Nervig ja, aber kontraproduktiv weniger - die Frage ist eher, welchen Interessen das durchaus produktiv dient.
Klar dient eine Mobilisierung von Affekten bestimmten Interessen.
Meine Frage ist aber auch, warum werden wir alle (ich nehme mich nicht aus, bin meinen eigenen Gefühlen aber skeptisch gegenüber) immer empfänglicher dafür?
Ich habe einem Mitforisten in einem anderen Forum wirklich geraten, sich aus Gründen der seelischen Hygiene und seines geistigen Wohlbefindens von Twitter fernzuhalten.
Man merkte, er wurde mit der Zeit immer paranoider und seine Ansichten immer extremer. Mir machen die sozialen Medien (also ihre Effekte) schon seit einiger Zeit Angst.
Die moralischen Frontstellungen sind ja nicht vom Himmel gefallen, sondern via Medien gezielt etabliert worden. Und zwar seit ziemlich genau Ende 2001.
Auf jeden Fall hat die derzeitige Frontstellung einen langen Vorlauf.
Die semantische Umwidmung des "verstehen Wollens" in den "Putin-Versteher" war der Zwischenschritt und mit der Titulierung von Putin als "Wahnsinnigen" immunisiert man sich inzwischen selber, denn an einem Verrückten gibt es nichts zu verstehen.
Also kann man die Anstrengung der Analyse rationaler Interessen auch unterlassen.
Vom Hobby-Psychologen direkt in die individuelle Arbeitszeitverkürzung. ;-)
Das Problem eben dieser Medien ist, dass sie außer der Emotionalisierung und Mobilisierung von Empörung nichts mehr zu bieten haben.
Warum soll ich "click-bait" lesen, wenn außer "click-bait" nichts mehr drin steht?