesamtes nutzbares Arsenal an die Ukraine abgegeben. Ihre Verteidigungsfähigkeit wäre perdu! Dazu paßt, dass die FAZ im Ukraine-Krieg bereits im Sommer 2022 die „deutsche Kampfmoral“ auf die Probe gestellt sah (FAZ vom 24.8.2022). Das ist eine konsequente Warnung, wenn man Deutschland im Kampf zur Verteidigung seiner Freiheit sieht (FAZ vom 1.12.2022). Das würde auch für Deutschland nicht gut ausgehen!
Ist das die Moral, sind das die Werte, auf deren Basis wir Waffen in die Ukraine schicken?
Nein, davon müssen wir uns schleunigst distanzieren - und von diesen unsäglichen Waffentrommlern und Atomkriegsverharmlosern!
Die Merzens, Kiesewetters, Wadephuls, Röttgens, Söders, Hahns, Webers, Strack-Zimmermänner, Hofreiters, Göring-Eckardts, Bruggers, Bütikhofers, Lanzens, Amanns, Illners, Maischbergers, Wills und viele andere mehr predigen die Unmoral!
Was diese alle völlig ausblenden ist die moralische Pflicht zum Verhandeln.
Das lässt sich auch nicht damit rechtfertigen, dass diese „Putin-Versteher“ - offensichtlich wahrheitswidrig - behaupten, mit Putin könne man gar nicht verhandeln.
Und kaum ist der 366. Kriegstag angebrochen, lassen - nicht nur ukrainische - Militärexperten am Beispiel Bachmut erstmals laute Zweifel an der ukrainischen Kriegsstrategie hören.
PS:
Und auf dieser Linie liegt, dass der US-Kongress den Lend-Lease-Act verabschiedet hat. Das erinnert stark an das Lend-Lease-Gesetz von 1941, welches es US-Präsident Franklin D. Roosevelt erlaubte, kriegswichtiges Material an das britische Empire, China, Russland und Griechenland zu liefern. Washington stellt nun 2022 die enorme Summe von 47 Milliarden US-Dollar zur Verfügung. Das entspricht einem Drittel des Bruttoinlandsproduktes der Ukraine vor dem Krieg. Das läuft auf nichts weniger hinaus als auf die Finanzierung eines totalen Krieges.