... des Westens und der Ukraine müssen nicht unbedingt deckungsgleich sein, unabhängig davon wie man das in Rückeroberungen von Gebieten operationalisiert. Sie sind es sogar ganz fundamental nicht, und das war schon vor dem Angriff Russlands klar.
Biden hat von vorneherein klargestellt, dass die Nato oder die US nicht aktiv eingreifen werden, sollte Russland die Ukraine angreifen. Die Nato hat auch von Beginn an eine direkte Beteiligung ausgeschlossen, und auch ihre Unterstützung der Ukraine an dieser roten Linie ausgerichtet. Daran hat sich nichts geändert.
Die Ukraine andererseits hat durchaus ein Interesse, die Nato direkt an dem Konflikt zu beteiligen. Man erinnere sich nur an die Forderungen nach einer Flugverbotszone in den ersten Wochen des Krieges. Das ist zwar verständlich, aber ebenso verständlich ist auch, dass der Westen diesen Konflikt nicht zu einem umfassenden in Europa eskalieren möchte. Und dieser Widerspruch zeigt sich eben auch in der Bewertung der Unterstützung durch die Ukraine und dem Westen selbst.
Was man allerdings durchaus bemängeln kann, ist das es unterhalb der Schwelle des direkten Eingreifens, offenbar innerhalb der westlichen Unterstützer keine Übereinkunft über die strategischen Ziele gibt, die man der Ukraine zugestehen will. Das mag daran liegen, dass man die Abwägung des Doppelziels, Unterstützung der Ukraine auf der einen Seite, und Nichtbeteiligung am Konflikt andererseits in unterschiedlichen Ländern unterschiedlich trifft.
Und in der Beziehung liegt Selensky dann auch wieder durchaus richtig mit seiner Einschätzung, dass Zeit eine Waffe ist. Wir werden es uns nicht leisten können, diese Diskussion im Ungefähren zu lassen, weil sich daraus auch konkrete Handlungsschritte ergeben. Und wenn die ausbleiben, weil man sich nicht auf konkrete Ziele einigt, dann wird es schwierig eine gemeinsame Linie auf Dauer aufrecht zu erhalten, andererseits auch schwierig die Ukraine mit den notwendigen Mitteln auf Dauer auszurüsten.