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Avatar von OskarMaria

mehr als 1000 Beiträge seit 22.09.2000

Schneller sterben!

Die erste Phase des russischen Angiffskriegs war gekennzeichnet durch die Verschleuderung von Kriegsmaterial. Die Blogger von der niederländischen Webseite Onyx kamen kaum nach, die russischen Verluste an Panzern und anderem schweren Kriegsmaterial zu dokumentieren. Wenn man deren Tagesprotokolle aktuell anschaut, haben sich die russischen Materialverluste inzwischen reduziert.

Ganz anders sieht es mit dem Material Mensch aus. Wir haben aus offenen Quellen seit Beginn des Krieges etwa 1.000 gefallene russische Soldaten pro Monat verzeichnet. Damit sind wir nicht allein, auch andere Quellen kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Und wir wissen, dass es eine Dunkelziffer gibt, über die man nur spekulieren kann.

Aktuell hat sich die Zahl verdoppelt - im Januar haben wir auf ganz Russland hochgerechnet etwa 2.000 getötete Soldaten verzeichnet und es werden immer mehr. Viele Todesmeldungen geben an, dass die Soldaten bei Bakhmut gefallen sind - darunter auch viele Sträflinge von der Gruppe Wagner. Aus Berichten von der Front bei Bakhmut weiß man, dass eine Angriffswelle nach der anderen auf die Verteidiger der Stadt zurollt - bei minimalen Geländegewinnen.

All diese Todesopfer kommen aus den Weiten Russlands, aus den Dörfern und Kleinstädten der Provinz - aber nicht aus den Metropolen wie Moskau oder St. Petersburg und meist auch nicht aus den anderen Großstädten Russlands.

Menschenleben scheinen in der russischen Welt keine große Rolle zu spielen. Genau wie das Kriegsmaterial verheizt wurde, wird jetzt das Material Mensch an der Front geopfert. Kurt Tucholsky zitierte mal einen französischen Politiker:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“

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